Noch kein endgültiges Konzept für die Kurienreform

Fertige Projekte und offene Baustellen

Veröffentlicht am 12.06.2015 um 17:00 Uhr – Von Von Johannes Schidelko (KNA) – Lesedauer: 
Kurie

Vatikanstadt ‐ Es war bereits das zehnte Mal, dass in dieser Woche der Kardinalsrat zur Kurienreform tagte. Mit dem Vorhaben sind große Hoffnungen verbunden - es geht um Verbesserungen im Vatikanapparat, aber auch generell um den Reformwillen des Papstes. Mittlerweile wurden schon einige Konzepte erarbeitet, doch eine klare Linie steht noch aus.

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Diese Leitlinien müssen in der Präambel der Kurien-Konstitution definiert sein, über die der K9-Rat in dieser Woche ausführlich beraten hat - wenn auch noch nicht abschließend. Sie muss regeln, wie die Koordination innerhalb der Kurie verbessert werden soll, ob etwa häufigere Kabinettssitzungen eine Lösung sind. Dann dürfte die Präambel erneut die pastorale Bedeutung der Kurienarbeit betonen, ihren Dienstcharakter für die Ortskirchen. Sie muss zeigen, ob und wo in den Vatikanbehörden künftig mehr Laien Platz erhalten. Und überhaupt muss geklärt werden, was Rom klären muss, und was die Ortskirche selbst entscheiden kann.

Unterdessen rätseln Beobachter, nach welcher Gesamtstrategie der K9-Rat seine Arbeit angeht. In die systematischen Beratungen anhand des bisherigen Kurien-Organigramms wurden immer wieder andere Themen eingeschoben. Für etliche Bereiche, etwa für Wirtschafts-, Rechts- oder Medienfragen wurden Unterkommissionen gebildet und auswärtige Berater beschäftigt. Deren Ergebnisse wurden dann nach und nach abgerufen.

Wirtschaftssekretariat auf ruhigem Weg

Am weitesten sind bereits die Reformen des durch die Skandale um die Vatikanbank IOR lange belasteten Wirtschafts- und Finanzbereichs gediehen. Was auch damit zusammenhängen dürfte, dass hier zwei Mitglieder des K9-Rates unmittelbar verantwortlich zeichnen. Nach einem holperigen Start ist das neue Wirtschaftssekretariat unter dem australischen Kardinal George Pell nun auf einem ruhigen Weg. Gleiches gilt für den Wirtschaftsrat, der vom Münchener Kardinal Reinhard Marx koordiniert wird.

Bild: ©KNA

Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, ist MItglied des Rates zur Kurienreform. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf Fragen zur Wirtschaft.

Fortschritte verzeichnen auch die Rechts- und Strukturmaßnahmen gegen die Missbrauchsskandale in der Kirche, die ebenfalls ein K9-Ratsmitglied, der Bostoner Kardinal Sean Patrick O'Malley, betreut. Eine eigene Kinderschutzkommission wurde gegründet. Und soeben wurde bei der Glaubenskongregation eine eigene Gerichtsinstanz eingerichtet, die Versäumnisse von Bischöfen bei solchen Fällen ahnden soll.

Auch für die zersplitterte vatikanische Medienlandschaft hat der K9-Rat einen Weg vorgegeben. Die bislang selbstständigen Bereiche sollen innerhalb von vier Jahren schrittweise zusammengeführt werden - unter Wahrung des Personalstands. Die neue Behörde unter einer einheitlichen Leitung soll aber bereits in den kommenden Monaten gegründet werden.

Wie steht es um die Zukunft der Kirchengerichte?

Während die neue Behörde für Laien und Familie bereits vor der Sommerpause errichtet werden soll, scheint die Gründung des Sozial-Ministeriums noch etwas auf sich warten zu lassen. Hier sollen dem Vernehmen nach die Aufgaben von vier bisherige Räten zusammengeführt werden: Gerechtigkeit und Frieden, Caritas, Krankenpastoral, Migranten.

Noch nicht abschließend behandelt scheint die Zukunft der Kirchengerichte, die mancher bereits mit dem Rat für Gesetzestexte unter einem Dach zusammengeführt sah. Und auch zum Kulturbereich, über den der rührige Kardinal Gianfranco Ravasi dem K9-Rat neue Vorschläge unterbreitet hatte, scheint noch nicht das letzte Wort gesprochen zu sein. Gleiches gilt für die Behörden der Ökumene und des interreligiösen Dialogs, wobei deren Arbeit kaum verändert werden dürfte.

Das letzte Wort - natürlich vor dem Papst - haben freilich noch die Kirchenjuristen. Sie müssen überprüfen, ob die neue Kurien-Konstitution wasserdicht ist. Das wird Zeit brauchen. Und so ist unklar, ob das große Reformprojekt von Papst Franziskus noch im Jahr 2016 das Licht der Welt erblickt.

Von Von Johannes Schidelko (KNA)