"Engel der Liebe"
Schwester Maria Euthymia wurde als Emma Üffing am 8. April 1914 in Halverde im Kreis Steinfurt als fünftes von insgesamt zehn Kindern geboren. Nach einer hauswirtschaftlichen Ausbildung im Sankt-Anna-Krankenhaus in Hopsten trat sie mit 20 Jahren in Münster der Kongregation der "Barmherzigen Schwestern der allerseligsten Jungfrau und schmerzhaften Mutter Maria" bei - besser bekannt als Clemensschwestern. Dort absolvierte die gerade mal 1,56 Meter große Ordensfrau eine Ausbildung zur Krankenschwester.
Seit 1936 war Euthymia im Sankt-Vinzenz-Hospital in Dinslaken beschäftigt, wo sie ab dem Jahr 1943 kranke Kriegsgefangene und Fremdarbeiter pflegte. Ihnen wollte sie durch ihr Wirken "etwas Heimat in der Fremde" schenken. Aus dieser Zeit stammen auch die Bezeichnungen "Engel aus der Barbara-Baracke", "Engel der Liebe" und "Mama Euthymia".
Trotz harter Arbeit übernahm Euthymia freiwillig Nachtwachen am Bett von Sterbenden
Im kriegszerstörten Krankenhaus wurde ihr die Leitung der Wäscherei übertragen. Ab 1948 übernahm sie diese Aufgabe im Mutterhaus und in der Raphaelsklinik in Münster. "Sie wirkte, ohne viel zu sagen, nur durch eine Ausstrahlung, die man nicht in Worte fassen kann", berichtete eine Mitschwester, die mit Euthymia in der Klinik-Waschküche arbeitete. Täglich galt es, zehn große Maschinen Bettwäsche, Kittel und Schürzen zu waschen. Trotz der harten Arbeit übernahm die Schwester freiwillig Nachtwachen am Bett von Sterbenden.
Am 9. September 1955 starb die von tiefer Frömmigkeit geprägte Maria Euthymia an einer Krebserkrankung. "De Schwester, de doar vandage stuorben ist, dat was ne Hillige! - Die Schwester, die da heute gestorben ist, das war eine Heilige", meinten die Patienten von der Männerstation. Kranke, Besucher, Angestellte und Schwestern suchten die aufgebahrte Schwester in der Totenkapelle auf.
Wunder geschah am Tag nach ihrem Tod
Bereits am Tag nach ihrem Tod ereignete sich das, was im Seligsprechungsverfahren als Wunder anerkannt wurde. Schwester Maria Avelline Koenen, deren Hand zwischen die Walzen einer Bügelmaschine geriet und die sich dadurch schwere Verbrennungen und Quetschungen zugezogen hatte, bat am offenen Sarg um Fürsprache. Innerhalb kürzester Zeit und für Mediziner unerklärlich heilte die Verletzung. Damit setzte gleich nach dem Tod die Verehrung von Schwester Euthymia ein.
Gleichzeitig wurde damit begonnen, Fakten aus ihrem Leben zusammenzutragen. Schließlich stellten die Clemensschwestern einen Antrag auf die Seligsprechung. Den Prozess eröffnete 1959 der damalige Bischof von Münster, Michael Keller. Briefe, Postkarten, Notizbücher und lose Zettel - alle Hinterlassenschaften der Ordensfrau kamen auf den Prüfstand. 32 Zeugen wurden über ihr Leben befragt - darunter Euthymias 82-jährige Mutter. Ein langwieriges Verfahren, das sich 42 Jahre lang hinzog. Gemeinsam mit dem Bergmann, Journalisten und Gewerkschafter Nikolaus Groß und weiteren fünf Frauen und Männern wurde Schwester Euthymia am 7. Oktober 2001 in Rom durch Papst Johannes Paul II. seliggesprochen - und damit als vorbildliche Christin anerkannt.