Ein Herz für Häftlinge
Der Direktor der Vatikanische Museen persönlich hatte die rund 50 Insassen der römischen Haftanstalt Rebibbia am Sonntag durch "seine" Hallen geführt, wie Radio Vatikan berichtet. Neben den Vatikanischen Museen besuchten die Häftlinge laut dem Bericht auch den Petersdom und die Vatikanischen Gärten. In der Sixtinischen Kapelle verfolgten sie das Angelus-Gebet des Papstes auf dem Petersplatz.
Sündenvergebung an der Zellentür
Die Sorge für Strafgefangene liegt Franziskus besonders am Herzen. Zuletzt hatte er dies mit Blick auf das Heilige Jahr bekundet. Die Häftlinge, die Gottes "Vergebung am meisten brauchen", sollten in diesem Jahr die Barmherzigkeit des Vaters besonders spüren. Um dies deutlich zu machen, verfügte der Papst zum Jubiläumsablass: "Den Ablass werden sie erlangen können in den Gefängniskapellen und jedes Mal, wenn sie durch die Tür ihrer Zelle gehen und dabei ihre Gedanken und ihr Gebet an Gottvater richten."
Mit Häftlingen von Rebibbia war Papst Franziskus im April persönlich zusammengekommen. Am Gründonnerstag feierte er die Abendmahlsmesse in der Kapelle der Haftanstalt. Dabei vollzog er die traditionelle Fußwaschung an zwölf Insassen. "Jesus liebt uns ohne Grenzen und für immer, jeden einzelnen mit Namen und Vornamen", so der Papst. "Er wird nicht müde, zu verzeihen." Jesus selbst habe sich mit der Fußwaschung an seinen Jüngern selbst erniedrigt, die in der Antike eine typische Sklavenarbeit gewesen sei.
Im Juli beendete Franziskus seinen Besuch in Bolivien mit einem Besuch im größten Gefängnis des Landes. In der Haftanstalt in der Großstadt Santa Cruz forderte er humanere Haftbedingungen und einen brüderlichen Umgang der Häftlinge untereinander. Als Franziskus wenige Wochen vor seiner Lateinamerika-Reise das Turiner Grabtuch besichtigte, saß er beim Mittagessen unter anderem mit jugendlichen Häftlingen zusammen.
Weihnachtsgrüße ins Gefängnis
Zwar nicht mit einem Besuch, aber immerhin mit einem Brief bedachte der Papst die Haftanstalt Latina bei Rom. Mitte Dezember vergangenen Jahres wünschte er damit den inhaftierten Mafiosi und Terroristen ein gesegnetes Weihnachtsfest. Er hoffe, dass sie ihren Aufenthalt im Gefängnis nicht als "verlorene Zeit" oder Bestrafung empfänden, sondern als weitere Gelegenheit, ihren Seelenfrieden und ihre christliche Hoffnung wiederzufinden, hieß es in dem Brief, aus dem Radio Vatikan zitierte.
Themenseite: Papstreisen
Papstreisen Als Oberhaupt der katholischen Kirche absolviert Papst Franziskus regelmäßig Reisen innerhalb Italiens und in andere Länder. Diese Themenseite bündelt die Berichterstattung von katholisch.de zu den Reisen des Heiligen Vaters.Immer wieder bedanken sich Gefängnisinsassen auf der ganzen Welt für die päpstliche Zuwendung in Form von Handwerksarbeiten. Wenn Franziskus im September anlässlich seines USA-Besuchs auch ein Gefängnis in Philadelphia besuchen wird, soll er dort auf einem handgeschnitzten Thron sitzen. Eine Gruppe von Gefangenen hat das Möbel eigens aus Walnuss-Holz gefertigt. Aus Olivenholz besteht ein Kreuzstab, den Strafgefangene aus der norditalienischen Stadt San Remo für Franziskus gebaut haben. Am Palmsonntag vergangenen Jahres nutzte der Pontifex die Ferula genannte Insignie erstmals. Bereits seit 2013 wird der Vatikan zudem mit Hostien aus Argentinien beliefert, die dort von einer Strafgefangenen gebacken werden. Der Papst verwende die Hostien bei seinen täglichen Frühmessen im vatikanischen Gästehaus, berichtete der "Osservatore Romano".
Amnestie bei Papst-Besuch
Geschenke werden jedoch auch in die Gegenrichtung verteilt: Zum Osterfest 2014 ließ Franziskus 1.200 Bibeln an die Insassen der römischen Anstalt Regina Coeli verteilen. Laut einem Bericht des "Osservatore Romano" sollte der päpstliche Almosenverwalter die Miniaturausgaben dort persönlich verteilen. Die Bücher umfassten die vier Evangelien und die Apostelgeschichte. Dem Papst liegen menschenwürdige Haftbedingungen sehr am Herzen. Im Oktober vergangenen Jahres forderte er bei einem Treffen mit Strafrechtlern im Vatikan eine Abschaffung der lebenslangen Freiheitsstrafe. Diese sei eine "heimliche Todesstrafe". Alle Christen seien heute aufgerufen, nicht nur für die Abschaffung der Todesstrafe in allen Formen einzutreten, sondern auch für eine Verbesserung der Zustände in den Gefängnissen, so Franziskus in seiner Ansprache.
Viele Gefangene verdanken dem Papst das ultimative Geschenk: Ihre Freilassung. So entließ etwa Sri Lanka im Januar anlässlich des Papstbesuches 692 Häftlinge vorzeitig aus ihrer Strafe. Die Regierung der Philippinen, welche Franziskus bei der gleichen Reise besuchte, wollte eine Amnestie für dutzende Häftlinge ursprünglich sogar ausdrücklich als Geschenk für den Papst bezeichnen. Das kommunistische Kuba begnadigte laut einem Bericht des Parteiorgans "Granma" insgesamt 3.522 Gefangene - nahm aber nach dpa-Angaben im Gegenzug wenige Tage später Dutzende Aktivistinnen der Frauengruppe "Damas de Blanco" fest. Franziskus wird die Karibik-Insel ab Ende der Woche bereisen. Bereits vor dem Besuch von Papst Benedikt XVI. im Jahr 2012 wurden auf Kuba zahlreiche Häftlinge begnadigt. (mit Material von KNA)