Der omnipräsente Jesuit
Aus der medialen Wahrnehmung des Vatikan ist der Jesuit Federico Lombardi eigentlich nicht wegzudenken. Schon lange machte dem Vatikansprecher die Hüfte zu schaffen. Nun legt er ein paar Wochen Zwangspause ein. Er zählt zu den bekanntesten Gesichtern des Vatikan. Zwar rangiert Federico Lombardi als einfacher Pater des Jesuitenordens hierarchisch weit hinter den Kardinälen, Bischöfen und Prälaten der römischen Kurie. Aber als Gesicht und Stimme des Vatikan ist er in der Öffentlichkeit omnipräsent.
Für vier Wochen muss der 72-Jährige nun die Regie-Etagen von vatikanischem Presseamt und Radio Vatikan nach einer Hüft-OP gegen das Krankenlager tauschen. Im Presseamt lässt er sich von seinem Vize Ciro Benedettini und beim Vatikanradio von seinem Programmdirektor und Ordensbruder Andrzej Koprowski vertreten.
Seit fast 25 Jahren ist der aus dem norditalienischen Saluzzo bei Cuneo stammende Lombardi in leitenden Medienfunktionen für den Heiligen Stuhl tätig. Seit 1991 ist er für das Programm von Radio Vatikan verantwortlich; zehn Jahre später übernahm er vorübergehend zusätzlich die Leitung der Vatikan-Fernsehens CTV. Ende 2005 stieg er beim Radio zum Generaldirektor auf, und im Sommer 2006 machte Benedikt XVI. den Jesuiten zum Nachfolger des Opus-Dei-Mannes Joaquin Navarro-Valls als Direktor des vatikanischen Presseamtes.
Information und Organisation
Wie kaum ein anderer kennt Lombardi die vatikanische wie auch die internationale Medienszene. Er informiert ruhig und sachlich, mit breiter theologischer Bildung und Background über den Papst und den Heiligen Stuhl. In vielen Sprachen steht er den Journalisten bei Auslandsreisen des Papstes geduldig Rede und Antwort. Seit seinen Studienjahren in Sankt Georgen in Frankfurt ist er - anders als viele Vatikanmitarbeiter - auch mit dem deutschen Sprachraum vertraut und leistet hier seinen Beitrag zu einer besseren Kommunikation.
Anders als sein Vorgänger versteht sich Lombardi nicht als Sprecher des Papstes. "Der Papst braucht eigentlich keinen persönlichen Sprecher", meint er immer wieder - denn er äußere sich selbst ausreichend und klar. Die Aufgabe des Presseamtes sei vielmehr, den akkreditierten Journalisten die notwendigen Informationsquellen und die autorisierten Texte zur Verfügung zu stellen, Pressekonferenzen zu organisieren - und mitunter auch Missverständnisse zu klären.
Feuerprobe für den Vatikansprecher
Daran mangelte es dem polyglotten Jesuiten, der das Aussehen eines italienischen Intellektuellen mit transalpiner Klarheit und Präzision verbindet, keineswegs. Seine Feuerprobe musste er im Herbst 2006 nach der sogenannten Regensburger Rede und den erregten islamischen Reaktionen leisten. Es folgten später die Affären um den Holocaustleugner Richard Williamson und den "Vatileaks"-Dieb Paolo Gabriele. Immer musste Lombardi die Folgen innervatikanischer Kommunikationspannen nach außen zu glätten versuchen. Mit dem weiterhin guten Medien-Image von Papst Franziskus hat er es seit zwei Jahren zwar leichter - aber auch hier sind zuletzt vermehrt Deutungshilfen und Verständnishinweise geboten.
Anders als etwa ein Regierungssprecher sitzt Lombardi nicht mit an einem vatikanischen Kabinetts-Tisch. Als Presseamtsleiter ist er der Dokumentationsabteilung des Staatssekretariates untergeordnet und erhält seine Informationen in der Regel von dort. Und doch macht gerade Franziskus etliche Termine, ohne seinen Apparat zu informieren.
Selten krank und scheinbar omnipräsent
Seit Monaten hatte Lombardi nun schon sichtbar Probleme beim Gehen. Die einigen hundert Meter zwischen seiner Wohnung in der Jesuitenkurie, der Radiozentrale an der Engelsburg und dem Presseamt direkt am Petersplatz legte er bislang stets zu Fuß zurück. Die Operation in der Klinik Umberto I. sei perfekt verlaufen, hieß es im Vatikan. Schon am Dienstag habe er guter Dinge mit dem Presseamt telefoniert.
Mitarbeiter bezweifeln, dass er sich tatsächlich vier Wochen aus der Arbeit ausklinken wird. In der Vergangenheit war Lombardi höchst selten krank und an seinen Dienststellen omnipräsent. Abends verlässt er meist als einer der letzten den Sitz von Radio Vatikan. Als ehemaliger Pfadfinder habe er eine unverwüstliche Gesundheit, meint ein Radioredakteur. Und da Lombardi schon bisher seine Leitungsaufgaben zum guten Teil telefonisch oder elektronisch erledigte, wird er seine Mitarbeiter sicher schon bald wieder einspannen.
Von Johannes Schidelko (KNA)