"Ich mag nicht alleine essen"
Anlass sind seine beiden Jubiläen. Seit 20 Jahren ist er Bischof von Osnabrück und im September begeht er den 25. Jahrestag seiner Bischofsweihe. Die Geladenen strömen zunächst nur spärlich zum Mahl ins Gotteshaus. Viele rauchen noch draußen eine Zigarette und warten auf Freunde und Bekannte. Manche gehen erst einmal vorbei, kommen dann aber wieder. Gedeckt ist für 400. Rund 100 Frauen und Männer füllen am Ende vor allem die ersten vier Tischreihen.
Der Bischof ist dennoch zufrieden. Er freue sich, mit den Gästen jetzt das Mahl feiern zu können, sagt er in seiner kurzen Begrüßung. Die Kirche sei immer ein Ort der Begegnung. Und auch ein Essen passe hier gut her, betont er mit Verweis auf die katholische Messe, in der das Abendmahl fester Bestandteil ist.
Nach einem Tischgebet, in dem auch derjenigen gedacht wird, die an diesem Tag nichts oder nicht so üppig zu essen bekommen, ruft er den Gästen einen "Guten Appetit" zu und setzt sich mitten unter sie. Außer dem Salat gibt es Putengulasch mit Kartoffeln oder Reis, Wasser und Saft. Viele nehmen dankend eine zweite Portion. Die Küche hatte ja mit mehr Gästen gerechnet. Auch später beim Abschied ist für manchen noch eine "Take-away-Portion" drin.
Gespräche über Schicksale und verpasste Chancen
Viele der Bedürftigen kennt Bode aus der Osnabrücker Wärmestube. Seit 1995 besucht er jeweils zu Weihnachten diese Einrichtung des Bistums und gibt auch dort ein Essen aus. Rund 400 Menschen nehmen regelmäßig daran teil. Jetzt drehen sich am "Bischofstisch" in der Herz-Jesu-Kirche die Gespräche um Schicksale und verpasste Chancen, Freunde, auch um das aktuelle Geschehen in der Welt. Auch Seelsorgeamtsleiterin Daniela Engelhard hat sich unter die Gäste gemischt. "Wir haben über Flüchtlinge gesprochen und was alles für ihre Integration getan wird", berichtet sie später. Sozialneid habe sie nicht gespürt. "Im Gegenteil, einer sagte ganz klar: Wir schaffen das", so Engelhard.
Die meisten Gäste besuchen regelmäßig die Wärmestube. Obwohl sie das anfangs nicht gern zugeben. "Ich komme allein zurecht", erzählt etwa eine ältere Frau. Sie arbeite als Putzfrau, habe ein Einkommen. Zu dem gemeinsamen Essen komme sie höchstens einmal im Monat. "Naja, vielleicht öfter - einmal pro Woche", ergänzt sie. Ein jüngerer Mann mit Kapuze über dem Kopf berichtet von seiner Zeit im Laurentiusheim für Obdachlose, einer anderen Einrichtung des katholischen Vereins für soziale Dienste (SKM). Obwohl er heute wieder eine Wohnung habe, komme er noch gern mit anderen Ehemaligen zusammen. Und ein Senior aus dem rund 30 Kilometer entfernten Bad Laer sucht bei den Mahlzeiten in der Wärmestube vor allem Gesellschaft. "Ich bin doch so viel allein, und gerade alleine essen mag ich nicht."
Ein paar Jüngere "mit Drogenvergangenheit" sitzen abseits. Ebenso eine Gruppe älterer, auffällig kleiner Frauen - alle mit Kopftuch und dicken Wollstrümpfen. In einem Gemisch aus Russisch und Deutsch mit stets rollendem R dreht sich hier das Gespräch um Mais und Weizen und das Leben mit Hühnern, Schweinen und Enten früher in den Dörfern des Kaukasus.
"Es war ein Versuch", sagt der Bischof am Schluss. Vielleicht sei der Besuch einer Kirche für viele eine Hemmschwelle gewesen, versucht er die unerwartet niedrige Resonanz zu erklären. Auch mit dem Wort "Fastenmahl" auf den Einladungen habe wohl so mancher nichts anfangen können. "Wir müssen das analysieren." Aber es werde auf jeden Fall weitergehen. "Das ist kein Grund, sowas nicht noch mal zu machen", sagt Bode und muss beim Gang zur Kirchentür noch viele Hände schütteln.