"Ein Erfolg der Demokraten"
Der Erzbischof von Hamburg, Stefan Heße, erklärte die Bundestagswahl 2017 zu einem "Erfolg der Demokraten in Deutschland". Die hohe Wahlbeteiligung zeige die solide Verfassung der Demokratie. Er hoffe auf eine gute und konstruktive politische Kultur sowie eine stabile und handlungsfähige Regierung in der kommenden Legislaturperiode. "Aus meiner christlichen Perspektive müssen soziale Gerechtigkeit und die Integration der Menschen, die zu uns kommen, einen festen Platz auf der politischen Agenda haben", so der Erzbischof.
Von einem "bitteren Abend" sprach der Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (Zdk), Thomas Sternberg, im Hinblick auf den Einzug der AfD in den Bundestag. "Wir haben gehofft, dass sie nicht auf eine so hohe Stimmenzahl kommt." Die Kirche solle die Partei jedoch nicht "besonders hofieren". Es sei wichtig, "dass wir als Kirche wahrnehmen, was die Menschen dazu getrieben hat, in so hoher Zahl eine solche Partei zu wählen. Damit müssen wir uns noch intensiver auseinandersetzen. Das werden wir auch mit aller Kraft tun", kündigte Sternberg im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur an. Die Aufgabe bestehe nun darin, genau darauf zu achten, was die Partei leiste, und Themen wie Islamdialog oder Europa zu bearbeiten, weil diese "durch eine starke AfD beschädigt werden" könnten. "Wir haben es mit einer Partei zu tun, in der zum Kirchenaustritt aufgerufen wurde und die Ausdrücke wie christliches Abendland und Christlichkeit missbräuchlich verwendet", sagte Sternberg, der auch CDU-Landtagsabgeordneter war.
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Bereits vor der Wahl hatte sich der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick über Twitter zu den seiner Ansicht nach wichtigsten Anliegen für die nächste Legislaturperiode geäußert: "Wie immer die Wahl ausgeht, diese Themen müssen auf den Tisch: Deutschland, Gerechtigkeit und Sicherheit, Einheit Europas, Friede, Klima, Zukunft für alle Welt", schrieb er.
Größte demokratische Herausforderung seit Gründung der BRD
Der Zentralrat der Juden in Deutschland hatte prompt auf den Wahlausgang reagiert. Er sieht die Bundesrepublik Deutschland vor der größten demokratischen Herausforderung seit 1949 - dem Jahr ihrer Gründung. "Erstmals ist eine rechtspopulistische Partei, mit starken Überschneidungen zur rechtsextremen Szene, in dieser Größenordnung in den Bundestag gewählt worden", teilte der Zentralrat am Sonntagabend mit. Die anderen Parteien im Bundestag dürften sich von der AfD weder gegeneinander ausspielen noch provozieren lassen. "Ich erwarte von unseren demokratischen Kräften, dass sie das wahre Gesicht der AfD enthüllen und die leeren, populistischen Versprechen der Partei entlarven", sagte Zentralratspräsident Josef Schuster.
Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoglu, forderte: "Wir müssen deutlich machen, dass eine vielfältige und offene Gesellschaft keine Belastung ist, die durch Zuwanderung entsteht, sondern vielmehr eine Chance, um überkommene Verfahrensweisen und Systeme mutig zu überdenken und Chancengleichheit aller in Deutschland lebenden Menschen zu ermöglichen." (jhe/dpa/KNA)