Letzte Anhörung der australischen Missbrauchskommission

Erzbischöfe räumen "katastrophales Versagen" ein

Veröffentlicht am 23.02.2017 um 15:10 Uhr – Lesedauer: 
Oper und Brücke Syndney
Bild: © Fotolia
Missbrauch

Sydney  ‐ "Das war ein Verbrechen, Herr Erzbischof." - "Ja, das stimmt." Mit einem Schuldeingeständnis ist die letzte Anhörung der australischen Missbrauchkommission zu Ende gegangen.

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Die führenden katholischen Erzbischöfe Australiens haben der Einschätzung eines "katastrophalen Versagens" der Kirchenführung im Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs zugestimmt. Zum Ende der dreiwöchigen letzten Anhörung der Kommission über sexuellen Missbrauch von Kindern durch Priester und Mitarbeiter der Kirche waren am Donnerstag die fünf Erzbischöfe von Sydney, Melbourne, Perth, Adelaide und Brisbane vor der Kommission erschienen.

"Das war ein Verbrechen, Herr Erzbischof", sagte Gail Furness, Anwältin der Kommission, laut australischen Medienberichten (Donnerstag) zu Erzbischof Philip Wilson von Adelaide. Der 66-Jährige ist wegen Vertuschung von Missbrauchsfällen vor einem Gericht angeklagt. Wilson habe geantwortet: "Ja, das stimmt."

Sydneys Erzbischof Anthony Fisher sprach demnach von "kriminellem Verhalten" angesichts "offenkundiger Probleme". Erzbischof Timothy Costelloe von Perth habe arrogantes Verhalten mitverantwortlich für den Missbrauchsskandal gemacht. Die Kirche habe lange gedacht, sie sei "einzigartig" und stehe über den Dingen, so Costelloe.

Erzbischöfe: Nie mehr Ausreden und Vertuschungen

Die Erzbischöfe wiederholten laut den Medienberichten nachdrücklich bereits früher gemachte Erklärungen, dass so etwas nie wieder passieren dürfe. Fisher betonte, dass es in seinem Erzbistum "nie mehr Ausreden, Vertuschungen und Pädophile auch nur in der Nähe unserer Kirchen und Schulen geben darf". Erzbischof Mark Coleridge von Brisbane versicherte demnach, die Kirche müsse sich "feierlich verpflichten, Teil der Problemlösung zu sein". Die Befragung der Erzbischöfe wird am Freitag fortgesetzt.

Zu Beginn der Anhörung Anfang Februar hatte die Kommission Daten über das Ausmaß des Missbrauchs in der katholischen Kirche veröffentlicht. Demnach hatten 4.444 Personen angegeben, zwischen 1980 und 2015 von Priestern, Ordensleuten und Mitarbeitern kirchlicher Einrichtungen sexuell missbraucht worden zu sein. Das Durchschnittsalter der Opfer lag den Angaben zufolge bei etwa elf Jahren. Mit 90 Prozent waren Jungen die mit Abstand größte Opfergruppe.

Die australische Regierung hatte 2013 die Kommission zur Untersuchung des Umgangs von weltlichen Institutionen, Kirchen und Religionsgemeinschaften mit Missbrauchsfällen eingesetzt. Der Abschlussbericht der Kommission wird für Dezember erwartet. (KNA)