Evangelische Farbenlehre
In seiner Rede vor dem Plenum hob der Bischof von Essen, Franz-Josef Overbeck, die Verpflichtung der Kirchen zur Sorge für die Hungernden in der Welt hervor. Zugleich betonte Overbeck die „Einheit von Hilfe und Verkündigung“ der beiden Kirchen. "Wir träumen in der katholischen Kirche nicht nur vom Geld, wir träumen auch davon, dass es genügend gibt für alle", sagte Overbeck unter Bezug auf das Motto der Synode: "Es ist genug für alle da – Welternährung und nachhaltige Landwirtschaft".
Zugleich sprach er sich dafür aus, bei der Entwicklungshilfe nicht auf die Verkündigung der christlichen Botschaft zu verzichten. "Wir dürfen nicht nur Brot verteilen", so Overbeck weiter. Dann würden die Menschen nie aus ihren Elendsstrukturen entkommen. Die Kirche sei von ihrem Wesen her verpflichtet zu helfen, fügte der Essener Bischof hinzu. "Sie darf die Hilfe aber nicht beziehungslos zur Botschaft Jesu gestalten." Für Christen sei die Sorge um die Hungernden in die Welt "handelnde Verkündigung und verkündigendes Handeln".
Neue Präses im dritten Anlauf
Zuvor war es in Düsseldorf am Sonntagabend spät mit der Wahl einer neuen Präses geworden. Im dritten Anlauf wählten die Anwesenden nach siebstündiger Wahl die ehemalige Bundesbauministerin und FDP-Politikerin Irmgard Schwaetzer zur Vorsitzenden der EKD-Synode. 91 von 115 Stimmen entfielen auf die 71-Jährige.
Der dritte Wahlgang war notwendig geworden, weil zuvor weder der favorisierte ehemalige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) noch die frühere Vorsitzende des Bremer Kirchenausschusses, Brigitte Boehme, die Stimmenmehrheit erreichen konnten. Beide zogen nach dem zweiten Wahlgang ihre Kandidatur zurück, so dass der Nominierungsausschuss nach neuen Kandidaten suchen musste. Schwaetzer erklärte sich schließlich zur Kandidatur bereit und hatte im dritten Wahlgang keine Gegenkandidaten.
"Ich möchte, dass wir diese Synode mit großer Würde und möglichst geschlossen zu ihrem Ende führen", sagte Schwaetzer vor ihrer Wahl. Ihre Amtszeit endet im Frühjahr 2015. Die Wahl war nötig geworden, nachdem die bisherige Synoden-Präses Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen) ihr Amt nach der Bundestagswahl niedergelegt hatte. Die studierte Pharmazeutin Schwaetzer saß von 1980 bis 2002 im Deutschen Bundestag. Sie war von 1987 bis 1991 Staatsministerin im Auswärtigen Amt und von 1991 bis 1994 Bundesministerin für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau.
Günther Beckstein trug seine überraschende Niederlage mit Fassung. "Für die Spitze der EKD wäre es sehr ungewöhnlich gewesen, einen religiös Konservativen und politisch Konservativen an der Spitze zu haben", sagte Beckstein am Montag dem Bayerischen Rundfunk (BR). "Die Farbenlehre der evangelischen Kirche ist an der Spitze, dass rosarot bis feuerrot vertreten ist und pastellgrün bis tiefgrün." Beckstein will nun Vize-Präses des Kirchenparlaments bleiben.
Landesbischof: Europa darf sich nicht abschotten
Mit der neuen Vorsitzenden widmet sich die Synode am Montag nun ihrem eigentlichen Schwerpunkt: Welternährung und nachhaltige Landwirtschaft. Zu dem Thema sprechen mehrere Wissenschaftler, zudem soll eine Resolution dazu vorbereitet werden. Hintergrund ist die Nahrungsmittelknappheit in vielen Teilen der Erde.
Der Berliner Landesbischof Markus Dröge hat auf dem Treffen bereits die ungerechte Verteilung der Ressourcen und die Abschottung Europas gegen Flüchtlingsströme angeprangert. "Wir spüren, da stimmt etwas nicht", sagte er am Montagvormittag bei einer Bibelarbeit. Gegensteuern sei dringend erforderlich. "Die Herausforderungen gehen weit über die gewohnten regionalen und nationalen Ansätze hinaus." Dröge forderte unter anderem eine Öffnung Europas für Flüchtlinge, statt sich an den Außenmauern abzuschotten.
Die EKD-Synode tagt noch bis Mittwoch. Unter anderem wollen die Synodalen noch über den Haushalt der Evangelischen Kirche in Deutschland beraten. Die 126 Delegierten des Kirchenparlaments vertreten 20 Landeskirchen mit rund 23,5 Millionen Gläubigen. Die Synode ist eines von drei EKD-Leitungsgremien. Die anderen sind der Rat und die Kirchenkonferenz. (meu/KNA/dpa)