Clemens Börsig scheidet freiwillig aus Aufsichtsrat aus

Deutscher Banker kündigt Posten bei der Vatikanbank

Veröffentlicht am 25.05.2016 um 15:10 Uhr – Lesedauer: 
Vatikan

Vatikanstadt ‐ Zwei Banker, darunter der Deutsche Clemens Börsig, verlassen den Aufsichtsrat der Vatikanbank. Börsig kündigte nach nur knapp zwei Jahren. Er soll mit der Strategie der Bank nicht einverstanden sein.

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Der Schritt erfolge "im Rahmen legitimer Überlegungen und Meinungen über die Führung des Instituts mit einer derart speziellen Zielsetzung wie das IOR", heißt es dazu in der Mitteilung. Börsig habe in "einer für die Stabilität und Integrität des IOR wichtigen Phase" einen "kompetenten und qualifizierten Beitrag" geleistet. Außer Börsig legte auch der italienische Banker Carlo Salvatori sein Aufsichtsratsmandat nieder.

Nach einem Bericht des Internetportals "Vatican Insider" sollen die Rücktritte Börsigs und Salvatoris im Zusammenhang mit einem päpstlichen Veto gegen die Einrichtung eines Investmentsfonds in Luxemburg durch das IOR im Mai 2015 stehen. Der Aufsichtsrat habe das Projekt zuvor befürwortet. Börsig und Salvatori hätten sich demnach nicht mit der Linie des Papstes identifizieren können, der das IOR in erster Linie als Finanzdienstleister für Orden und kirchliche Einrichtungen sehe. Börsig gehört dem Aufsichtsrat des IOR seit Juli 2014 an. Damals war das sechs Mitglieder umfassende Gremium komplett erneuert worden. Zuvor war er von 2006 bis 2012 Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank.

Bank hat bislang 5.000 Konten geschlossen

Die Vatikanbank, die in der Vergangenheit aufgrund fehlender Transparenz regelmäßig mit Schwarzgeld in Verbindung gebracht wurde, hat seit 2013 internationale Transparenz-Standards eingeführt. Seither wurden rund 5.000 der vormals 19.000 Konten geschlossen. Das "Istituto per le Opere di Religione" verwaltet Fremdkapital in Höhe von 6,3 Milliarden Euro. Das Geld stammt vor allem von kirchlichen Einrichtungen. Hinzu kommen 800 Millionen Euro des Heiligen Stuhls.

Der "Consiglio di Sovrintendenza" des IOR ist anders als ein deutscher Aufsichtsrat nicht nur ein Kontrollgremium, sondern lenkt auch das operative Geschäft des Geldinstituts. An seiner Spitze steht seit Juli 2014 der Franzose Jean-Baptiste Douville de Franssu. Der Präsident des Aufsichtsrats wird gemeinhin als Vatikanbank-Chef bezeichnet. (KNA)

25.05., 16:30 Uhr: Ergänzt um Hintergründe zum Rücktritt

Linktipp: Mehr Transparenz, weniger Gewinne

Der Kampf gegen Korruption und Geldwäsche in der Vatikanbank IOR kommt gut voran. Zugleich dürfte ein anderer Posten im neuen Jahresbericht bei den Verantwortlichen für weniger Freude gesorgt haben.