Der Architekten-Wettbewerb für die Sankt-Hedwigs-Kathedrale ist entschieden

Der Sieger steht fest

Veröffentlicht am 01.07.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Erzbistum Berlin

Berlin ‐ Der Architekten-Wettbewerb für die Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale ist entschieden. Der erste Preis in Höhe von 65.000 Euro geht an das Büro Sichau und Walter Architekten in Fulda, wie das Erzbistum Berlin am Dienstag bekannt gab. Bei dem Projekt geht es vor allem um die Sanierung der Bischofskirche mit Neugestaltung des Innenraums.

  • Teilen:

Der erstplatzierte Entwurf sieht vor, die umstrittene Bodenöffnung vor dem Altar der Kathedrale zu schließen. An ihre Stelle rückt der Altar ins Zentrum des Rundbaus. Anstelle von Kirchenbänken umgeben ihn künftig kreisförmig Stühle. Derzeit verbindet eine rund acht Meter breite Öffnung Ober- und Unterkirche durch eine Treppe. Der Zugang zur Krypta mit der Grablege der Berliner Bischöfe und des seliggesprochenen früheren Dompropstes und Hitler-Gegners Bernhard Lichtenberg soll künftig vom Vorraum der Kathedrale möglich sein.

Das gegenwärtige Raumkonzept stammt vom Architekten Hans Schwippert (1899-1973). Er schuf es zu Beginn der 1960er Jahre im Rahmen des Wiederaufbaus der kriegszerstörten Kathedrale, die denkmalgeschützt ist. Eine gesetzliche Sonderregelung lässt jedoch bauliche Änderungen zu, wenn dies durch gottesdienstliche Erfordernisse begründet ist.

Entscheidung fiel mit großer Mehrheit

Der Jury-Vorsitzende Kaspar Kraemer erklärte, die Entscheidung sei "mit großer Mehrheit" gefallen. Der Sieger-Entwurf erhalte die Kathedrale "als architektonischen Glanzpunkt". Zudem gelinge es ihm, die Bischofskirche den "veränderten gottesdienstlichen Anforderungen entsprechend aufzuwerten". Alle Wettbewerbsbeiträge, die die Öffnung erhalten wollten, hätten nicht "Schwipperts Raumkunst gerecht werden können".

Bild: ©Walter Wetzler

Der Siegerentwurf für die Neugestaltung des Innenraums der Hedwigkathedrale.

Kraemer räumte zugleich ein, die Denkmalpflege habe sich "in allen Phasen des Verfahrens dafür eingesetzt, die Authentizität und Integrität der außergewöhnlichen Raumschöpfung zu bewahren". Sie bedauere, "dass keine der eingereichten Arbeiten eine denkmalgerechte Lösung darstellt, die das konservatorische Anliegen in angemessener Form erfüllt". Unter den Preisrichtern waren Berlins Landeskonservator Jörg Haspel und Senatsbaudirektorin Regula Lüscher.

Baukosten stehen noch nicht fest

Nach Angaben von Dompropst Ronald Rother ist vorgesehen, den Sieger-Entwurf zu realisieren. Zuvor stünden jedoch weitere Schritte an. So müsse der Entwurf weiter präzisiert und ein Finanzierungskonzept erstellt werden. Deshalb seien die Baukosten derzeit noch nicht verlässlich zu beziffern. Nach Angaben Rothers soll das Projekt vor allem durch Rücklagen des Erzbistums, staatliche Fördermittel, eine neue Stiftung und Sponsoren finanziert werden.

Die Jury verlieh auch zwei dritte Preise in Höhe von je 32.000 Euro. Sie gingen an die "ARGE Ruf und Partner Architekten und J.-C. Quinton" (Berlin) sowie die "o5 Architekten BDA Raab, Hafke, Lang" (Frankfurt/Main). Anerkennungen in Höhe von je 23.000 Euro erhielten "Schulz und Schulz Architekten" (Leipzig) sowie "Reuter Schoger Architekten Innenarchitekten BDA" (Berlin). (KNA)

Stichwort Hedwigskathedrale

Die Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale gehört zu den bedeutenden katholischen Gotteshäusern in Deutschland. Sie ist auch eines der historischen Wahrzeichen der Hauptstadt. Die Bischofskirche des Erzbistums Berlin hat jährlich über 200.000 Besucher. Geweiht wurde der runde Kuppelbau vor 240 Jahren, am 1. November 1773. Architektonisches Vorbild war das antike Pantheon in Rom. Zusammen mit Humboldt-Universität, Staatsoper und Königlicher Bibliothek bildet das Gotteshaus am Boulevard Unter den Linden das Ensemble des Forum Fridericianum. Die Planer waren Wenzeslaus von Knobelsdorff, Jean Laurent Legeay und Johann Boumann der Ältere. Der Bau entstand auch auf Initiative von Friedrich dem Großen. Anlass war die wachsende Zahl der Katholiken in Preußen durch den Ausbau der Armee und die Eroberung Schlesiens. Die Kirche ist nach der Patronin der neuen Provinz, der heiligen Hedwig von Schlesien (1147-1243), benannt. Seit der Weihe wurde die Kirche dreimal umgestaltet. Der bislang stärkste Eingriff fand nach dem Zweiten Weltkrieg statt, in dem Bomben die Kathedrale bis auf die Umfassungsmauern zerstörten. Bis 1963 baute der renommierte Düsseldorfer Architekt Hans Schwippert (1899-1973) sie innen in modernen Formen wieder auf. Eine architektonische Besonderheit ist eine rund acht Meter große Bodenöffnung im Zentrum des Kirchenraums. Über eine Treppe ist damit die Unterkirche mit den Grabkapellen der Berliner Bischöfe und des seligen Dompropsts Bernhard Lichtenberg (1875-1943) erreichbar. Bei einer Neugestaltung des Innenraums wird die umstrittene Bodenöffnung nun geschlossen. (KNA)