Gänswein: Benedikt XVI. feiert im kleinen Kreis
Natürlich war 2012 noch alles anders. Zum 85. Geburtstag am 16. April beehrten große Abordnungen aus Bayern den noch im Amt befindlichen Benedikt XVI. Seine Heimat-Erzdiözese München und Freising hatte sich etwas ganz Besonderes als Geschenk einfallen lassen. Mitten im heißen August reiste ein Sonderzug mit gut 1.000 Trachtlern, Gebirgsschützen, Musikanten und Pilgern an, um "ihrem Papst" in seiner Sommerresidenz in Castel Gandolfo einen bayerischen Heimatabend zu bereiten. In den Albaner Bergen erklangen der "Andachtsjodler" und ein geschossener Ehrensalut.
Auch jetzt, fünf Jahre später, haben die Bayern "ihren" inzwischen emeritierten Papst nicht vergessen. Wenn er am Ostersonntag seinen 90. Geburtstag feiert, wollen sie ihn aber auch nicht überfordern, wie zu hören ist. Die Gebirgsschützen mit Landeshauptmann Karl Steininger werden deshalb nur mit einer "kleineren Delegation" von 30 Mann nach Rom reisen. Ihre Aufwartung ist für den Ostermontag vorgesehen. Zeitungsberichten zufolge will auch Ministerpräsident Horst Seehofer mit seiner Gattin Karin dabei sein und "ganz persönlich" gratulieren.
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Joseph Ratzinger war als Papst Benedikt XVI. acht Jahre lang das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. Katholisch.de blickt in einem Dossier auf das Pontifikat des "deutschen Papstes" zurück.Benedikts engster Mitarbeiter, Erzbischof Georg Gänswein, verriet dem katholischen Privatsender Radio Horeb, es werde am Ostermontag "in kleinem Rahmen" eine Feier geben, mit bis zu 50 geladenen Gästen aus Bayern und aus Rom. Aus Pentling im Bistum Regensburg, wo das einstige Privathaus von Benedikt XVI. steht, wird laut "Mittelbayerischer Zeitung" Bürgermeisterin Barbara Wilhelm kommen. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer werde jedoch in seiner Diözese bleiben. Alle Pfarreien und Seelsorgestellen seien an Ostern zum Gebet für das Geburtstagskind aufgerufen.
Der ältere Bruder des Jubilars, der frühere Domkapellmeister Georg Ratzinger (93), würde auch gern dabei sein, wenn es denn seine Gesundheit erlaubt. Eigentlich wurden Geburtstage im Hause Ratzinger nie besonders begangen, erzählt er stets. "Das war in Bayern nicht üblich. Man hat den Namenstag gefeiert. Der hat einen an die Taufe erinnert und an den Heiligen, der unser Leben inspirieren sollte", sagte er einmal der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
In der Katholischen Akademie in Bayern wird der 90. Geburtstag zum Anlass genommen, bei einer Tagung am 28. und 29. April über "Europa - christlich?" nachzudenken. Mit dem Papst-Benedikt-Institut, der Papst-Benedikt-Stiftung und der Fondazione Vaticana Joseph Ratzinger ist ein hochwertiges Programm auf die Beine gestellt worden. Erwartet werden Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer und der frühere Bundesverfassungsrichter Udo di Fabio. Auch Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff und der Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa, Gottfried W. Locher, haben zugesagt, genauso wie der Münchner Kardinal Reinhard Marx.
Das Thema liegt dem emeritierten Papst am Herzen. Auch sein Schülerkreis hatte sich im August in Castelgandolfo damit beschäftigt. Ursprünglich hätte zur Münchner Veranstaltung auch der vatikanische Ökumene-Beauftragte, Kardinal Kurt Koch, kommen sollen. Doch der musste wegen der zeitgleich stattfindenden Ägyptenreise von Papst Franziskus absagen.
Koch will aber in Passau dabei sein, wo das Bistum, in dem Joseph Ratzinger geboren wurde, am 26. bis 27. Mai einen Festakt zu Ehren Benedikts veranstaltet. Dort wird der Kardinal über den "Mitarbeiter der Wahrheit und Zeugen der Liebe Gottes" referieren. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz wiederum beleuchtet die Spannbreite des Ratzinger'schen Denkens von Augustinus bis heute. Ebenfalls zu Gast ist Peter Seewald, der 2016 ein weiteres Interview-Buch unter dem Titel "Letzte Gespräche" mit dem emeritierten Papst veröffentlichte.
Ein bisher unveröffentlichter Text
Indes wartet das Regensburger Papst-Benedikt-Institut noch mit einem literarischen Schmankerl zur Veröffentlichung auf. Am 10. April erscheint der älteste bisher unveröffentlichte Text Ratzingers von 1947. Damals übersetzte der 20-jährige Theologiestudent die "Quaestio de caritate" von Thomas von Aquin.