Deutsche Bischofskonferenz weiter auf Sparkurs
Die katholischen Bischöfe in Deutschland ringen um die Verteilung der Kirchenfinanzen. Bei einem Treffen, das am Dienstag in Würzburg endete, debattierten die 27 Ortsbischöfe über ein Sparpaket für den "Verband der Diözesen Deutschlands" (VDD). Über diese Dachorganisation finanziert die Kirche ihre bundesweiten Aufgaben, etwa die Hilfswerke und die Auslandsseelsorge, aber auch viele Verbände und Projekte.
Letztlich geht es - ähnlich wie in der Politik - um die Verteilung zwischen Bundes- und Landesebene. Aber anders als beim Staat hat die Bundesebene in der Kirche fast keine Macht und nur sehr wenig Geld. Maßgeblich sind die 27 Bistümer. Die Deutsche Bischofskonferenz ist lediglich das Koordinations-Gremium.
Zusammen addiert erhielten die 27 Bistümer 2015 sechs Milliarden Euro Kirchensteuern von den deutschen Katholiken - mehr als je zuvor. Rund 120 Millionen Euro überwiesen die Bischöfe an den VDD in Bonn. Das sind zwei Prozent. Vor wenigen Jahren waren es noch vier Prozent.
Für die Zentrale bedeutet das: Sparen. Vor gut zehn Jahren beschlossen die Bischöfe mit Blick auf sinkende Kirchensteuereinnahmen, den VDD-Haushalt frühzeitig Schritt für Schritt abzusenken. Viele Haushaltsansätze wurden um zwei Prozent pro Jahr verringert. Im Oktober 2015 wurde außerdem eine "Arbeitsgruppe VDD-Haushalt" eingerichtet. Sie überprüfte jeden Ausgabenposten. Seitdem machen Gerüchte über zusätzliche Kürzungen die Runde.
Vermehrte Reduzierungen von Finanzmitteln
Jetzt schlug unter anderem der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, Alarm: "Mit großer Sorge beobachten wir, dass bei stark gestiegenen Kirchensteuereinnahmen in den Diözesen die Finanzmittel für die überdiözesanen Aufgaben der Kirche weiter reduziert werden." Dieser Rückzug auf die Bistümer schwäche die Kirche und mache sie weniger sichtbar.
Dabei ist der heutige Umgang mit der Kirchensteuer nicht in Stein gemeißelt. Der Bochumer Kirchenhistoriker Wilhelm Damberg verweist darauf, dass sich die starke Konzentration auf die Bistümer erst nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt habe. "Die Zentralverwaltung des Bistums Münster mit 2 Millionen Katholiken umfasste bis 1945 nur rund 30 Personen", berichtet er. Heute seien es 400. Erst seit 1950 zogen die Bistümer und nicht mehr die Gemeinden die Kirchensteuer ein. Das Zweite Vatikanische Konzil und die Medien hätten zusätzlich zur Aufwertung der Bischöfe beigetragen.
Linktipp: Was passiert mit der Kirchensteuer?
Die Kirchen in Deutschland finanzieren sich weitgehend über die Kirchensteuer. Was aber passiert mit der Abgabe? Und warum gibt es die Kirchensteuer überhaupt? Fragen, die das Dossier beantwortet.Auch Sternberg erinnerte in der "Herder Korrespondenz" daran, dass die Selbstorganisation des deutschen Katholizismus früher viel mehr von Laien getragen worden sei. "Durch die Zentralisierung der Einnahmen entwickelte sich seit 1950 trotz Kirchenvorständen und Diözesankirchensteuerräten die Vorstellung, der Bischof selbst sei der Finanzier aller auf Kirchensteuermitteln gegründeten Bauten, Organisationen und Aktivitäten", schrieb er. Eine Fehleinschätzung, so Sternberg, die nicht zuletzt in Prozessen von Gemeindeauflösungen zum Problem werden könnte.
Weitere Kürzungen geplant
Sternberg hofft, dass sich unter Papst Franziskus die Balance ändern wird - hin zu den Bischofskonferenzen. Franziskus spreche sich für mehr Macht der Bischofskonferenzen aus. Die sollten "als Subjekte mit konkreten Kompetenzbereichen" verstanden werden. Dann müssten sie auch finanziell besser ausgestattet werden, so der ZdK-Präsident. "Dass Kirchensteuern bistumsscharf abgerechnet werden, ist nicht gottgegeben", sagte er am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). An der aktuellen Sparrunde hat diese Zukunftsvision wenig geändert.
Wie die Bischofskonferenz am Dienstag mitteilte, wird der "bereits beschlossene Weg fortgesetzt". Bei einigen Institutionen und Projekten werde der Zuschuss "ganz oder teilweise in nächster Zukunft entfallen.» Die Kritik an den Sparplänen haben die Bischöfe gleichwohl zur Kenntnis genommen und wollen darauf reagieren. Sie bekunden nun, dass «im weiteren Revisionsprozess möglichst Härten vermieden werden" sollen. Bei welchen Posten eine geplante Kürzung doch noch zurückgenommen oder abgemildert wird, muss in weiteren Verhandlungen geklärt werden.