Explodiert das koreanische Pulverfass?
Voller Sorge blickt die Welt nach Nordkorea. Die Angst vor einer militärischen Eskalation zwischen dem kommunistischen Regime von Diktator Kim Jong-un und den USA wird nach den Ereignissen der vergangenen Tage immer größer.
Jüngster Höhepunkt der Eskalation: US-Präsident Donald Trump meldete sich am Dienstag aus seinem Sommerurlaub zu Wort und drohte der Führung in Pjöngjang indirekt mit militärischer Gewalt. Wenn Nordkorea seinen Konfrontationskurs fortsetze, werde er diesem mit "Feuer, Zorn und Macht, wie die Welt es so noch nicht gesehen hat" begegnen, sagte Trump ausgerechnet am 72. Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Nagasaki. Es sei für Nordkorea besser, den USA nicht weiter zu drohen.
Weitere Kampfansagen aus Nordkorea
Eindruck machten Trumps Aussagen in Nordkorea allerdings nicht, vielmehr reagierte das Regime von Kim Jong-un mit weiteren Kampfansagen: Die nordkoreanischen Streitkräfte zögen einen Raketenangriff auf die US-Pazifikinsel Guam "ernsthaft in Erwägung", meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Mittwoch. Laut eines Sprechers der nordkoreanischen Armee könne der Plan "jederzeit" ausgeführt werden, sobald Staatschef Kim Jong-un die Entscheidung dazu treffe.
Linktipp: Wo Christen Staatsfeinde sind
Nirgends ist die Situation für Christen so schlimm wie in Nordkorea. Der Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk war bereits mehrfach dort. Im Interview berichtet er von Messen in Pjöngjang, dem Führerkult um Kim Jong-un und der Hoffnung auf Veränderung.Steht die Welt also kurz vor einem verheerenden Krieg zwischen den USA und Nordkorea? Wie viele andere beobachtet auch die katholische Kirche die aktuelle Entwicklung mit großer Sorge. Der Vorsitzende der Koreanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Hyginus Kim Hee-jong, warnte im Umgang mit dem Kim-Regime vor einer weiteren Eskalation: "Die koreanische Halbinsel ist ein Pulverfass, das jederzeit explodieren und einen neuen Krieg auslösen kann", sagte Hee-jong bei einer Gedenkveranstaltung zum 64. Jahrestag des Endes des Koreakriegs. Wenn der Frieden nicht endlich Einzug auf der geteilten Halbinsel halte, sei er in ganz Nordostasien bedroht.
In diesem Zusammenhang wiederholte Hee-jong auch die Kritik der Bischöfe seines Landes an der Stationierung eines US-Raketenabwehrsystems in Südkorea. Das System, das spätestens Ende des Jahres einsatzbereit sein soll, könne Korea keinen Frieden bringen. "Es ist illusorisch, Frieden mit Waffen erreichen zu wollen", so Hee-jong.
Der frühere Vertreter des Vatikan bei den Vereinten Nationen in Genf, Erzbischof Silvano Maria Tomasi, antwortete auf die wechselseitigen Drohungen von Nordkorea und US-Präsident Donald Trump mit deutlicher Kritik. Gewisse Personen und Länder betrachteten Atomwaffen offenbar weiterhin als legitimes Verteidigungsinstrument, klagte er. Während auf der Welt das Bewusstsein um die sinnlose und unterschiedslose Zerstörungskraft von Nuklearwaffen wachse, spielten andere mit dem Feuer. Gegen die nukleare Bedrohung könne man sich "nur dadurch verteidigen, dass man die atomaren Bewaffnungen komplett eliminiert", sagte Tomasi gegenüber "Radio Vatikan".
Unterstützung für seine Drohungen gegen das Kim-Regime erhielt Trump dagegen vom einflussreichen US-Baptistenprediger Robert Jeffress. "Gott hat Trump die Befugnis erteilt, Kim Jong-un aus dem Spiel zu nehmen", sagte Jeffress laut einem Bericht der "Washington Post" (Dienstag). Die Bibel gebe sehr klare Anweisungen für den Umgang mit Handlangern des Bösen. "Gott hat die Herrschenden mit umfassender Macht ausgestattet, damit sie alles Nötige – Krieg eingeschlossen – unternehmen, um das Böse zu stoppen."
Papst spricht Menschen auf Guam Mut zu
Der Baptistenprediger steht Trump bereits seit Längerem zur Seite. Er gehörte zu den sechs Geistlichen, die den Milliardär bei dessen Amtseinführung im Januar spirituell begleiteten. Zuvor war er mehrfach durch diskriminierende Äußerungen über Schwarze, Muslime und Homosexuelle aufgefallen.
Im Vatikan sprach Papst Franziskus in seiner Generalaudienz am Mittwoch unterdessen Pilgern aus Guam Mut zu. Nach den Drohungen Nordkoreas gegen die US-Pazifikinsel sagte das Kirchenoberhaupt: "Für euch und eure Familien erbitte ich die Gnade des Herrn Jesus, damit ihr in euren Häusern und Gemeinschaften ein Zeichen der Barmherzigkeit und der christlichen Hoffnung sein könnt." Von den rund 171.000 Einwohnern Guams sind nach Angaben des Vatikan mehr als 145.000 katholisch. (mit Material von KNA)