Der emeritierte Papst Benedikt spricht über Johannes Paul II.

"Ich wusste, dass er ein Heiliger war"

Veröffentlicht am 07.03.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Papst Benedikt XVI. am Tag seiner Rücktritts-Ankündigung am 11. Februar 2013.
Bild: © KNA
Papst

Rom ‐ Benedikt XVI. war schon zu Lebzeiten von Johannes Paul II. von dessen Heiligkeit überzeugt. Er habe er immer deutlicher seine enge Gottverbundenheit und seinen Mut auch in schwierigsten Momenten bewundert, sagte er im ersten Interview nach seinem Amtsverzicht.

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Der Einsatz und das Programm des polnischen Papstes seien unermüdlich gewesen, so Benedikt XVI. Dabei habe dieser sich nicht von Applaus oder Zustimmung leiten lassen, betonte er in einem Buch des polnischen Journalisten Wlodzimierz Redzioch zur bevorstehenden Heiligsprechung von Johannes Paul II. Die Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" (Freitag) veröffentlichte Auszüge aus dem Interview-Beitrag des emeritierten Papstes.

Johannes Paul II. habe sich in seinem im Amt physisch aufgerieben, so Benedikt weiter. Der polnische Papst habe im Vatikan und erst recht auf Reisen ein extrem dichtes und anstrengendes Programm absolviert und sich nicht geschont. Während einer Mittagspause seines ersten Deutschland-Besuchs 1980 habe Johannes Paul II. ihn zu sich rufen lassen. "Sie müssen sich ausruhen", habe er dem Papst gesagt, den er beim Breviergebet antraf. "Mich ausruhen kann ich auch im Himmel", habe Johannes Paul II. geantwortet.

Hauptkriterium der Heiligkeit: Sein "Mut zur Wahrheit"

Als Hauptkriterium der Heiligkeit von Johannes Paul II. bezeichnete Ratzinger in dem Interview dessen "Mut zur Wahrheit". Nur aus seiner engen Gottesbeziehung heraus könne man seinen unermüdlichen pastoralen Einsatz verstehen: "Er hat sich mit einer Radikalität hingegeben, die man sich anders nicht erklären kann."

Die Gottesbeziehung sei für den polnischen Papst auch Grund seiner Fröhlichkeit inmitten größter Probleme gewesen, hebt Benedikt XVI. in dem Buchbeitrag hervor. "Johannes Paul II. hat nicht Applaus gesucht, er hat nie besorgt geschaut, wie seine Entscheidungen aufgenommen wurden. Er hat aus seinem Glaubens heraus und aufgrund seiner Überzeugungen gehandelt und war bereit, dafür Schläge einzustecken."

Benedikt XVI. berichtet, dass er mit dem polnischen Kardinal Karol Wojtyla erstmals vor der Wahl von Johannes Paul I. im Sommer 1978 zusammengetroffen sei. Er sei von dessen Analyse des Kommunismus, vor allem aber von dessen persönlicher Ausstrahlung fasziniert gewesen.

Bild: ©KNA

Papst Johannes Paul II. winkt.

"Keine Hilfeleistung für die Armen"

Der emeritierte Papst erläuterte im Interview auch die Linie seines Vorgängers gegenüber der Befreiungstheologie. Der Papst aus Polen habe einem marxistisch inspirierten Befreiungsbegriff entgegenwirken, zugleich aber den Einsatz für Freiheit aus christlichem Glauben heraus fördern wollen. Nach seinen persönlichen Erfahrungen mit dem Kommunismus in Polen sei es für Johannes Paul II. ein dringendes Anliegen gewesen, sich mit der Befreiungstheologie auseinanderzusetzen, so Ratzinger.

Denn es sei zwar um Armut und Arme gegangen, aber nicht um Hilfeleistungen, sondern um eine "große Umwandlung, aus der eine neue Welt" entstehen sollte: "Der christliche Glaube wurde damit zum Motor für revolutionäre Bewegungen und damit zu einer Art politischer Macht umgewandelt", so Benedikt XVI. Einer solchen Verfälschung des christlichen Glaubens habe man sich aus Liebe zu den Armen widersetzen müssen, war Johannes Paul II. laut Benedikt XVI. überzeugt.

Benedikt XVI. sollte schon 1979 in den Vatikan

Benedikt XVI. bestätigte in dem Interview, dass der Papst ihn bereits 1979 an den Vatikan rufen und mit der Leitung der Bildungskongregation habe betrauen wollen. Er habe ihn jedoch gebeten, die Versetzung mit Blick auf seine erst kurze Amtszeit als Erzbischof in München und Freising aufzuschieben. Als Johannes Paul II. ihn dann zwei Jahre später an die Glaubenskongregation berufen wollte, habe er sich in der Pflicht gefühlt. Seine einzige Bitte sei gewesen, auch weiter theologisch arbeiten und publizieren zu können.

Johannes Paul II. ist der 31. Pole, der heiliggesprochen wird. Nach den Worten des Sprechers der Polnischen Bischofskonferenz, Jozef Kloch, gewinnt die Kirche damit auch einen Schutzpatron für den Weltjugendtag 2016 in Krakau. Die Heiligsprechung des polnischen Papstes wird damit in Rekordzeit abschlossen sein. Seliggesprochen wurde er 2011, nur sechs Jahre nach seinem Tod. Die Heiligsprechung erfolgt am 27. April. (bod/KNA)