Die Frauenquote im Hinterkopf
Leitung in der Kirche müsse als eine vielgestaltige Aufgabe gesehen werden, "die nur im Zusammenspiel der verschiedenen Verantwortungsträger – Klerus und Laien, Frauen und Männer – gelingen kann". Eine spezielle Quote habe man zwar nicht eingeführt, aber doch im Hinterkopf, so Bode. Er sprach sich für einen Frauen-Anteil von etwa einem Drittel in Führungspositionen aus, denn ab dieser Zahl verändere sich etwas in einer Gruppe. Der Bischof stellte vor Journalisten das von ihm herausgegebene Buch "Als Frau und Mann schuf er sie. Über das Zusammenwirken von Frauen und Männern in der Kirche" vor.
19 Prozent leitende Frauen in Ordinariaten
Es fasst die Vorträge eines Studientags zum Thema Frauen der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe zusammen. In dem Buch werden Daten zu Frauen in Generalvikariaten und Ordinariaten genannt. Demnach sind von den Positionen, die überhaupt von Laien besetzt werden können, in der oberen Leitungsebene zu knapp 13 Prozent und in der mittleren Leitungsebene zu gut 19 Prozent von Frauen besetzt. Bode erhofft sich nach eigenen Angaben mit dem Buch eine "verstärkte Diskussion" in Verbänden, Pfarreien und auf allen Ebenen kirchlichen Lebens. Die deutschen Bischöfe seien nun verpflichtet, in den kommenden Jahren "sehr verstärkt darauf zu achten", dass höhere Positionen mit dem weiblichen Geschlecht besetzt werden.
Die Theologieprofessorin und Franziskanerin Margareta Gruber, die im Februar an dem Studientag teilgenommen hatte, zeigte sich vorsichtig optimistisch: Sie habe das Anliegen auf diversen kirchlichen Veranstaltungen vorgestellt und positive Resonanz erhalten, so die Schwester. Sie hält eine Frauenquote für ein sinnvolles Instrument, denn "ohne eine Selbstverpflichtung messbarer Art, passiert nicht viel".
In Bezug auf die Möglichkeit einer Weihe von Frauen sagte Gruber, dass keine Ortskirche das Thema allein angehen könne. Bei dem Studientag hatte der aus Rom angereiste Kurienkardinal Walter Kasper angeregt, über ein eigenes Diakoninnen-Amt nachzudenken, das sich allerdings vom priesterlichen Weiheamt unterscheiden sollte. Eine Priesterweihe bleibe weiter ausgeschlossen, betonte Bode. Der für Pastoral zuständige Bischof regte aber an, über beauftragte Verantwortliche für Diakonie, Liturgie und Katechese nachzudenken.
Diakoninnen-Frage diskutiert
So eine Beauftragung sei für Männer wie Frauen denkbar. Aber auch die Frage des Diakonats solle nicht aus den Augen verloren werden, denn in der Theologie des Diakonats sei derzeit viel im Fluss, so Bode. Er verwies auch darauf, dass es sich hierbei um ein Dienstamt handele, das nichts mit Leitung zu tun habe. Bei Entscheidungen zu wichtigen Themen wie Personal, Missbrauch, aber auch wie zu Jahresbeginn zur "Pille danach" seien Frauen nötig. Das Bewusstsein dafür, wie wichtig das Zusammenspiel von Männern und Frauen sei, müsse sich in der katholischen Kirche noch weiter entwickeln, sagte Bode.
Ausdrücklich verwies der Bischof auf den Standpunkt von Papst Franziskus, der eine Woche zuvor in seinem aufsehenerregenden Interview gesagt habe, dass die Rolle der Frau für die Kirche unabdingbar sei. "Maria – eine Frau – ist wichtiger als die Bischöfe", sagte Franziskus der Jesuitenzeitschrift "La Civilta Cattolica" . Der Papst sprach sich dafür aus, noch mehr an einer gründlichen Theologie der Frau zu arbeiten.
Am Rande der Vollversammlung hatte sich auch der Mainzer Kardinal Karl Lehmann zu dem Thema ausgesprochen: Ihm gehe die verbindliche Klärung einer möglichen Weihe von Frauen zu ständigen Diakoninnen zu langsam, sagte er der Nachrichtenagentur dpa . Er sei dafür, "dass zunächst einmal alle anderen wichtigen Aufgaben für Frauen geöffnet werden, dafür besteht genügend positiver Anlass".
Von Agathe Lukassek