Katholische Verbände gegen Praenatest als Regelleistung

Erzbischof Becker: Behinderte Kinder annehmen

Veröffentlicht am 13.04.2018 um 12:40 Uhr – Lesedauer: 
Woche für das Leben

Bonn ‐ Die bundesweite "Woche für das Leben" widmet sich in diesem Jahr der Pränataldiagnostik. Paderborns Erzbischof Hans-Josef Becker und die katholischen Verbände haben dazu eine klare Meinung.

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Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker hat zu einer Annahme von behinderten Kindern aufgerufen. "Nicht die Selektion des Kindes, sondern nur eine weitreichende Inklusion der Familien mit behinderten oder kranken Kindern wird eine menschenwürdige Gesellschaft herbeiführen", erklärte er am Freitag in Paderborn zur bundesweiten ökumenischen "Woche für das Leben". Diese setzt sich von Samstag bis zum 24. April unter dem Motto "Kinderwunsch. Wunschkind. Unser Kind!" mit der Pränataldiagnostik auseinander.

Es sei wichtig, die Zuwendung zum Leben nicht von Prognosen der Pränataldiagnostik abhängig zu machen, sagte Becker. Diagnosen, die zum Beispiel eine genetische Erkrankung oder Behinderung eines Kindes feststellten, führten häufig zur vorzeitigen Beendigung der Schwangerschaft und damit zur Tötung des ungeborenen Kindes. Die Gesellschaft habe aber eine solidarische Verantwortung für das Leben. Becker rief dazu auf, an einer lebensbejahenden Gesellschaft mitzuwirken. Der Erzbischof dankte Beratungsinitiativen, die Frauen, Paare und Eltern unterstützten, um ihnen ihr "Ja zum Kind" und eine gemeinsame Zukunft zu ermöglichen.

atholischen und evangelischen Frauenverbände warnen unterdessen vor einer Ausgrenzung von Menschen mit Behinderungen und deren Eltern. "Wir wünschen uns eine inklusive Gesellschaft, in der jede und jeder willkommen ist, mit all ihren und seinen Merkmalen", erklärte die Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Mechthild Heil, am Donnerstag. Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB), die Evangelischen Frauen in Deutschland (EFiD) und die kfd sprachen sich in ihrer gemeinsamen Erklärung deshalb dagegen aus, dass nicht-invasive Pränataldiagnostik (NIPD), wie etwa der "Praena-Test", in der frühen Schwangerschaft eine kassen­ärztliche Regelleistung der Schwangerenvorsorge werden.

kfd-Bundesvorsitzende Mechthild Heil
Bild: ©kfd/Kay Herschelmann

Mechthild Heil ist seit Juni 2017 Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands. Die kfd ist mit rund 500.000 Mitgliedern der größte Frauenverband und der größte katholische Verband Deutschlands.

Die zunehmende Konfrontation mit Angeboten der Pränatal­diagnostik in der Schwangerschaft führe zu Verunsicherungen und Ängsten, so die Frauenverbände weiter. Darüber hinaus erzeuge sie ein gesellschaftliches Klima, in dem Menschen mit Beeinträchtigungen und deren Eltern ausgegrenzt würden.

Das Kolpingwerk Deutschland äußerte sich ebenfalls ablehnend zum Praenatest als Regelleistung. Er diene keinerlei therapeutischen Zwecken, sondern stelle ausschließlich ein Selektionsinstrument zur Feststellung von Trisomie 21 bei Ungeborenen dar, die nicht therapierbar sei. "Eine größere Form der Diskriminierung von Menschen mit Behinderung ist kaum vorstellbar", so der katholische Sozialverband. Die Gesellschaft dürfe nicht den Blick für die Grenzen zwischen dem technisch Machbaren und dem ethisch Vertretbaren verlieren.

Mit der jährlichen "Woche für das Leben" treten katholische und evangelische Kirche gemeinsam für den Schutz menschlichen Lebens in all seinen Phasen ein. Eröffnet wird diesjährige Aktion am Samstag in Trier. Bundesweit finden in der Woche Tausende von Veranstaltungen statt, vor allem in Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen. Begründet wurde die Aktion 1991 von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). 1994 schloss sich der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an. (bod/KNA)