Erfurter Bischof Neymeyr rät von Teilnahme an AfD-Demo ab

"Gegen mein Verständnis von Toleranz"

Veröffentlicht am 20.10.2015 um 11:23 Uhr – Lesedauer: 
Bistum Erfurt

Erfurt ‐ Auch der Erfurter Dom schaltet das Licht aus: Bischof Neymeyr ruft dazu auf, nicht an der am Mittwoch in Erfurt geplanten AfD-Demonstration teilzunehmen. Statt islamfeindliche Parolen zu unterstützen, sollten die Menschen Flüchtlingen helfen.

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Der Bischof des Bistums Erfurt betonte, solche anti-islamischen Töne seien mit seinem Verständnis von Toleranz unvereinbar. Die meisten in Deutschland lebenden Muslime wollten nach den Werten des Grundgesetzes leben, erklärte Neymeyr. Ausnahmen berechtigten nicht dazu, "Hass gegenüber allen Muslimen zu schüren". Vielmehr müsse muslimischen Flüchtlingen mehr dabei geholfen werden, die westlichen Werte kennenzulernen und zu akzeptieren.

Auch gegen die gestrige Demonstration von Pegida-Anhängern in Dresden hatten die Kirchen Position bezogen. Der Berliner Erzbischof Heiner Koch wies am Montag "den aggressiven Ton und Hass, den Pegida-Teilnehmer in Transparenten und Sprechchören und in ihrem Verhalten zum Ausdruck bringen" zurück. Evangelische und katholische Kirche veranstalteten gemeinsam ein ökumenisches Friedensgebet in der Kreuzkirche. In der vergangenen Woche hatte auch der Magdeburger Bischof Feige eine AfD-Demonstration in Magdeburg verurteilt. (gho/KNA)

Update: Beleuchtung des Dombergs wird abgeschaltet

Wie das Bistum Erfurt mitteilte, gehen am Mittwoch während der AfD-Demonstration die Lichter am Domberg aus. Die Scheinwerfer, die den Mariendom und die Severi-Kirche beleuchten würden gegen 19 Uhr ausgeschaltet, heißt es in einer Pressemitteilung: "Das Bistum Erfurt möchte so verhindern, dass der Domberg als prächtige Kulisse für die AfD-Veranstaltung herhalten muss." Außerdem läuten zu der Uhrzeit Kirchenglocken in der Stadt. Eine Stunde früher, um 18 Uhr, findet in der katholischen Lorenzkirche (Ecke Schlösserstr./Pilse) ein ökumenisches Friedensgebet statt. Es soll künftig an jedem Mittwoch zur gleichen Zeit wiederholt werden. Das Bistum lädt dazu ein, eine Kerze mitzubringen. In der evangelischen Andreasgemeinde wird es um 19 Uhr ebenfalls ein Friedensgebet geben. (gho)