Im Schatten der Flüchtlingskrise
Angesichts der dramatischen Entwicklungen in der Flüchtlingsproblematik wurde die Tagesordnung der Vollversammlung kurzfristig verändert. Geplant ist nun, dass sich die Bischöfe an den beiden ersten Tagen mit Experten aus der Flüchtlingsarbeit, kommunalen Vertretern sowie ehrenamtlichen Helfern austauschen. Auf diese Weise soll die Flüchtlingskrise aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und eine realistische Einschätzung der aktuellen Herausforderungen ermöglicht werden. Geladen zum Gespräch mit den Bischöfen sind unter anderem der Kölner Diözesan-Caritasdirektor Frank Johannes Hensel, die Vorsitzende der Härtefallkommission in Sachsen-Anhalt, Monika Schwenke, sowie die Oberbürgermeister von Brandenburg an der Havel und Darmstadt.
Die Ergebnisse der Beratungen sollen am Dienstagmittag in einem Pressegespräch vorgestellt werden. Unter dem Titel "Die aktuelle Flüchtlingsproblematik in Deutschland: Herausforderungen und Engagement der Kirche" werden die Kardinäle Reinhard Marx und Rainer Maria Woelki, Erzbischof Ludwig Schick und Bischof Norbert Trelle Stellung beziehen und konkrete Zahlen zum kirchlichen Einsatz für Flüchtlinge nennen. In diesem Zusammenhang wird sicher auch die Frage eine Rolle spielen, wie die Kirche ihr vielfältiges Engagement in diesem Bereich in der Öffentlichkeit besser sichtbar machen kann.
Bischofssynode und Gesprächsprozess
An den weiteren Tagen der Vollversammlung werden dann die großen kirchlichen Themen besprochen. So werden die Bischöfe natürlich auf die mit Spannung erwartete Bischofsynode im Oktober vorausblicken. Für Deutschland werden aus dem Kreis der Bischofskonferenz neben Marx als deren Vorsitzender auch der neue Berliner Erzbischof Heiner Koch und Bischof Franz-Josef Bode aus Osnabrück an der Synode teilnehmen.
Stichwort: Deutsche Bischofskonferenz
Die Deutsche Bischofskonferenz ist der Zusammenschluss aller katholischen Bischöfe und Weihbischöfe in Deutschland, die noch nicht im Ruhestand sind. Aufgabe der Konferenz sind das Studium und die Förderung gemeinsamer pastoraler Aufgaben, die gegenseitige Beratung, die notwendige Koordinierung der kirchlichen Arbeit, der gemeinsame Erlass von Entscheidungen sowie die Pflege von Verbindungen zu anderen Bischofskonferenzen. Oberstes Organ der Bischofskonferenz ist die zweimal jährlich tagende Vollversammlung. Weitere Organe sind der Ständige Rat, in dem jede Diözese durch den Bischof mit Sitz und Stimme vertreten ist, der Vorsitzende und die Bischöflichen Kommissionen. (stz)Inhaltlich wird die Synode in Fulda vermutlich keine großen Wellen mehr schlagen. Die Vorbereitungen für das dreiwöchige Treffen sind weitgehend abschlossen und die deutschen Teilnehmer können sich gut vorbereitet auf den Weg nach Rom begeben.
Darüber hinaus wird auch der am vergangenen Wochenende zu Ende gegangene Gesprächsprozess der Bischofskonferenz Thema der Vollversammlung sein. An dem abschließenden Treffen in Würzburg hatten auch 32 Mitglieder der Bischofskonferenz teilgenommen; die Vollversammlung bietet nun die Gelegenheit, im Kreis der Bischöfe auf das Treffen und den fünfjährigen Prozess zurückzublicken. Außerdem wird in Fulda als eines der Ergebnisse des Gesprächsprozesses das Dokument "Gemeinsam Kirche sein. Wort der deutschen Bischöfe zur Erneuerung der Pastoral" vorgestellt.
Ebenfalls auf der Tagesordnung steht das von Papst Franziskus ausgerufene Heilige Jahr, das am 8. Dezember beginnt. Die Bischofskonferenz möchte die Initiative des Papstes aufgreifen und vor allem den zentralen Begriff der Barmherzigkeit mit Leben füllen. Geplant ist ein gemeinsames Wort der Bischöfe, außerdem sollen die Aktivitäten der Bistümer zum Heiligen Jahr koordiniert werden.
Ein weiteres Thema der Vollversammlung dürfte schließlich der bevorstehende Ad-limina-Besuch der Bischöfe im Vatikan sein. Der sollte eigentlich bereits in dieser Woche stattfinden, wurde dann jedoch wegen der an diesem Samstag beginnenden Reise von Papst Franziskus nach Kuba und in die USA verlegt. Nun werden die Bischöfe vom 16. bis 20. November in Rom sein, um ihren nach dem Kirchenrecht vorgeschriebenen Besuch "an den Schwellen der Apostelgräber" (lateinisch "ad limina apostolorum") zu absolvieren. Es ist der erste deutsche Ad-limina-Besuch im Vatikan seit 2006.
Festakademie zum Konzils-Jubiläum
Hauptzweck der Ad-limina-Besuche ist es, den Papst über die Situation in den Bistümern eines Landes zu informieren. Zudem werden die Besuche genutzt, um Gespräche in den vatikanischen Behörden zu führen. So werden die deutschen Bischöfe bei ihrem Aufenthalt im Vatikan unter anderem mit Vertretern der Bischofs- und der Glaubenskongregation zusammenkommen. Ob die Oberhirten auch Benedikt XVI. treffen werden, ist dagegen fraglich. Wahrscheinlicher ist, dass einzelne Bischöfe jenseits des offiziellen Programms dem emeritierten Papst in dessen Altersruhesitz im Vatikan einen Besuch abstatten.
Abschluss und festlicher Höhepunkt der Vollversammlung wird am Donnerstagnachmittag eine Festakademie zum 50-jährigen Jubiläum des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) sein. Gemeinsam mit geladenen Gästen wollen die Bischöfe auf das Konzil zurückblicken und dessen bleibende Bedeutung für Gegenwart und Zukunft der Kirche würdigen. Im Rahmen der Festakademie wird Kardinal Karl Lehmann, der als junger Assistent des Theologen Karl Rahner selbst an der Bischofsversammlung teilgenommen hat, über "Das Konzil und seine Wirkungsgeschichte" sprechen. Außerdem sind eine Podiumsdiskussion zum Thema "Aggiornamento heute. Über die Rolle der Kirche in der modernen Gesellschaft" sowie eine Bonifatius-Vesper im Fuldaer Dom geplant.