Franziskus reist zum Reformationsjubiläum
Der Papst werde der Zeremonie gemeinsam mit dem Präsidenten des Lutherischen Weltbundes, dem jordanischen Bischof Munib Younan (65) und dessen Generalsekretär, Martin Junge (55), vorstehen.
Bereits im Vorfeld hatte Franziskus immer wieder zu einer verstärkten Ökumene zwischen Lutheranern und Katholiken aufgerufen. Im vergangenen November stellte er während eines Besuchs der deutschsprachigen Evangelisch-Lutherischen Gemeinde Roms klar: "Es gibt ja nur einen Gott, eine Taufe, einen Glauben." Vor wenigen Tagen rief er dann vor einer hochrangigen ökumenischen Delegation aus Finnland zu einer intensiveren Zusammenarbeit und zur Vertiefung des Dialogs auf. Bestehende Unterschiede in Lehre und Praxis dürften die getrennten Christen nicht entmutigen, betonte der Papst.
Dazu beitragen soll auch eine ökumenische Liturgie, die der LWB und der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen gemeinsam entwickelt und anlässlich des Gedenkenkens kürzlich vorgestellt haben. Auch der Gottesdienst in Lund soll nach dieser Gebetsordnung, dem "Common Prayer" (dt. gemeinsames Gebet), gefeiert werden. Im Zentrum stehen der Dank, das Bedauern und der Blick in die Zukunft.
Kurienkardinal Koch: Gedenken über "christozentrischen Zugang"
Der vatikanische Ökumene-Verantwortliche, Kurienkardinal Kurt Koch, sagte, es gehe hierbei nicht darum, "in einer pragmatischen Weise" zu gedenken, sondern "in einem tiefen Sinn des Glaubens an den gekreuzigten und auferstandenen Christus". Möglich sei dies, weil sich Lutheraner und Katholiken auf die Frage nach Gott und einen "christozentrischen Zugang" konzentrierten, zitiert die Erklärung den Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen.
LWB-Generalsekretär Junge erklärte, der Weltbund nähere sich dem Gedenken an die Reformation im "Geiste der ökumenischen Zuverlässigkeit" an. Er sei überzeugt, dass die gemeinsame Arbeit für eine Versöhnung zwischen Lutheranern und Katholiken zugleich Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung in der Welt fördere.
Dossier Ökumene: Was verbindet? Was trennt?
Ein Haus mit vielen Wohnungen: So lässt sich - vereinfacht - die Ökumene beschreiben. Das Haus, das viele Kirchen und Gemeinschaften beherbergt, umspannt die ganze Welt. Die Familien in diesem Gebäude sind Katholiken, Protestanten, Orthodoxe, Kopten, Altkatholiken, Anglikaner und Freikirchler.Die katholische Nordische Bischofskonferenz in Kopenhagen äußerte sich überrascht und erfreut über die Zusage des Papstes. Sprecherin Anna Mirijam Kaschner sprach auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) von einem "Riesenschritt für die ökumenische Zusammenarbeit". Der Papstbesuch zeige auch, dass Christen die globalen Herausforderungen gemeinsam angehen wollten. Tatsächlich seien nicht nur die gegenseitigen Beziehungen zwischen den Kirchen in Schweden enger als in anderen Regionen, so Kaschner. Auch liturgisch stünden sich die schwedischen Lutheraner und Katholiken näher als anderswo.
Ob der ökumenisch angelegte Papstbesuch in Skandinavien länger als einen Tag dauern und mit einem Besuch der katholischen Ortskirchen verbunden werden könnte, ist bislang nicht bekannt. Die nun vom Vatikan bestätigte Einladung stammte nach Angaben Kaschners vom Lutherischen Weltbund; einbezogen gewesen sei aber auch der Stockholmer Bischof und frühere langjährige Vorsitzende der Nordischen Bischöfe, Anders Arborelius (66). (bod/KNA)