Ein Diplomat der klaren Worte
Damit hat der 54-Jährige viele bischöfliche Rechte und Pflichten. So vertritt er die Erzdiözese in der Deutschen Bischofskonferenz . Entscheidungen grundsätzlicher Art, die den künftigen Erzbischof langfristig binden würden, darf der Diözesanadministrator jedoch nicht treffen. Auch enden seine Befugnisse, wenn der künftige Erzbischof sein Amt antritt, der in den kommenden Monaten in einem mehrstufigen Wahlverfahren gekürt wird.
Für seine neue Aufgabe ist Przytarski gut gerüstet. In die Führungsebene des Erzbistums rückte der gebürtige Berliner bereits unter Kardinal Georg Sterzinsky (1936-2011) auf. Nach Jahren als Gemeindepfarrer und Krankenhausseelsorger in Berlin ernannte der damalige Erzbischof ihn 2001 zum Offizial. Damit übertrug er ihm die Verantwortung für die Kirchengerichte im Erzbistum. Von 2005 bis 2012 leitete Przytarski zusätzlich das Katholische Büro Berlin-Brandenburg, das die Kirche in der Landespolitik vertritt. 2006 berief Sterzinsky ihn ins Metropolitankapitel. Das Gremium berät den Berliner Erzbischof und ist für die Gottesdienste an der Kathedrale zuständig.
Przytarski scheut nicht das offene Wort
Unter Sterzinskys Nachfolger Woelki setzte sich Przytarskis Aufstieg fort. Woelki machte ihn im März 2012 zu seinem Generalvikar, im April 2013 auch zum Vorsitzenden des Diözesancaritasverbands. Nach seiner Ernennung zum Kölner Erzbischof am 11. Juli berief Woelki ihn zum stellvertretenden Diözesanadministrator. Als weiteren Vertrauensbeweis hatte der Kardinal ihn zuvor beauftragt, den Steuerkreis der laufenden Bistumsreform "Wo Glauben Raum gewinnt" zu leiten.
In dieser Funktion steht Przytarski vor der Herausforderung , zwischen unterschiedlichen Vorstellungen zu moderieren. Umstritten ist vor allem der Plan, die derzeit 105 Kirchengemeinden zu rund 30 Großpfarreien zusammenzulegen. Bei aller bekundeten Bereitschaft zum Dialog beharrt Przytarski auf dem eingeschlagenen Weg in der Überzeugung, "dass es der richtige ist". Gleiches gilt für die geplante Sanierung der Sankt-Hedwigs-Kathedrale. Das Konzept dafür hält er ungeachtet kritischer Stimmen für eine "überzeugende Lösung".
Ein offenes Wort scheute Przytarski auch bei Woelkis Verabschiedung aus Berlin nicht. Die Schlüsselstellung Berlins für die katholische Kirche in Deutschland werde nicht überall erkannt, wenn nun zum wiederholten Mal ein Bischof in ein anderes Bistum abberufen werde, monierte er. "Ist es wirklich klug, den Berliner Bischofssitz für weniger wichtig zu halten als den Kölner?", fragte Przytarski zum Missfallen mancher kirchlicher Spitzenvertreter.
Von Gregor Krumpholz (KNA)