Deutliche Worte bei römischer Tagung "Voices of Faith"

Ex-Präsidentin Irlands: Kirche "Reich des Frauenhasses"

Veröffentlicht am 08.03.2018 um 17:18 Uhr – Lesedauer: 
Ex-Präsidentin Irlands: Kirche "Reich des Frauenhasses"
Bild: © KNA
Frauen

Rom ‐ Der Frauen-Kongress "Voices of faith" durfte nicht im Vatikan tagen – stattdessen sind jetzt die Jesuiten Gastgeber. Ein Grund für die Ausladung war die Einladung von Irlands Ex-Präsidentin – und die teilte nun kräftig aus.

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Die ehemalige irische Präsidentin Mary McAleese hat zum Weltfrauentag in scharfen Worten die Haltung des Vatikans zu Frauen kritisiert. "Die katholische Kirche ist eine der letzten großen Bastionen des Frauenhasses. Sie ist ein Reich des Frauenhasses", sagte die 66-Jährige in Rom. Dort begann am Donnerstag die Konferenz "Voices of Faith", ein Treffen reformorientierter Katholiken, die sich für die volle Gleichstellung von Frauen in der Kirche einsetzen.

Bereits am Vortag hatte sie sich frustriert über den Umgang der katholischen Hierarchie mit Frauen in der Kirche geäußert. Auch das Pontifikat von Papst Franziskus sei für sie eine "Reise in die Enttäuschung". Während sie zu Beginn seiner Amtszeit noch Hoffnungszeichen gesehen habe, sei sie inzwischen ernüchtert. Zwar würden der "Genius" und das "Mysterium" der Frau beschworen, es fehle aber an konkreten Schritten zu einer stärkeren Beteiligung von Frauen an der Kirchenleitung.

"Was mir Angst macht, ist, dass unsere Hierarchie Christus auf einen ziemlich unattraktiven Politiker reduziert hat, der frauenfeindlich, homophob und gegen Abtreibung ist", sagte McAleese, die von 1997 bis 2011 als irisches Staatsoberhaupt amtierte. Den Ausschluss von Frauen von der Priesterweihe nannte sie einen "als Theologie getarnten Frauenhass". Die Gründerin von "Voices of Faith", die Schweizer Anwältin Chantal Götz, betonte, die Forderung nach der Zulassung von Frauen zum Priesteramt sei nicht das primäre Anliegen der Gruppe. Vielmehr gehe es darum, mit den Kirchenvertretern in Dialog zu treten und die Stimme von Frauen hörbar zu machen.

Vom Vatikan ausgeladen

Seit ihrer Gründung 2014 tagte die Initiative viermal innerhalb des Vatikans. Nachdem der Leiter der Vatikanbehörde für Laien, Familie und Leben, Kardinal Kevin Farrell, verlangt hatte, drei der in diesem Jahr vorgesehenen Rednerinnen von der Liste zu streichen, verlegten die Organisatorinnen die Tagung in die Generalkurie der Jesuiten. Man bleibe jedoch weiterhin im Gespräch mit den vatikanischen Stellen, versicherte Götz. "Voices of Faith" entsendet auch eine Vertreterin zu einem vatikanischen Vorbereitungstreffen vom 19. bis 24. März für die im Oktober stattfindende Bischofssynode zum Thema Jugend.

Der Papst setzte am Donnerstag einen Tweet zum Weltfrauentag ab, in dem er allen Frauen dankte, die "jeden Tag danach streben, humanere und einladendere Gesellschaften zu bauen". Er hat eine Kommission eingesetzt, die die Rolle von Diakoninnen in der frühen Kirche untersuchen soll.

In der vergangenen Woche sorgte ein Bericht der Vatikan-Zeitung "L'Osservatore Romano" für Aufsehen, in dem Ordensfrauen  herabwürdigende Zustände bei der Arbeit für Priester beschrieben. Viele von ihnen müssten trotz akademischer Qualifikationen schlecht bezahlte Hausarbeit machen, hieß es darin. (fxn/KNA/dpa)