Schönborn: Hier erfahre ich, was die Kirche lehrt
Am 11. Oktober 1992 feierte er seine Weltpremiere: der Katechismus der Katholischen Kirche. Das Handbuch dient der Unterweisung in den Grundfragen des römisch-katholischen Glaubens. Entwickelt wurde er von der zuständige Katechismuskommission unter Vorsitz von Kardinal Joseph Ratzinger. Der damalige Sekretär der Kommission hieß: Christoph Schönborn. Mit katholisch.de hat der heutige Wiener Kardinal über die Herausforderungen gesprochen, die die Erstellung eines "Weltkatechismus" mit sich brachten.
Frage: Herr Kardinal, vor 25 Jahren wurde der Katechismus der Katholischen Kirche promulgiert. Sie waren als Redaktionssekretär vom Beginn an involviert. Welche Überlegungen standen am Anfang?
Schönborn: Die Ausgangsbasis war die Vorgabe, die Kardinal Joseph Ratzinger gegeben hat als Präsident jener Kommission, die Johannes Paul II. eingesetzt hatte. Aus gründlicher Überlegung zu Fragen der Katechese hat er das klassische Muster der vier Säulen der Katechese gewählt - die vier Säulen des Katechumenats, welches seit frühchristlicher Zeit die Basis des Katechumenats für Taufbewerber war: Was glauben wir (das Credo), wie feiern wir (die Sakramente), wie leben wir (die Gebote) und wie beten wir (das Vaterunser). Um diese vier Säulen sollten das ganze Gebäude gebaut werden.
Die zweite Voraussetzung und Vorgabe von Seiten der Kommission unter Leitung von Kardinal Ratzinger war: Es sollte eine organische, synthetische Gesamtdarstellung des katholischen Glaubens und Lebens - also der Glaubens- und Sittenlehre - sein. Und es sollte wirklich das sein, was die Kirche lehrt, nicht das, was dieser oder jener Theologe sagt, und sei er noch so berühmt und noch so heilig. Es sollte so konzipiert sein, dass der Leser, wenn er dieses Buch in die Hand nimmt, sagen kann: Hier erfahre ich, was die katholische Kirche lehrt.
Frage: Wie kann man sich die Arbeit der Kommission konkret vorstellen? Was war Ihre Rolle als Redaktionssekretär?
Schönborn: Begonnen hat die Arbeit mit sieben Bischöfen, die sich die Arbeit untereinander aufgeteilt haben - jeweils zwei für einen der Teile, das Vaterunser ist dann erst später dazugekommen. Diese erste Phase hat zu einem ersten Gesamtentwurf geführt, der in einer überschaubaren Runde von 40 Experten der Katechese begutachtet wurde. Sehr bald wurde klar, dass es eine Instanz braucht, die das ganze vereinheitlicht. Damals hat Kardinal Ratzinger im Jahr 1987 mich eingeladen, Sekretär dieses "drafting committees" zu werden, um die Arbeit zu vereinheitlichen, Wiederholungen zu vermeiden, stilistische Einheitlichkeit zu erreichen etc. Damit hat praktisch im Herbst 1987 meine Arbeit begonnen, die vor allem in der ersten Phase darin bestand, die Rückmeldungen der 40 Experten zu dem ersten Entwurf zu sichten, zu verarbeiten, die Schlüsse daraus zu ziehen und die Vorschläge der Kommission zu unterbreiten.
Stück für Stück hat sich dann gezeigt, dass alle bisherigen Entwürfe wirklich nur Erstentwürfe waren. Es musste eine gesamte Neuredaktion in Angriff genommen werden - durchaus auf der Basis der ersten Entwürfe, aber doch in einem zweiten Anlauf. In diesem zweiten Anlauf haben dann stärker theologische Experten mitgearbeitet. Ich hatte dabei die Aufgabe, diese Arbeit zu koordinieren, auch aktiv an der Redaktion mitzuarbeiten, und so Stück für Stück zu erarbeiten und jeweils der Kommission der zwölf Bischöfe und Kardinäle unter der Leitung von Kardinal Ratzinger vorzulegen.
Und so entstand allmählich der zweite Großentwurf, der dann in eine weltweite Konsultation ausgesandt wurde. Mit einiger Naivität war auf jeder Seite des Entwurfs "sub secreto" [geheim, Anm.] aufgedruckt. Wenn man an 3.000 Bischöfe weltweit einen Entwurf aussendet mit der Bitte um Rückmeldungen, ist sicher, dass das nicht geheim bleibt.
Frage: Was waren die größten Hindernisse für das "Projekt Weltkatechismus"?
Schönborn: Natürlich gab es von früh an, schon bevor die ersten Skizzen existierten, heftige Diskussionen. Hauptargument der Gegner dieses Projektes war: Es ist unmöglich, ein Glaubensbuch für die ganze Welt - einen Katechismus für die ganze Weltkirche - heute zu erstellen, angesichts des Pluralismus von Kulturen, Theologien und Geschichten. Das war das massivste Gegenargument gegen das Projekt.
Ich denke, Kardinal Ratzinger hat diese Herausforderung sehr ernst genommen. Es ging letztlich auch um eine fundamentaltheologische Frage: Kann man heute den Glauben als den einen Glauben auch wirklich in einer gemeinsamen Form formulieren? Wenn Paulus sagt: "Ein Glaube, eine Taufe, ein Gott, ein Herr" - kann sich das auch sprachlich übersetzen lassen in ein gemeinsames Glaubensbuch der gesamten katholischen Kirche? Dieser Herausforderung hat sich die Kommission gestellt, indem sie den zweiten Entwurf eben allen Bischöfen weltweit zur Konsultation ausgesandt hat. Auf diese zweite Konsultation kamen 25.000 Änderungswünsche. Wir haben dann in einem größeren Team alle diese Änderungswünsche gesichtet und bewertet.
Frage: Nach welchen Kriterien wurden die Eingaben aus der ganzen Welt bewertet?
Schönborn: Erstens: Entspricht das der Lehre der Kirche, oder ist das theologische Meinung, vielleicht auch respektable theologische Lehre. Ich nenne hier ein Beispiel: In dem "first draft", also in dem ersten Entwurf, war das Kapitel über "descendit ad inferos" - das "hinabgestiegen in das Reich des Todes" in der Auslegung des Glaubensbekenntnisses - ganz stark an Hans Urs von Balthasar orientiert. Hans Urs von Balthasar hat viel über dieses Thema geschrieben, er war ein eminenter Theologe, ein glaubwürdiger Zeuge des Glaubens und ein Meister der Theologie - und trotzdem musste gesagt werden: Das ist zwar eine spannende theologische Theorie, aber es ist nicht die formulierte Lehre der Kirche. Deshalb wurde dieses Kapitel gründlich überarbeitet und an dem orientiert, was an formulierter Lehre der Kirche dazu vorhanden ist.
So ist natürlich mit vielen Änderungswünschen verfahren worden. Oft waren diese Änderungswünsche wirkliche Bereicherungen, Hinweise auf Fehlendes oder auch bessere Formulierungen. Manchmal waren es auch zu detaillierte Wünsche, die in ein zwar großes, aber doch begrenztes Glaubensbuch nicht hineingehören. Diese Valuation wurde im Redaktionskomitee vorgenommen und die dritte Phase war dann wirklich eine Endredaktion, bei der das ganze Werk noch einmal eine Durchredaktion erhielt. Dabei galt es, das Werk stilistisch in eine Einheit zu bringen, es sprachlich auf eine Gemeinsamkeit zu bringen.
Frage: Die erste Ausgabe des Katechismus erschien auf Französisch. Wie kam es dazu?
Schönborn: Sehr geholfen hat uns damals, dass alle Mitglieder des Redaktionskomitees des Französischen mächtig waren. Es wurde dann entschieden, dass Französisch die Redaktionssprache ist - aus den praktischen Gründen, dass es die lingua franca des Redaktionskomitees war, auch wenn darin Amerikaner, Engländer, Italiener, Spanier vertreten waren. Alle konnten wir uns auf Französisch einigen. Das hat die Arbeit natürlich sehr erleichtert - dass es in einer modernen Sprache, einer der Kirche vertrauten Sprache, geschrieben wurde. Das ist so gut gelungen, dass ich - nicht für meine Person, sondern für das Redaktionskomitee - eine hohe französische Auszeichnung erhalten habe wegen der hohen Qualität der französischen Sprache. Jacques Delors hat damals gesagt: "Wenn der Vertrag von Maastricht nur in einem so gutem Französisch geschrieben worden wäre wie der Katechismus der Katholischen Kirche." - Ein Satz, der uns natürlich gefreut hat.
So kam es zur Endphase der Redaktion. Das war im Februar 1992, ich kann mich gut erinnern, am Fest der Heiligen Cyrill und Method am 14. Februar wurde das definitive Projekt von der Kommission einstimmig gutgeheißen und damit dem Papst übergeben. Der hatte dann natürlich das letzte Wort und promulgierte den Gesamttext nach seiner Prüfung am 11. Oktober 1992. Daher ist jetzt das 25-Jahr-Jubiläum.
„Im Herzen steht der Blick auf den einen, lebendigen und dreifaltigen Gott.“
Frage: Im Blick auf die Fülle des christlichen Glaubens stellt sich die Frage, was Eingang in einen Katechismus findet und was nicht. Gab es Grenzfälle und wonach wurde entschieden?
Schönborn: Da gibt es zuerst ein Grundprinzip, das für die Redaktion sehr wichtig war, ein Wort, dass das Zweite Vatikanische Konzil gebraucht hat, nämlich das der "hierarchia veritatum": Es gibt in den Wahrheiten des Glaubens zentralere und wenige zentrale Themen. Das heißt nicht, dass die weniger zentralen Themen weniger gültig sind. Doch der Glaube ist nicht eine Ansammlung von unzusammenhängenden Einzelsätzen und Einzelaussagen, sondern er ist ein lebendiges organisches Ganzes. In der Hierarchie der Wahrheiten, die der Katechismus als Organisationsprinzip genommen hat, verhält es sich wie mit zwei Brennpunkten der Ellipse. Da ist zunächst der trinitarische Glaube, und dann der Christusglaube. Um diese beiden Brennpunkte dreht sich eigentlich die ganze Diskussion, die Darstellungen der Glaubenslehre.
Im Herzen steht der Blick auf den einen, lebendigen und dreifaltigen Gott. Das sieht man am schönsten im allerersten Satz des Katechismus, der gewissermaßen wie ein Paukenschlag den Gesamtweg und gesamten Inhalt des Katechismus vorwegnimmt: "Gott ist in sich unendlich vollkommen und glücklich. In einem aus reiner Güte gefassten Ratschluss hat er den Menschen aus freiem Willen erschaffen, damit dieser an seinem glückseligen Leben teilhabe." In der Nummer Eins des Katechismus sind eigentlich beide Brennpunkte der Ellipse angesprochen: der theozentrische Fokus auf das Geheimnis Gottes und die Fokusierung ganz auf den Menschen, weil Gott Mensch geworden ist. Deshalb ist der zweite Fokus dieser Ellipse Jesus Christus. Um das Geheimnis Gottes und um das gottmenschliche Geheimnis Jesu Christi - um diesen doppelten Mittelpunkt kreist die ganze Darstellung der Lehre.
Da gibt es natürlich dann viele Punkte, die weniger zentral, deshalb aber nicht einfach falsch sind. Beispielsweise ist die Engellehre sicher nicht so zentral, aber sie gehört zum Ganzen des Glaubens, in die Konstellation und in die Symphonie des Glaubens. Das Bild der Symphonie wird im Katechismus mehrmals gebraucht, um zu sagen: Die Wahrheit ist symphonisch, sie ist nicht eintönig oder monocolor, sondern lebendig und vielgestaltig - aber sie hat ein klares Zentrum.
Frage: Bei welchen Themen wurde besonders gerungen?
Schönborn: Es gibt natürlich Punkte, die nach wie vor umstritten sind und es vom ersten Moment der Publikation an waren. Das ist vor allem zum Fünften Gebot - "Du sollst nicht töten" - das, was der Katechismus über die Todesstrafe sagt. Viele Leser des Katechismus haben den Eindruck gewonnen, der Katechismus vertrete hier die Ansicht, dass die traditionelle Lehre der Kirche die Todesstrafe nicht ausschließt, wie es hier heißt in der Nummer 2.267: "Unter der Voraussetzung, dass die Identität und die Verantwortung des Schuldigen mit ganzer Sicherheit feststeht, schließt die überlieferte Lehre der Kirche den Rückgriff auf die Todesstrafe nicht aus, wenn dies der einzig gangbare Weg wäre, um das Leben von Menschen wirksam gegen einen ungerechten Angreifer zu verteidigen." Und dann wird ganz klar gesagt: Unblutige Mittel sind immer vorzuziehen blutigen Mitteln gegenüber.
Ich denke, das ist ein Punkt, wo die Frage: "Was ist die überlieferte kirchliche Lehre?" nach wie vor deutlich in Diskussion steht. Papst Johannes Paul II. wollte - das kann ich wirklich bezeugen - eine entschiedenere Formulierung, hat dann aber doch diese von der Kommission vorgeschlagene Formulierung akzeptiert, sicher auch aus Respekt vor dem, was hier genannt wird: "überlieferte Lehre". Freilich ist das einer der Fälle, wo es im Bewusstsein der Menschen - auch im Bewusstsein der Gläubigen - deutlich Entwicklungsstufen gibt, so wie die Sklaverei jahrhundertelang nicht völlig ausgeschlossen worden ist. Ähnlich wie bei der Folter, die in der Justiz generell praktiziert worden ist und bis ins 18. Jahrhundert auch von der Kirche nicht mit der Entschiedenheit abgelehnt worden ist, wie wir es heute tun, kann man auch [bei der Todesstrafe] zurecht die Frage stellen: Gibt es hier nicht eine Entwicklung in der überlieferten Lehre? Erst recht mit Blick auf die frühchristliche Lehre, in der die Todesstrafe von christlicher Seite eindeutig abgelehnt worden ist.
Das ist eine Frage, die zur Debatte steht, und ich erinnere nur an die Reden von Papst Franziskus zu diesem Thema, zuvor auch schon von Papst Benedikt und vor diesem von Papst Johannes Paul II., die jeweils deutlich darauf hinwiesen: Die Todesstrafe muss gebannt werden. Ich denke, das ist jetzt ein ganz prominentes Beispiel aus dem Katechismus, wo die Lehrentwicklung vielleicht noch zu wenig zur Sprache gebracht ist. Ich halte diese Frage umso wichtiger, weil es in verschiedenen Teilen der Welt wieder einen Trend gibt, die Todesstrafe verstärkt anzuwenden, bis hin auch zu der besorgniserregenden Tatsache, dass heute präsumptive Terroristen fast immer einfach erschossen werden. Das sind Fragen vom Fünften Gebot her: Wo ist wirklich Notwehr, und wo ist eine summarische Justiz am Werk, die nicht dem entspricht, was das Fünfte Gebot eigentlich universell gebietet: "Du sollst nicht töten."
Frage: Gibt es ein Beispiel der Lehre, von dem Sie sagen: Das ist nicht in den Katechismus gekommen?
Schönborn: Ja, auch wenn das jetzt zu sehr für Spezialisten sein mag: In der Glaubenslehre hat der große Kirchenvater Augustinus über Jahrhunderte die Theologie geprägt. Sein Zugang zur Lehre von der Dreifaltigkeit, der Dreieinigkeit Gottes prägte das ganze Abendland, wurde aber trotzdem nicht in den Katechismus aufgenommen, weil es nie zur ausdrücklich formulierten Lehre der Kirche geworden ist. Es ist immer auf dem Niveau einer sehr anspruchsvollen, sehr eindrucksvollen theologischen Theorie geblieben, die zwar höchst respektabel ist, aber nicht in einem Buch den Platz hat, das den Anspruch hat, das darzustellen, was wirklich formulierte Lehre der Kirche ist.
Frage: Auch die letzten 25 Jahre haben eine Weiterentwicklung gebracht, beispielsweise durch die beiden Familiensynoden, durch "Amoris laetitia" oder die Wiederentdeckung der Kategorie der "Barmherzigkeit Gottes". In welche Weise würde das heute die Redaktion des Katechismus beeinflussen?
Schönborn: Es lohnt sich darauf hinzuweisen, dass der dritte Teil des Katechismus, der über die Moral handelt, genau die Voraussetzungen liefert, die Papst Franziskus dann in "Amoris laetitia" zur Geltung bringt: Er zitiert ja mehrfach den Katechismus, den Moralteil des Katechismus, wo neben der klaren Formulierung der Normen immer auch der Blick auf den Weg des Menschen gerichtet wird, auf die Bedingtheit menschlichen Handelns, menschlicher Freiheit, menschlicher Verantwortung, auf die Lebensumstände und die konkrete Situation, in der das sittliche Handeln des Menschen stattfindet. Es ist ein großer Schritt gewesen - ich würde fast sagen, ein Durchbruch -, dass der Katechismus hier das Augenmerk stärker auf das konkret handelnde Subjekt richtet, also auf die handelnde Person, und nicht nur auf die Objektivität der Normen.
Ich denke, die Auseinandersetzung um "Amoris laetitia" wäre sehr viel friedlicher, würden die Kritiker von "Amoris laetitia" gründlicher die Fundamentalmoral im Katechismus studieren, die ganz an Thomas von Aquin orientiert ist: Nämlich, dass sich jegliches sittliches Handeln in einer Geschichte abspielt, in der Geschichte eines konkreten Menschen, mit den Prägungen, Möglichkeiten, Voraussetzungen, Lebensumständen, den Begrenzungen und Chancen der eigenen Freiheit. Auf diese genau hinzuschauen und diese sichtbar und spürbar zu machen als den konkreten Lebensraum, in dem das Ideal der christlichen Ehe zu verwirklichen ist: Das ist, glaube ich, der wichtige Beitrag von "Amoris laetitia", der ganz auf der Basis der ersten Sektion des dritten Teils des Katechismus steht, der über die Bedingungen des menschlichen Handelns handelt. Ich empfehle sehr, diese Abschnitte des Katechismus als Einführung in "Amoris laetitia" zu lesen. Da wird man sehr schnell feststellen, dass Papst Franziskus hier ganz in der Linie des Katechismus ist.
Frage: Wie sieht Ihre Bilanz nach 25 Jahren aus, insbesondere was die Rezeption in den deutschsprachigen Ländern, aber auch weltweit betrifft? Ist das Projekt gelungen, die Intention des Papstes aufgegangen?
Schönborn: Es ist gelungen, es ist aufgegangen. Der Katechismus ist heute DAS Referenzwerk weltweit, für das Lehramt und auch für die Katechese. Freilich muss ich mit einem gewissen Kummer hinzufügen: Im deutschsprachigen Raum ist der Katechismus noch nicht wirklich in der Tiefe angekommen. Es hat mich immer geschmerzt, auch schon von meiner Tätigkeit als Redaktionssekretär her, dass man in der deutschsprachigen Theologie und Katechese den Katechismus vielfach - Gott sei Dank nicht überall - ein bisschen von oben herunter behandelt hat. Mit Ironisieren und mit immer noch diesem alten, wirklich überholten Vorurteil: "Katechismus ist vorkonziliär".
Die Idee selbst des Katechismus ist eine vorkonziliäre Idee mitnichten. Wir sind im Lutherjahr. Luthers großer, durchbrechender Erfolg war ganz entscheidend der "Kleine Katechismus", und auch der "Große Katechismus". Das war Luthers genialer Griff: Den Glauben in kurzen Aussagen zusammenfassen und dann in einem größeren Katechismus für die, die den Glauben vermitteln sollen, etwas ausgefalteter darzustellen. Warum im deutschsprachigen Raum der Katechismus nicht mehr rezipiert worden ist, gehört für mich zu den "Mysteria" - den Geheimnissen, die ich nicht erklären kann, die ich aber bedauere.