Heute wird Felipe neuer König von Spanien

Ein Katholik auf dem Thron

Veröffentlicht am 19.06.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Monarchie

Madrid ‐ Heute wird im spanischen Parlament aus Kronprinz Felipe der neue König: Felipe VI. Von seinem Vater Juan Carlos erbt er auch den Titel der "Katholischen Majestät". Schon seit Jahrhunderten führen Spaniens Könige diesen einst vom Papst vergebenen Ehrentitel. Trotzdem werden bei der schlichten Krönungszeremonie im Plenarsaal des Parlaments religiöse Symbole fehlen.

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Auch wird es im Anschluss keinen feierlichen Gottesdienst in der Madrider Almudena-Kathedrale geben. Und seinen Eid schwört der 46-jährige Kronprinz auch nicht wie sein Vater auf "Gott und die heiligen Evangelien", sondern nur auf die Verfassung. "Felipe ist ein tiefgläubiger und praktizierender Katholik und sich der katholischen Geschichte und Tradition der spanischen Monarchie sehr bewusst", erklärt der Kenner des Königshauses Jose Apezarena. Da Spanien aber offiziell ein nicht-konfessioneller Staat ist, schließe der neue König "jeglichen religiösen Charakter seiner Thronbesteigung aus".

Apezarena kennt den Kronprinzen seit Jahrzehnten. Schon die Tatsache, dass der Madrider Zarzuela-Palast eine eigene Kapelle verfügt, in der jeden Sonntag ein Gottesdienst für die Familie gefeiert wird, zeige die enge Beziehung der Bourbonen mit dem Katholizismus, sagte Apezarena der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der Generalsekretär und Sprecher der spanischen Bischofskonferenz ist sich ebenfalls der religiösen Überzeugung des künftigen Königs sicher, ließ Padre José María Gil Tamayo verlauten. Dies gelte auch dann, wenn der Rahmen der Zeremonie nicht religiöse geprägt sei.

Felipe verbirgt seine katholischen Wurzeln nicht

Jahrelang diente Felipe in der Familienkapelle als Messdiener. Vor allem seine Mutter Sofia legte großen Wert auf eine katholische Erziehung ihres Sohnes. Sie besuchte sogar mehrere Schulen in Madrid und prüfte deren Lehrplan und die Methoden des Religionsunterrichts, bevor sie sich für eine Schule entschied. Felipe selbst schickt seine beiden Töchter Leonor (8) und Sofia (7) auf die private Grundschule Santa Maria de los Rosales im Nordwesten Madrids.

Auch ansonsten verbirgt Felipe seine katholischen Wurzeln nicht vor der Öffentlichkeit. Seiner Frau Letizia gab er 2004 das Ja-Wort in der Kathedrale von Madrid. "Mich überraschte das große Interesse, mit der Felipe und Letizia den Ehevorbereitungskurs absolvierten", verriet jüngst Kardinal Jose Manuel Estepa Llaurens. "Über Monate trafen wir uns zweimal pro Woche."

Bild: ©KNA

Die spanische Monarchie pflegt traditionell ein enges Verhältnis zur katholischen Kirche. Hier ist König Juan Carlos mit Papst Johannes Paul II. zu sehen.

Eine der ersten Reisen nach der Hochzeit führte Felipe und Letizia nach Rom, wo sie im Vatikan - gemäß der Tradition - Papst Johannes Paul II. besuchten und ihn um seinen Segen baten. Spaniens Bischöfe sind überzeugt, dass auch Juan Carlos Thronerbe die traditionell engen Verbindungen zwischen Kirche und Königshaus beibehalten wird.

Vertrauen in den Staat erneuern

Die Herausforderungen für den neuen König sind groß: Spanien leidet weiter an den Folgen der schweren Wirtschaftskrise. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 25 Prozent; unter den Jugendlichen ist sogar die Hälfte ohne Job. "Felipes Krönung bedeutet eine Art symbolischen Neustart. Er kann den Menschen in der aktuell schwierigen Lage wieder Hoffnung geben», meint Königshausexperte Apezarena.

Und nach Überzeugung des Historikers Pablo Perez von der Universität Navarra kann Felipe durch sein Verhalten und Auftreten auch das Vertrauen in den Staat erneuern. Immer neue Korruptionsskandale haben in den vergangenen Jahren das Vertrauen der Spanier in die Regierung, in Parteien und sogar in die Königsfamilie selbst zerstört.

Seine politischen Handlungsmöglichkeiten sind allerdings beschränkt. Felipes Vater Juan Carlos kam beim Übergang Spaniens von der Franco-Diktatur zur Demokratie und bei der Niederschlagung des Staatsstreichversuchs franquistischer Militärs 1981 zwar eine zentrale historische Rolle als Garant für die Stabilität und Einheit Spaniens zu. Heute sind der Spielraum und die Rolle des Königs jedoch sehr viel begrenzter.

Er ist zwar Staatsoberhaupt, hat aber wie der Bundespräsident in Deutschland eher repräsentative Aufgaben. Zudem hat er Gesetze zu unterschreiben und die Regierung und Minister zu ernennen und zu entlassen. Im Konflikt zwischen der Zentralregierung und den zunehmend nach Unabhängigkeit strebenden Katalanen und Basken kann Felipe, so heißt es, als "neutrale Instanz" immerhin vermitteln und den Dialog wiederherstellen. (som/KNA)

Verlautbarung der spanischen Bischöfe

Das Exekutivkomitee der Spanischen Bischofskonferenz würdigt im Namen aller spanischen Bischöfe den Lebensweg seiner Majestät, König Juan Carlos I, und dankt ihm für sein großzügiges Engagement und seinen Beitrag zur jüngsten spanischen Geschichte, insbesondere zur Einsetzung und Konsolidierung des demokratischen Lebens, der vor allem während der Phase der "Transición", des politischen Übergangs (vom Franquismus zu einer parlamentarischen Monarchie, Anm. d. Red.) von großer Relevanz war. Sein Dienst an Spanien war von außerordentlichem Wert. Wir sind davon überzeugt, dass er jetzt in der Person des Prinzen von Asturien, Don Felipe de Borbón y Grecia, fortbestehen wird, der, wie wir bei seinen verschiedenen Auftritten in der Öffentlichkeit feststellen konnten, seine Qualifikation und Kompetenz bereits bestätigt hat. Wir bitten Gott darum, dass er seine Majestäten, das Königspaar Don Juan Carlos und Doña Sofia, in dieser neuen Etappe ihres Lebens weiterhin unterstützen möge und dass er der Krone von Spanien bei ihrem Dienst an der Verfassung helfe, der ihr anvertraut ist. (Übersetzung von Christina Weyand)

Bischöfe bitten um Gebet

Das Exekutivkomitee der Spanischen Bischofskonferenz (Conferencia Episcopal Española, CEE) hat in seiner letzten Versammlung vom 11. Juni beschlossen, die Empfehlung an die Bischöfe der CEE herauszugeben, in den Gottesdiensten der kommenden Sonntage ein Gebet für den zukünftigen König Don Felipe de Borbón y Grecia einzuschließen. Es wird außerdem empfohlen, an weiteren Tagen im Kirchenjahr, so wie es die Liturgie der Kirche vorsieht, Bittgottesdienste für die Regierenden zu halten. (Übersetzung von Christina Weyand)