"Extra omnes!"
Unter Leitung von Kardinal Giovanni Battista Re, dem ältesten der Kardinalbischöfe, legten die Papstwähler den Eid ab. Sie schwörten, denjenigen zu wählen, den sie für den am meisten geeigneten halten. Dann hörten sie noch eine geistliche Ansprache des maltesischen Kardinals Prosper Grech (87). Auch er kann altersbedingt nicht im Konklave bleiben. Nach seinem Vortrag sind die Papstwähler nun unter sich. Die Wahl des neuen Papstes, des Nachfolgers von Benedikt XVI. soll unter der vorgeschriebenen Abgeschiedenheit erfolgen.
77 Stimmen von den insgesamt 115 Wählern braucht derjenige, der als Papst aus dem Konklave hervorgeht. Man kann davon ausgehen, dass es einer der 115 Wahlmänner ist. 77 ist die Zweidrittelmehrheit, wie sie Benedikt XVI. in der von ihm modifizierten Wahlordnung für die gesamte Dauer des Verfahrens festgeschrieben hat.
Es ist nicht zwingend, dass die Kardinäle noch am Einzugstag einen ersten Wahlgang vornehmen, aber es ist sehr wahrscheinlich. Dazu müssen sie den Namen ihres Kandidaten auf den Zettel schreiben, in dessen oberer Hälfte der Vordruck steht: "Eligo in Summum Pontificem" ("Ich wähle zum Papst").
Zuvor wurden drei Wahlhelfer ausgelost; weiter drei Kardinäle, die gegebenenfalls die Wahlzettel der Kranken einsammeln, sowie drei Wahlprüfer. Die Zettel, die laut Wahlordnung mit verstellter, aber klarer Schrift ausgefüllt werden sollen, müssen zweimal gefaltet und in die Wahlurne gelegt werden. Anschließend werden sie gemischt, gezählt, kontrolliert und dann öffentlich ausgewertet. Ist der Wahlgang abgeschlossen, werden die Zettel gelocht, zusammengebunden und mit den übrigen Notizen verbrannt.
Allerdings dürfte die Bestimmung der Farbe des Rauchs, der kaum vor 20 Uhr erwartet wird, infolge der Dunkelheit schwierig ausfallen. Der Kamin auf dem Dach der Sixtina, auf das die TV-Kameras aus aller Welt gerichtet sind, wird zwar angestrahlt. 2005 war es jedoch selbst bei normalem Tageslicht schwierig, die Farbe des Rauchs zu bestimmen.
Beobachter rechnen nicht mit einem langen Konklave. Ob es jedoch bereits am zweiten Tag eine Entscheidung gibt wie 2005 mit Kardinal Joseph Ratzinger, ist fraglich. Allerdings dauerte im 20. Jahrhundert keine Papstwahl länger als fünf Tage. Wenn es diesmal ebenso wäre, gäbe es bereits bis Sonntag einen neuen Papst.
Noch einmal stand am Morgen vor dem Einzug ins Konklave der zurückgetretene Benedikt XVI. im Mittelpunkt. Bei der Messe Pro eligendo Papa würdigte Kardinaldekan Angelo Sodano (85) das "leuchtende Pontifikat" des Ratzinger-Papstes. Danach aber richtete Sodano den Blick nach vorne: auf den künftigen Nachfolger des Apostels Petrus.