Seit Monaten eskaliert der Streit um Kirchenbesitz

Erzbischof: Besuch vom Gerichtsvollzieher tat weh

Veröffentlicht am 31.12.2016 um 11:22 Uhr – Lesedauer: 
Luxemburg

Luxemburg ‐ Der Trennungsprozess von Staat und Kirche in Luxemburg zieht sich hin: Seit Monaten gibt es Streit um Eigentumsfragen bei Kirchenbesitz. Kurz vor Weihnachten bekam der Erzbischof unangenehmen Besuch.

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Als schmerzlich hat der Erzbischof von Luxemburg, Jean-Claude Hollerich, die Eskalation eines Streits um Eigentumsfragen bei Kirchengebäuden bezeichnet. "Wenn der Bischof wenige Tage vor Weihnachten Besuch von einem Gerichtsvollzieher bekommt und vor Gericht zitiert werden soll, dann ist dies keine schöne Angelegenheit", sagte Hollerich am Samstag dem "Luxemburger Wort". Er verbinde andere Dinge mit Weihnachten: "Das Ganze tut mir weh." Hollerich war kurz vor dem Christfest vom Syndikat der Kirchenfabriken (Syfel) beklagt worden.

Die Vertretung von rund 285 lokalen Gremien zur kirchlichen Vermögensverwaltung wehrt sich gegen die Überführung des lokalen Kirchenbesitzes in einen neu zu gründenden Fonds auf diözesaner Ebene. Hollerich betonte, er verstehe zwar die Sorgen der Menschen vor einer Neuordnung der Eigentumsverhältnisse, könne aber das Gerede von einer Enteignung nicht verstehen: "Der Besitz wird auch in Zukunft lokal verwaltet, und dies in aller Transparenz." Spenden von Gläubigen, auf die die Kirche angewiesen sei, würden nicht "in einer Dunkelkammer" verschwinden. Die Arbeiten an den Statuten des Fonds seien fast abgeschlossen, sagte Hollerich. In 80 Gemeinden seien die Verhandlungen zwischen den Kirchenräten und kommunalen Gremien bereits abgeschlossen.

Linktipp: Scheidungsprozess mit Hindernissen

Ein historischer Erfolg sollte das am 26. Januar 2015 geschlossene Abkommen zur Trennung von Staat und Kirchen in Luxemburg sein. Ein Jahr später zieht sich der Scheidungsprozess hin. Vor allem um Eigentumsfragen wird gestritten. (Artikel von Januar 2016)

Seit Monaten eskaliert der Streit des Syfel mit Erzbistum und Regierung zusehends. Im Sommer legte Innenminister Dan Kersch einen Gesetzentwurf vor, wonach die rund 500 Kirchen und Kapellen des Großherzogtums künftig nicht mehr von den Kirchenfabriken, sondern von einem neuen Fonds verwaltet oder den Kommunen zugesprochen werden sollen. Dies wäre mit einer Entmachtung der Kirchenfabriken verbunden, denn der Fonds soll dem Erzbistum unterstellt werden. Mit politischem Druck und den Klagen wehrt sich das Syndikat gegen die Neuordnung der Eigentumsverhältnisse.

Der Religionsunterricht wurde ersetzt

Im Januar 2015 hatten sich die Luxemburger Regierung und die Religionsgemeinschaften des Landes auf mehrere Abkommen geeinigt, nach denen das Staat-Kirche-Verhältnis neu geregelt wurde. Religions- und Ethikunterricht wurden durch das neue Fach "Leben und Gesellschaft" ersetzt. Zudem erhalten die Kultusgemeinschaften weniger finanzielle Unterstützung vom Staat. In dem traditionell katholischen Großherzogtum bekennen sich rund 40 Prozent der Bevölkerung zur katholischen Kirche. (KNA)