Eine "Botschaft" an die orthodoxe Christenheit
Im Blick auf die Flüchtlingskrise appellieren die orthodoxen Kirchenführer an die Länder, in denen Flüchtlinge Schutz suchten, "bis zur Grenze oder sogar über die Grenze ihrer Möglichkeiten hinaus" Hilfe zu leisten. Weiter hebt die zwölf Punkte umfassende Erklärung das "fundamentale Menschenrecht auf den Schutz der Religionsfreiheit" hervor.
Die von den Vorstehern der am Konzil teilnehmenden Kirchen und allen weiteren Delegationsmitgliedern unterzeichnete "Botschaft" fasst die zentralen Themen und Beschlüsse des "Heiligen und Großen Konzils" zusammen. Dessen oberstes Ziel sei es gewesen, die Einheit der Orthodoxen Kirche zu proklamieren. Diese sei "keine Föderation von Kirchen", sondern die "Eine, Heilige, Katholische und Apostolische Kirche" des Glaubensbekenntnisses. Zugleich wird die "große Wichtigkeit" des Dialogs vor allem mit nicht-orthodoxen Christen unterstrichen. Dabei dürfe es aber niemals "Kompromisse in Glaubensangelegenheiten" geben. Angesichts der "Explosionen des Fundamentalismus" in unterschiedlichen Religionen setzt sich das Konzil ferner für einen "nüchternen interreligiösen Dialog" ein.
Vorsteher der griechisch-orthodoxen Kirche fehlt beim Gottesdienst
Ohne Homosexualität ausdrücklich zu verurteilen, wird die Ehe als die "unauflösliche liebende Verbindung von Mann und Frau" bekräftigt. Im Blick auf das Verhältnis von Glaube und Naturwissenschaft würdigt das Konzil zunächst deren Leistungen und erklärt, in diesen Fragen keine "Vormundschaft" anzustreben. Die Kirche wolle auch nicht zu allen wissenschaftlichen Fragen Position beziehen. Zugleich wird an die "negativen Konsequenzen" mancher Errungenschaften wie die Manipulation der Freiheit, den Verlust kostbarer Traditionen und die Zerstörung der natürlichen Umwelt erinnert. Dies seien "Fragen der moralischen Werte". Die ökologische Krise, heißt es weiter, habe "geistliche und moralische Ursachen". Die christliche Antwort darauf sei die Forderung nach "Buße" und einer asketischen Grundhaltung.
Beim Abschlussgottesdienst fiel das Fehlen des Vorstehers der Orthodoxen Kirche von Griechenland, Erzbischof Hieronymos von Athen, auf. Grund war dem Vernehmen nach, dass er sich mit seiner Forderung nicht durchsetzen konnte, in die "Botschaft" auch einen Absatz über die mit Rom "unierten" Ostkirchen aufzunehmen. Seine Unterschrift findet sich aber unter dem verabschiedeten Text. Außer der "Botschaft" veröffentlichte das Konzil noch eine längere, elf Textseiten umfassende "Enzyklika".
Das am vergangenen Sonntag in Heraklion eröffnete Konzil tagte unter dem Vorsitz des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. in der Orthodoxen Akademie von Kolymvari westlich von Chania. Die 166 Bischöfe der zehn beteiligten Kirchen berieten und beschlossen sechs Dokumente zu innerorthodoxen Fragen sowie zum Verhältnis der orthodoxen Kirche zur modernen Welt und den Beziehungen zur "übrigen christlichen Welt". Vor allem das Thema Ökumene war heftig umstritten, wobei es um die Frage ging, ob die nichtorthodoxen Kirchen als "Kirche" zu bezeichnen seien. (bod/KNA)