Erscheinung am Rande
Als sie eine gute halbe Stunde später fertig ist, stellt sich die Frage: Geht sie die wenigen Schritte hinüber zum Katholikentag? Zeitgleich läuft in der Oper das kurzfristig anberaumte Podium: "Von der seltsamen Rückbesinnung auf das 'Christliche Abendland' - Populismus, Nationalismus, Neue Rechte in Europa". Doch Petry winkt ab: "Ich bin froh, wenn ich mal einen Tag für mich habe - und abgesehen davon, sind wir ja ausgeladen worden."
ZdK-Präsident Thomas Sternberg weist diese Lesart stets zurück. Vertreter der AfD seien nie eingeladen worden, "das ist ein Unterschied". Es gehe den Veranstaltern der Katholikentage um konstruktive Dialoge, anstatt den teilweise menschenverachtenden Parolen der AfD eine Bühne zu bieten. Petry ihrerseits wirft der katholischen Kirche vor, sich nicht christlich zu verhalten, wenn sie die AfD und ihre Mitglieder ausgrenze: "Das tut man einfach nicht. Wenn ich eines über Kirche gelernt habe, dann, dass die Tür für jeden offen ist."
Ein Duell auf Distanz
Es bleibt ein Duell auf Distanz - mit jeder Menge schriller Begleittöne, nicht zuletzt im Internet. Der sachsen-anhaltische AfD-Landtagsabgeordnete Hans-Thomas Tillschneider etwa schreibt auf seiner Facebook-Seite, das ZdK habe "mit der ecclesia catholica, von der bei Augustinus die Rede ist, ungefähr so viel gemeinsam wie ein Bordell mit einem Nonnenkloster". Die Themen, bei denen sich die AfD zu profilieren versucht, standen auch beim Katholikentag im Fokus: Flüchtlinge, Asyl, Integration, Islam. Dabei war die Abgrenzung zu den Rechtspopulisten einhelliger Tenor. Caritas, Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) und der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki wiesen die Äußerung des bayerischen AfD-Landesvorsitzenden Petr Bystron zurück, die Kirchen betrieben ein "Milliardengeschäft" mit der Flüchtlingskrise.
De Maiziere sprach von einer "Beleidigung" für die Helfer, Woelki von einer "gestörten Realitätswahrnehmung" der AfD. Der Kardinal plädierte gleichwohl für eine Auseinandersetzung der Politik mit der Partei. Auch den Medien komme die Aufgabe zu, sehr pointiert aufzuzeigen, wo "diese angebliche Alternative für Deutschland" nicht mehr mit der Verfassung und ihren Grundwerten übereinstimme und wo sie sich in reinem Rechtspopulismus ergehe.
Hartnäckig hielt sich unterdessen in Leipzig die Diskussion, ob nicht doch AfD-Vertreter auf Podien hätten mitdiskutieren sollen. SPD-Chef Sigmar Gabriel lobte die Entscheidung, AfD-Politiker außen vor zu lassen. ZdK-Vizepräsidentin Claudia Lücking-Michel hingegen sagte der Deutschen Welle: "Wenn wir sie hier eingebunden hätten, wäre das Ganze vielleicht anders oder weniger wahrgenommen worden." Aus heutiger Sicht sei nicht klar, ob eine Nichteinladung "wirklich klug war".
AfD-Diskussion überlagert Katholikentag
ZDF-Chefredakteur und ZdK-Mitglied Peter Frey kritisierte eine starke Fokussierung vieler Medien auf das Thema. Er sei "etwas entsetzt, dass die Frage 'AfD ja oder nein?' die Berichterstattung über den Katholikentag überlagert". Aus seiner Sicht hätten die Organisatoren besser Vertreter der Partei zugelassen und dabei "zum Beispiel über das christliche Menschenbild diskutiert". Eine solche Öffnung hätte die Fixierung auf das Thema verhindern können.
Allen massiven inhaltlichen Differenzen zum Trotz hat Petry nach eigenem Bekunden nicht grundsätzlich mit den Kirchen gebrochen: "Ich habe nie aufgehört zu denken, dass Kirche eine gute Sache ist." Sprach's und radelte davon.