Berlin, Hamburg und Limburg warten auf einen neuen Oberhirten

Gesucht: Drei neue Bischöfe

Veröffentlicht am 20.01.2015 um 00:00 Uhr – Von Steffen Zimmermann – Lesedauer: 
Bistümer

Bonn ‐ Mehr als 1,4 Millionen Katholiken in Deutschland haben derzeit keinen Bischof in ihrem Bistum. Mit Berlin, Hamburg und Limburg sind drei Diözesen vakant. Katholisch.de gibt einen Überblick über die Bistümer und das Bischofs-Wahlverfahren.

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Das Verfahren der Bischofswahl

Alle drei vakanten Bistümer liegen im Geltungsbereich des Preußenkonkordats von 1929 . Das Konkordat sieht vor, dass das jeweilige Domkapitel nach Beginn der Sedisvakanz eine Liste mit Kandidaten für das Bischofsamt aufstellt. Außerdem können auch die anderen Diözesen auf dem Gebiet des ehemaligen Freistaats Preußen - unter anderem das einflussreiche Erzbistum Köln - und der Apostolische Nuntius eigene Kandidaten benennen. Alle Namensvorschläge werden anschließend an die Bischofskongregation im Vatikan weitergeleitet, die die vorgeschlagenen Kandidaten überprüft. Nach diesem Prozess benennt der Papst drei Personen, aus denen das Domkapitel dann den neuen Bischof wählt.

Wichtig: Zwar sieht das Konkordat grundsätzlich vor, dass der Papst seine Dreierliste - die sogenannte "Terna" - "unter Würdigung" der eingesandten Kandidatenlisten erstellt, er ist dazu allerdings nicht verpflichtet. Es ist also auch möglich, dass auf der Liste, die aus dem Vatikan an das vakante Bistum zurückgeschickt wird, keiner der ursprünglichen Kandidaten steht.

Nach der Wahl durch das Domkapitel verlangt das Konkordat, dass die Landesregierungen, auf deren Gebiet das jeweilige Bistum liegt, gefragt werden, ob gegen den Gewählten "Bedenken politischer Art" bestehen. Wenn dies nicht der Fall ist, übermittelt das Domkapitel das Wahlergebnis und den daraus folgenden Ernennungsvorschlag an den Papst, da diesem die offizielle Ernennung des neuen Bischofs vorbehalten ist. Die öffentliche Bekanntgabe der Entscheidung erfolgt dann gleichzeitig in Rom und dem jeweiligen Bistum.

Erzbistum Berlin

Für das Hauptstadtbistum war es ein Schock: Nach nur drei Jahren mussten die Katholiken in Berlin, Brandenburg und Vorpommern ihren Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, im September 2014 bereits wieder in Richtung Köln verabschieden . Damit ist der Berliner Bischofsstuhl unerwartet schnell wieder vakant geworden. Bis zur Wahl eines neuen Erzbischofs wird die ostdeutsche Diözese deshalb übergangsweise vom vorherigen Generalvikar, Prälat Tobias Przytarski, als Diözesanadministrator geleitet .

Zwar ist Berlin ein Diaspora-Bistum, dennoch ist der erzbischöfliche Stuhl in der Hauptstadt einer der wichtigsten Posten der katholischen Kirche in Deutschland . Die Nähe zur Bundespolitik, die Bedeutung Berlins als Impulsgeber für gesellschaftliche Trends sowie die Herausforderungen einer multikulturellen Millionenstadt verleihen dem Amt des Erzbischofs eine Ausstrahlung weit über die Stadt hinaus. Hinzu kommt: Seit 1958 war der Berliner Bischofssitz immer mit der Kardinalswürde verbunden - auch das macht das Amt attraktiv.

Über den aktuellen Stand bei der Suche nach einem Woelki-Nachfolger ist - da es sich um ein nicht-öffentliches Verfahren handelt - nur wenig Offizielles bekannt. Stefan Förner, der Pressesprecher des Erzbistums, bestätigte gegenüber katholisch.de jedoch, dass das Domkapitel bereits der Aufforderung der Nuntiatur gefolgt sei und eigene Kandidaten vorgeschlagen habe.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Initiative des Berliner Diözesanrats. Die Laienvertretung hat im September die Internetseite www.bischof-fuer-berlin.de freigeschaltet. Dort können Katholiken und Nicht-Katholiken ihre Kandidaten für das Amts des Erzbischofs nennen - ob diese Stimmen Einfluss auf die Wahl haben, ist jedoch fraglich.

Erzbistum Hamburg

Seit dem 21. März 2014 ist das Erzbistum Hamburg vakant. Damals trat Erzbischof Werner Thissen altersbedingt nach zwölf Jahren an der Spitze von Deutschlands flächenmäßig größtem Bistum zurück. Seitdem leitet der vorherige Generalvikar, Domkapitular Ansgar Thim, die Erzdiözese als Diözesanadministrator kommissarisch bis zur Wahl eines neuen Erzbischofs.

Wann sich die Katholiken in Hamburg, Mecklenburg und Schleswig-Holstein über einen neuen Oberhirten freuen können, ist aber noch nicht klar. Der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, äußerte sich Ende 2014 im katholisch.de-Interview nur vage. Er hoffe, so Eterovic, dass Hamburg und Berlin im Jahr 2015 neue Erzbischöfe bekämen.

Fest steht immerhin, dass das Hamburger Domkapitel bereits im Mai eigene Kandidaten für das Bischofsamt in der Hansestadt vorgeschlagen hat. Es ist deshalb davon auszugehen, dass diese Vorschläge - eventuell ergänzt durch Vorschläge aus den anderen "preußischen" Diözesen - längst im Vatikan vorliegen. Damit sind nun die Bischofskongregation und der Papst am Zug: Erst wenn sie die finale Dreierliste nach Hamburg zurückschicken, kann das Domkapitel zur Wahl des neuen Erzbischofs schreiten.

Bistum Limburg

Nach dem Skandal um Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst und den Neubau des Diözesanen Zentrums befindet sich das Bistum Limburg noch immer in einer Phase der Aufarbeitung. Kirchenkreise gehen deshalb davon aus, dass die hessische Diözese noch länger auf einen neuen Oberhirten warten muss.

Diese Vermutung bestätigte vor Weihnachten auch der Apostolische Administrator des Bistums, Weihbischof Manfred Grothe. In einem Brief an die Limburger Katholiken betonte er, es sei ungewiss, "wann die Wahl eines neuen Bischofs von der Bischofskongregation in Rom angestoßen wird. Der Heilige Vater möchte, dass ich als Ihr Apostolischer Administrator noch eine Weile im Bistum Limburg bleibe und die Sedisvakanz mit Ihnen für einen dann folgenden Neuanfang gestalte".

Von Steffen Zimmermann