Kirche war mehr als drei Monate in Händen von Terroristen

Entweihte Kathedrale auf den Philippinen zurückerobert

Veröffentlicht am 31.08.2017 um 15:05 Uhr – Lesedauer: 
Terrorismus

Marawi ‐ Drei Monate war die St.-Marien-Kathedrale auf Mindanao in den Händen von Islamisten. Nun hat die philippinische Armee sie zurückerobert. Die Schäden sind groß - nicht nur am Kirchengebäude selbst.

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Die philippinische Armee hat die St.-Marien-Kathedrale in Marawi auf der Insel Mindanao im Kampf gegen islamistische Rebellen zurückerobert. Nun werde man Pläne für den Wiederaufbau und die Wiederherstellung der Kirche entwerfen, sagte der Bischof der Territorialprälatur Marawi, Edwin de la Peña y Angot, am Donnerstag im Gespräch mit dem päpstlichen Hilfswerk Kirche in Not.

Seit Mai hatten sich die philippinische Armee und Kämpfer der islamistischen Terrorgruppe "Maute" erbitterte Gefechte in Marawi geliefert und dabei auch die Kathedrale erobert. Die Terroristen verstehen sich als Vorhut der Milizen des "Islamischen Staates" auf Mindanao, der zweitgrößten Insel der Philippinen. Bei den Kämpfen sollen mehr als 700 Menschen ums Leben gekommen sein, darunter auch rund 70 Zivilisten. Die meisten der 200.000 Einwohner konnten allerdings aus der Stadt fliehen.

Anfang Juni war unter anderem ein Video aufgetaucht, dass die islamistischen Kämpfer dabei zeigte, wie sie in der Kathedrale Heiligenstatuen zertreten, ein Kruzifix von der Wand reißen und darauf eintreten, sowie Bilder der Päpste Franziskus und Benedikt XVI. zerreißen und die Kirche anschließend in Brand setzen.

"Kein christlich-muslimischer Konflikt"

In den vergangenen Wochen habe die Armee die Kathedrale zunächst von Sprengfallen befreien müssen, berichtet das Hilfswerk jetzt. Die Wände der Kathedrale seien von Kugeln durchsiebt und der Altar komplett zerstört worden. Fragmente zerstörter Ikonen und andere Gegenstände lägen verstreut auf dem Boden. "Nur eine einzige enthauptete Statue ist stehen geblieben", so Kirche in Not. Wichtiger als die Beseitigung der Schäden sei jedoch der Wiederaufbau der christlichen Gemeinde und der guten Beziehungen zu den Muslimen, die in Marawi lebten, sagte Bischof de la Peña. Während insgesamt mehr als 80 Prozent der philippinischen Bevölkerung katholisch ist, ist die Region um die Stadt Marawi mehrheitlich muslimisch geprägt.

Außer der Kathedrale habe die Armee auch die Große Moschee in Marawi zurückerobern können, berichtete Kirche in Not weiter. Obwohl sie nicht so stark verwüstet worden sei wie die katholische Kirche, seien die Zerstörungen auch dort massiv. Die Terroristen hätten unter anderem Löcher und Tunnel unter der Moschee gegraben und Schießscharten in die Mauer der Moschee gebohrt. Laut lokalen Politikern haben auch christliche Polizisten und Soldaten bei der Sicherung und Reinigung des muslimischen Gebetshauses geholfen. Dies sei ein Zeichen, dass die Kämpfe in Marawi "kein christlich-muslimischer Konflikt" seien.

Die Terroristen kontrollieren aktuell nur noch ein kleines Gebiet in Marawi. Laut Angaben des Hilfswerks befinden sich aber noch über 50 christliche Geiseln in ihren Händen, darunter auch der Generalvikar der Prälatur Marawi, Teresito Suganob.  (bod)