Der Papst twittert

Habemus Tweet

Veröffentlicht am 12.12.2012 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Web 2.0

Vatikanstadt/Bonn ‐ Weißer Rauch aus der Timeline: "Liebe Freunde! Gerne verbinde ich mich mit euch über Twitter. Danke für die netten Antworten. Von Herzen segne ich euch", twitterte Benedikt XVI. zum Ende seiner Generalaudienz am Mittwoch. Wenn auch nicht ganz reibungslos. Um den vorbereiteten Tweet von einem iPad in die Welt zu senden, benötigte er allerdings die Assistenz eines Mitarbeiters.

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Eineinhalb Wochen hatte die Twitter-Gemeinde auf diesen Moment gewartet, seit am 3. Dezember neben dem päpstlichen Twitter-Account @pontifex auch sieben andere in verschiedenen Sprachen – darunter @pontifex_de für Nachrichten auf Deutsch – freigeschaltet wurden. Bereits vor dem ersten Tweet hatte der @pontifex über 686.000 Follower. Der deutsche Account kommt bisher auf rund 19.000 Follower.

Mit Neugier, aber auch Spott, hatte die Twitter-Gemeinde auf den Vorstoß des Papstes im Web 2.0 reagiert. Besonders die Ankündigung des Vatikan, unter dem Hashtag #askpontifex Fragen an Benedikt XVI. richten zu können, hat die Witzbolde auf den Plan gerufen. '"Ist mit Ratzefummel eigentlich das Kleidchen vom Papst gemeint?", fragt beispielsweise ein Twitter-User. Ein anderer: "Wie magst du deine Frühstückseier?", ein Dritter: "Wie lang schmort man in der Hölle, wenn man auf Twitter den Papst verarscht?"

Ein Medien-Gau?

Sekündlich kommen neue Tweets. Es ist kaum vorstellbar, wie der Vatikan das alles sichten und die ernsthaften Fragen beantworten will. Die gibt es nämlich auch, zum Beispiel wie eine gute geistliche Vorbereitung auf den Weltjugendtag im kommenden Jahr aussieht. Oder was die Kirche gegen den Hunger in der Welt tut.

Ernstes ist klar in der Unterzahl. Ist der twitternde Papst also ein Medien-Gau? Vatikansprecher Federico Lombardi sah sich bereits genötigt, die Twitter-Botschaften zu verteidigen. Zwar würden Tweets nicht die Welt retten, könnten jedoch vielen Menschen die christliche Botschaft näher bringen. Schützenhilfe kommt aus Bayern. Die stellvertretende CSU-Generalsekretärin Dorothee Bär nennt den Vorstoß des Papstes "mutig und aufgeschlossen". Sie freue sich, dass das katholische Kirchenoberhaupt den direkten Kontakt mit den Menschen auch auf diesem Wege suche.

Alle acht Accounts haben bereits die Zahl von einer Million Follower überschritten. Eine ruhige Adventszeit dürfte es für das päpstliche Medienteam wohl nicht geben. Und doch ist immer noch Luft nach oben. Pop-Star Lady Gaga liegt auf Twitter aktuell bei rund 32 Millionen Followern.

Übrigens: Mit seinem Account hat Benedikt einer kleinen Werbeagentur in Brooklyn unerwartete Aufmerksamkeit beschert. Deren Konto unterscheidet sich nämlich nur durch einen Buchstaben von dem des Papstes. Nach der Eröffnung des Kanals @pontifex stieg die Zahl der Follower bei "@pontiflex laut der Website digitaltrends.com zeitweise um 75 pro Stunde. "Wir sind tief beschämt durch die Flut neuer Follower", twitterte Pontiflex-Chefin Zephrin Lasker. "Aber wenn Sie Tweets vom Papst suchen, folgen Sie bitte '@pontifex'." (meu/kna)

Deutscher Bischof auf Twitter

Auch der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick nutzt seit einigen Tagen den Online-Dienst Twitter. Unter twitter.com/BischofSchick veröffentlichte er am Samstag seinen ersten Tweet mit den Worten: "Hallo, ich habe mich entschieden zu twittern und hoffe auf viele Follower." Die Twitter-Nachrichten erscheinen zudem auch auf der persönlichen Facebook-Seite . "Ich bin davon überzeugt, dass Jesus heute auch die modernen Medien benutzen würde, um sein Wort zu verkünden", sagte Schick, der seine Tweets alle selbst schreibt, am Computer, von unterwegs per Smartphone oder mit dem iPad. Den Einwand, auf 140 Zeichen ließen sich keine Inhalte verbreiten, lässt der Erzbischof nicht gelten: "Auch die Zehn Gebote oder die Seligpreisungen der Bergpredigt würden in eine Twitter-Nachricht passen." Kurz nach dem Start des erzbischöflichen Twitter-Accounts hatte es in der Twitter-Gemeinde bereits Zweifel an der Echtheit von "BischofSchick" gegeben. Die Pressestelle beantwortete ebenfalls über Twitter und per E-Mail mehrere Anfragen und versicherte: BischofSchick ist der echte Bischof Schick. (meu)