Nach Umgestaltung: Welterbe Kloster Lorsch wurde wiedereröffnet

Handel, Handwerk, Medizin

Veröffentlicht am 20.07.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Klöster

Lorsch ‐ Der Name gilt als rätselhaft, seine Herkunft liegt im Dunkeln: Lauresham. Wie auch immer: Der Ortsnamen Lauresham findet sich in der aus dem Jahr 764 datierenden urkundlichen Ersterwähnung des Klosters Lorsch, belegt in dem gegen Ende des 12. Jahrhunderts zusammengestellten "Codex Laureshamensis", dem "Lorscher Codex". Lauresham ist Lorsch.

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Das im Südhessischen - zwischen Rhein und Odenwald - gelegene Städtchen beherbergt das Unesco-Weltkulturerbe Kloster Lorsch und begeht in diesem Jahr in Erinnerung an die Gründung des Klosters, das seine Keimzelle war, das 1.250-Jahr-Jubiläum. Am Wochenende wurde das Weltkulturerbe Kloster Lorsch als "Welterbe Areal Kloster Lorsch" wiedereröffnet.

Direkt Karl dem Großen unterstellt

In den vergangenen drei Jahren wurde die Anlage restauratorisch-denkmalpflegerisch, architektonisch und landschaftsgestalterisch auf einen Stand gebracht, der Besuchern das Welterbe erleb- und erfahrbarer machen soll. Im Rahmen des Investitionsprogramms nationale Unesco-Welterbestätten legten der Bund, das Land Hessen und die Stadt Lorsch dafür insgesamt mehrere Millionen Euro auf den Tisch.

Eine Kirche und ein weiteres Gebäude
Bild: ©KNA

Kloster Lorsch gehört zum Unesco-Weltkulturerbe.

Bereits kurz nach seiner Gründung hatte - anno 772 - das Benediktinerkloster Lorsch den Status eines Reichsklosters erlangt, wurde damit direkt Karl dem Großen unterstellt. Das Kloster stieg schnell auf, nahm eine politisch wie ökonomisch herausragende Stellung ein, übte auch eine besondere kulturelle Strahlkraft aus. Doch folgte dem Aufstieg ein allmählicher und schließlich rasanter Abstieg. Letztlich aufgelöst im Zuge der Reformation, wurde die Klosteranlage im Dreißigjährigen Krieg von spanischen Truppen verwüstet und diente dann über viele Jahrzehnte als Steinbruch für die Region.

Kulturachse als Verbindung

Von der einstigen Anlage sichtbar erhalten geblieben sind ein romanischer Kirchenrest, die Ringmauer und die als eines der bedeutendsten Bauwerke frühmittelalterlicher Architektur geltende Torhalle, deren Zweck nach wie vor ungeklärt ist. Vor allem Grabungen war und ist es vorbehalten, weitergehende Kenntnisse über die einstige Reichsabtei zu gewinnen, mit der auch die archäologischen Überreste des nahen Klosters Altenmünster Aufnahme in die Unesco-Welterbeliste fanden.

Die beiden Standorte sind nun nach der Umgestaltung des Geländes durch eine "Kulturachse" miteinander verbunden. In ihr wird auf die lokale Landwirtschafts- und Siedlungsgeschichte eingegangen. Und so führt sie auch an einem Tabakfeld vorbei, waren doch der Tabakanbau und die Tabakverarbeitung einst ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor in der Region.

Das Museumszentrum Lorsch in unmittelbarer Nähe der auch als Königshalle bezeichneten Torhalle wartet denn auch in der einen seiner beiden Abteilungen mit Deutschlands größtem Tabakmuseum auf. Die andere Abteilung widmet sich der geistesgeschichtlichen Bedeutung der Lorscher Abtei, bringt Erläuterungen zum klösterlichen Scriptorium und zur Bibliothek.

Handel, Handwerk, Medizin

Ihrem ursprünglichen, im späten 16. Jahrhundert anzusiedelnden Baubestand entsprechend wurde im Zuge der Neugestaltung des Geländes eine Zehntscheune errichtet. Sie beheimatet ein "archäologisches Schaudepot" mit Fundstücken, die Hinweise geben etwa auf klösterlichen Handel, klösterliches Handwerk, klösterliche Medizin . Mit ihr hat auch ein gleich hinter der Zehntscheune neu angelegter Kräutergarten zu tun. Hier finden sich Heilpflanzen, die in dem um das Jahr 795 in dem Kloster verfassten Lorscher Arzneibuch vorkommen. Vergangenes Jahr wurde es in das Weltdokumentenerbe der Unesco aufgenommen.

Offiziell erst Mitte September wird das "Experimentalarchäologische Freilichtlabor Lauresham" eröffnet. Es ist einem karolingischen Herrenhof nachempfunden samt Feld- und Weidefluren. Hier geht es um Ackerbau, Viehzucht, Handwerk und: Forschung. Es werden alte Getreidesorten angebaut, in karolingischer Zeit gebräuchliche Werkzeuge genutzt. Und auch bei einem von der "True Nature Foundation" initiierten internationalen Forschungsprojekt zur Rückzüchtung des Auerochsen macht das Freilichtlabor mit.

Von Peter de Groot (KNA)