Ein Tag weltweites Gebet
Aufgerufen hatte der Papst dazu in seiner Botschaft zur Fastenzeit, in der er feststellte, dass jeder Einzelne der Versuchung der Gleichgültigkeit ausgesetzt sei. "Wir sind von den erschütternden Berichten und Bildern, die uns das menschliche Leid erzählen, gesättigt und verspüren zugleich unser ganzes Unvermögen einzugreifen," so Franziskus. Das erste, was man tun könne, um nicht in diese "Spirale des Schreckens und der Machtlosigkeit" hineingezogen zu werden, sei das Gebet in der Gemeinschaft der Kirche. Die Initiative des Papstes solle ein Ausdruck der "Notwendigkeit des Betens" sein.
Den Startschuss zu "24 Stunden für den Herrn" gibt Franziskus am Freitag selbst, wenn er um 17 Uhr im Petersdom einen "Gottesdienst zur Versöhnung" feiert und die Möglichkeit zur individuellen Beichte anbietet. Vergangenes Jahr kniete sich der Papst zunächst spontan selbst in den Beichtstuhl und bekannte seine Sünden, bevor er anderen die Beichte abnahm. Die Initiative sieht dann weiter vor, dass in jeder Diözese auf der Welt mindestens eine Kirche einen Tag lang für die Eucharistische Anbetung und den Empfang des Bußsakraments offen gehalten wird. Neben Kathedralen und gewöhnlichen Gotteshäusern schließen sich auch Ordensgemeinschafen an, ob nun in Europa oder Afrika, Texas oder Kerala.
Eine Ermutigung für die Fernstehenden
Der Neuevangelisierungsrat möchte mit der Aktion nicht nur die Aktiven in den Kirchengemeinden erreichen. Es gehe auch um einen "Appell, dass wer fernsteht, sich wieder dem Herrn annähert", sagte der Sekretär der Kurienbehörde, Erzbischof Jose Octavio Ruiz Arenas, der italienischen Internetseite Aleteia. Nach Ansicht der Kirche gebe es viele Menschen, die eine Ermutigung bräuchten, um sich dem Glauben wieder zuzuwenden, so Ruiz.
Etwa das Bistum Augsburg versucht, diesen ersten Schritt in die Kirche möglichst niederschwellig anzubieten und verknüpft das 24-Stunden-Gebet mit dem "Nightfever". Das ist eine aus dem Weltjugendtag in Köln vor zehn Jahren entstandene Initiative, bei der junge Menschen am Wochenende abends in Fußgängerzonen Passanten einladen, in einer nahegelegenen Kirche eine Kerze anzuzünden. In dem kerzenbeleuchteten Gotteshaus mit ruhiger Live-Musik können sie dann auch länger Innehalten und das Gespräch mit Seelsorgern suchen.
Im Augsburger Dom schließt sich das "Nightfever" an eine Abendmesse mit Bischof Konrad Zdarsa an. Bis kurz vor Mitternacht wird der Dom geöffnet sein und auch die vom Papst gewünschten Elemente Anbetung und Beichte anbieten. Ab Samstagmorgen folgen mehrere Messen und eine Abschlussvesper um 17 Uhr.
Gebet und Anbetung in allen Teilen der Republik
Ähnliche Veranstaltungen bieten die Bistümer und viele Pfarreien quer durch Deutschland. Ganz im Westen, genauer gesagt in der Kirchengemeinde Horstmar und Leer im Bistum Münster, läuten Kommunionkinder mit einem "Singen für den Herrn" das Fastengebet ein, das bis Samstagabend in verschiedenen Gotteshäusern fortgeführt wird. Im Osten der Republik, dem sorbischen Teil des Bistums Dresden-Meißen, schließen sich zwei Kirchengemeinden zusammen und halten gemeinsam Anbetung in Crostwitz.
Die Diözese Speyer fokussiert sich auf die Klöster ihres Bistumsgebiets und macht diese zu offenen Zentren für das 24-Stunden-Gebet. Bei Dominikanerinnen, Franziskanern und Trappistinnen kann man in Speyer, Ludwigshafen, Blieskastel und im Kloster Gethsemani am Freitag bis spät in den Abend vor der Monstranz mit dem Allerheiligsten verweilen. Der Wallfahrtsort Maria Rosenberg in Waldfischbach-Burgalben will gar die gesamten 24 Stunden geöffnet sein und auch über Nacht den Empfang des Sakraments der Versöhnung ermöglichen. "Vielen Menschen liegt eine schwere Last auf der Seele", sagt Rosenberg-Direktor Volker Sehy. "Ich hoffe, dass die Initiative ihnen Mut macht, sich einmal auszusprechen."
Von Agathe Lukassek