Gänswein: "Wo Schmutz ist, muss geputzt werden"
Kurienerzbischof Georg Gänswein fordert, Fälle sexuellen Missbrauchs in der Kirche umfassend aufzuarbeiten. Es gebe nichts zu beschönigen, die Schuldigen müssten zur Rechenschaft gezogen werden, sagte Gänswein am Freitag im SWR-Hörfunk. "Wo Schmutz ist, muss geputzt werden."
Der Präfekt des Päpstlichen Hauses und Privatsekretär des emeritierten Papstes Benedikt XVI. betonte, die Kirche gehe bei Aufklärung und Aufarbeitung seit Jahren mit gutem Beispiel voran. Der damalige Kardinal Joseph Ratzinger habe bereits Ende der 1990er Jahre "fast auf einsamer Flur die Linie vorgegeben hat, die bis heute durchgezogen wird". Er habe dies als Papst fortgeführt und Franziskus tue dies auch. Aber jeder Fall sei einer zu viel und es gebe nichts zu beschönigen, sondern es müsse aufgeklärt werden.
Den Bericht über Missbrauch durch Geistliche im US-Bundesstaat Pennsylvania nannte er beschämend. "Es reißt einen ins Herz", so Gänswein. Er sei mehrere Male dabei gewesen, wenn Benedikt XVI. Missbrauchsopfer traf. Die Treffen seien traurig und bewegend und die Missbrauchsfälle beschämend für die Kirche.
Gänswein stammt aus dem Südschwarzwald und verbringt nach eigener Aussage stets im August eine Woche sowie nach Weihnachten einige Tage in seiner Heimat. Der 62-Jährige sprach mit dem SWR auch über seine eignen gesundheitlichen Probleme. Nach einer Innenohrentzündung im vergangenen Jahr habe er mehrere Monate mit sportlichen Aktivitäten wie dem Wandern pausieren müssen. Nun höre er zwar auf dem linken Ohr nicht mehr so sauber, höre aber dennoch weiter Musik von Mozart bis Pink Floyd; "die Palette hat sich überhaupt nicht geändert". (luk/KNA)