Druck auf den Primas Frankreichs wächst
Dem Erzbischof von Lyon wird vorgeworfen, einen Priester nicht suspendiert zu haben, dem sexueller Missbrauch eines damals 16-Jährigen im Jahr 1990 vorgeworfen wird. Eine entsprechende Anklage gegen den Priester wurde 2009 wegen Verjährung fallengelassen. Der heute 42-jährige Kläger wandte sich zuletzt erneut an die Behörden. Er wird nun neu angehört; eine Voruntersuchung wegen "Nichtanzeige eines Verbrechens" gegen Barbarin wurde eingeleitet. Der Kläger gibt an, im persönlichen Gespräch habe Barbarin ihm gegenüber eingeräumt, genau über den Fall Bescheid zu wissen. Dennoch habe er den Vorfall weder den Strafbehörden mitgeteilt noch den Priester aus der Seelsorge entfernt.
Valls sagte dazu wörtlich: "Es braucht jetzt Taten, Gesten - dass er [der Primas] Verantwortung übernimmt." Er sei zwar kein Richter, so der französische Regierungschef, "aber ein Mann der Kirche, ein Kardinal, Primas von Frankreich, der einen moralischen und intellektuellen Einfluss hat und eine hohe Verantwortung in unserer Gesellschaft trägt, muss den Schmerz [der Opfer] verstehen". Er müsse nun "Verantwortung übernehmen, er muss sprechen und handeln".
Barbarin: Habe immer auf der Seite der Opfer gestanden
Barbarin selbst hatte nach Bekanntwerden der neuerlichen Vorwürfe gebeten, man möge die Untersuchungsbehörden "in Ruhe ihre Arbeit tun lassen" und dass seine Rechte, seine Ehre und die Unschuldsvermutung gewahrt bleiben mögen. Einen Rücktritt schloss er aus und versicherte, immer auf der Seite der Opfer gestanden zu haben. Der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz, Erzbischof Georges Pontier von Marseille, verteidigte Barbarin am Wochenende in einem Interview. Er wisse, dass Barbarin in seinen Diözesen Moulins und Lyon streng gegen Missbrauchsfälle eingeschritten sei. Auf der Seite der Opfer zu stehen, müsse auch der Kurs der Kirche in Frankreich bleiben. Die französischen Bischöfe tagen seit Dienstag bei ihrer Frühjahrsvollversammlung in Lourdes. (KNA)