Filmaufnahmen zeigen Verwüstung in der historischen Altstadt von Diyarbakir

Historische armenische Kirche zerstört

Veröffentlicht am 15.02.2016 um 14:15 Uhr – Lesedauer: 
Türkei

Istanbul  ‐ Bei Kämpfen in der südostanatolischen Stadt Diyarbakir ist offenbar eine der größten Kirchen im Nahen Osten zerstört worden. Die armenische Sankt-Giragos-Kirche war nach Renovierungsarbeiten erst vor fünf Jahren wiedereröffnet worden.

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Dach und Außenmauern der Kirche sind demnach zerschossen und teils eingestürzt; das Innere liegt in Schutt und Asche. Auf den Innenaufnahmen ist die bekannte Kirche trotz der Verwüstung noch deutlich zu erkennen. Noch während der Aufnahmen schlägt ein Geschoss ein und reißt ein weiteres Loch in die Wand. IMC zufolge wurden auch zwei weitere armenische und eine chaldäische Kirche getroffen. Das Ausmaß der Zerstörung konnte zunächst nicht weiter überprüft werden; die Kämpfe dauern an, über das Altstadtgebiet ist eine Ausgangssperre verhängt.

Vor fünf Jahren wiedereröffnet

Die armenisch-apostolische Giragos-Kirche stammt aus dem 16. Jahrhundert und zählt zu den größten Kirchen im Nahen Osten. Sie wurde nach dem Massaker an den anatolischen Christen von 1915 geschlossen und erst 1960 an die Gemeinde zurückgegeben. Weil die verbliebene armenische Gemeinde von Diyarbakir im Verlauf des 20. Jahrhunderts auswanderte, wurde sie seit den 90er Jahren von staatlichen Stellen als Lager genutzt.

Erst vor fünf Jahren wurde die Kirche im Zeichen der Aussöhnung vom türkischen Staat restauriert und wiedereröffnet. Zwar gibt es in Diyarbakir keine nennenswerte armenische Gemeinde mehr - der letzte dort geborene Armenier starb in diesem Jahr -, doch zog die Kirche viele armenische Besucher aus dem In- und Ausland an.

Ungewiss ist auch das Schicksal der syrisch-orthodoxen Marienkirche von Diyarbakir. Deren Pfarrer musste sie im Januar mit einer weißen Fahne verlassen.

Drei neue Kirchen in Syrien

Derweil entstehen in Syrien trotz des Bürgerkrieges mehrere neue Gotteshäuser. Die maronitische Kirche baut nach den Angaben von Erzbischof Samir Nassar in Damaskus gleich drei neue Kapellen. Nassar sprach laut dem vatikanischen Pressedienst Fides vom Montag von einer "Geste der Revolte gegen Tod und Zerstörung" und zugleich einem Zeichen des Vertrauens, dass Christen in Syrien eine Zukunft hätten.

Die Kirchen liegen den Angaben zufolge in hart umkämpften Vierteln. Eine sei bereits in der vergangenen Woche in Betrieb genommen worden, zwei weitere sollen in den kommenden Monaten fertiggestellt werden. Die Maroniten, eine mit Rom verbundene Ostkirche, bilden die größte christliche Gemeinschaft im Libanon; in Syrien sind sie innerhalb der Christen eine Minderheit von wenigen Zehntausend. (gho/KNA)

15.02.2016, 14.20 Uhr: ergänzt um Informationen zu Kirchenneubauten in Syrien.

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Die eine Kirche Christi tritt in verschiedensten Formen auf, etwa in den orthodoxen und orientalischen Kirchen. Wir erklären das katholische Verständnis von "Kirche", was das für die Ökumene bedeutet und stellen unterschiedliche Traditionen vor.