Ein "Nein" aus Rom
Kritisch äußerte er sich auch zum Umgang mit dem Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst . In einem Interview mit der Mainzer "Allgemeinen Zeitung" am Montag bekräftigte Müller die Unauflöslichkeit der Ehe als ein Sakrament. "Wir wissen, dass es schwierige Situationen gibt, etwa wenn ein Ehepartner verletzt oder böswillig verlassen wurde", sagte der Präfekt der Glaubenskongregation. Aber das Problem werde nicht dadurch gelöst, dass menschliche Regeln Gottes Wort außer Kraft setzten.
Müller hob in dem Interview jedoch die Möglichkeit hervor, die Gültigkeit einer Ehe im Nachhinein überprüfen zu lassen. Dazu gehöre zum Beispiel die Frage, ob das Ziel einer Ehe, Kinder zu zeugen, von Anfang an ausgeschlossen war. Diese Möglichkeit der Überprüfung sei bisher zu "wenig bekannt". Gleichzeitig betonte er, dass wiederverheiratete Geschiedene nicht aus der kirchlichen Gemeinschaft ausgeschlossen seien. "Sie bleiben Teil der katholischen Kirche", so der Kardinal. "Wir sind nicht ausschließlich die Gemeinschaft der Reinen, sondern auch der Sünder."
Glückwünsch und Erwartungen an Müller
Müller hielt sich am Wochenende zu Feierlichkeiten in Mainz auf. Sein Bruder Günther feierte seinen 70. Geburtstag in Mainz-Finthen, dem Heimatort der Geschwister. Im Bischöflichen Ordinariat hießen Kardinal Karl Lehmann und das Domkapitel Müller, der Priester des Bistums Mainz ist, willkommen. Er war am 22. Februar von Papst Franziskus zum Kardinal erhoben worden.
Beim Empfang in Mainz-Finthen überreichte der Mainzer Diözesanverband des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend einen Brief an Müller, in dem die Mitglieder ihm sowohl zu seiner Kardinalsernennung gratulierten, aber auch ihre Erwartungen formulierten. "Zur Zeit scheint es uns, als sei Kardinal Müller angetreten, um die Türen, die Papst Franziskus aufstößt, möglichst unmittelbar mit Verweis auf die Eindeutigkeit der katholischen Lehre wieder zuzuschlagen", sagte Vorstandsmitglied Ina May. Papst Franziskus lade zum Dialog – auch über den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. Als Präfekt werde Müller die Zukunft der Kirche richtungsweisend mitprägen, erläuterte May. Der BDKJ erwarte von ihm, dass er zu allererst zuhöre und nicht "vom hohen Ross vermeintlicher Gewissheiten aus urteilt".
Müller nimmt Tebartz-van Elst in Schutz
Zu der Diskussion um die Zukunft des Limburger Bischofs Tebartz-van Elst erklärte Müller außerdem, dass er keine Gründe für eine Absetzung von Tebartz-van Elst sehe. Was gegen den Bischof laufe, sei Rufmord. "Da gibt es offenbar eine Lust auf Menschenjagd", sagte Müller. Er verwies auf ähnliche Fälle wie dem von Ex-Bundespräsident Christian Wulff. Kritik übte er auch am ehemaligen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, und dem Trierer Bischof Stephan Ackermann. Beide hatten ihm geraten, sich mangels Zuständigkeit aus dem Fall Tebartz-van Elst herauszuhalten. "Beide sollten sich auf die bischöfliche Kollegialität und christliches Verhalten Mitbrüdern gegenüber besinnen", sagte Müller. (mit Material von dpa und KNA)
Von Sophia Michalzik