Gänswein vergleicht Benedikt mit Apostel Paulus
Kurienerzbischof Georg Gänswein hält den emeritierten Papst Benedikt XVI. für einen Kirchenlehrer. "Lehren war immer seine Leidenschaft", schreibt Gänswein in seinem Vorwort für ein demnächst auf Deutsch erscheinendes Buch. Der Erzbischof verstehe sich selbst als Schüler des ehemaligen Papstes, erklärt er in dem Text, den die "Catholic News Agency" am Mittwoch im Wortlaut veröffentlichte.
Benedikt machte sich um Verteidigung des Glaubens verdient
Benedikt habe sich verdient gemacht um "die freimütige Verteidigung der Wahrheit auf dem Markt der Meinungen", schreibt Gänswein weiter. Darin sei er mit dem Apostel Paulus zu vergleichen, der nach der biblischen Überlieferung bereits in frühchristlicher Zeit die christliche Lehre gegenüber dem hellenistischen Polytheismus verteidigte.
Gänsweins Vorwort wird im Interview-Band "Über den Wolken" erscheinen. Die Sammlung von Aufzeichnungen "Fliegender Pressekonferenzen" mit Benedikt wurde erstmals im Jahr 2013 von der italienischen Journalistin Angela Ambrogetti herausgegeben. Anlässlich des anstehenden 90. Geburtstags Benedikts soll am 11. April die deutsche Ausgabe erscheinen. Bei seinen Gesprächen mit Journalisten habe Benedikt "oft prophetische Antworten" gegeben und sich stets auch allen kritischen Fragen gestellt, erklärt Gänswein. Das Buch zeuge von der Fähigkeit des ehemaligen Papstes, spontan "ebenso präzise wie furchtlos und druckreif" zu formulieren. "Ja, der Papst aus Bayern hat das intellektuelle Abenteuer eines freien Austauschs mit der säkularen Welt nicht gescheut."
Die Kirche lässt sich nicht aus dem Palast regieren
Auch auf den Rücktritt Benedikts vor der Erstveröffentlichung des Werks kommt Gänswein zu sprechen. Diesen bezeichnet er als "letzten großen und souveränen Akt" des damaligen Papstes. Benedikt habe gewusst, dass die Weltkirche sich "heute nicht mehr aus der Zurückgezogenheit der päpstlichen Gemächer leiten" lasse. Päpste müssten wie einst die Apostel Petrus und Paulus zu den Gemeinden reisen. Benedikt hatte nach seinem Rücktritt erklärt, dass der Zeitpunkt seines Amtsverzichts durch eine bevorstehende Reise zum Weltjugendtag in Rio de Janeiro beeinflusst war, die er sich nicht mehr zutraute.
Das Papstamt sei Benedikt jedoch "nicht nur schwere Last, sondern auch Erfüllung und Seelenfreude" gewesen, erklärt Gänswein weiter. So habe der Papst "alle Herausforderungen auf der Höhe der Zeit und freimütig im Licht der Menschwerdung Gottes" beantwortet. In Gänsweins Vorwort findet zudem der doppeldeutige Buchtitel lobende Erwähnung. So zeuge der Band von einer "genuin katholischen und grenzenlosen Freiheit". (kim)