Immer weniger Organspender
Der Trend bleibt negativ: Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) brach die Zahl von Organspendern 2013 um 16 Prozent auf 876 ein - der niedrigste Wert seit der Verabschiedung des Transplantationsgesetzes 1997. Die meisten Menschen in Deutschland seien zu einer Organspende bereit, zitiert die DSO aus einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Aber nur 28 Prozent haben laut der Umfrage einen Organspendeausweis ausgefüllt – und das trotz verschickter Exemplare seitens der Krankenkassen. Nach DSO-Angaben stehen derzeit rund 11.000 Patienten in Deutschland auf der Warteliste für eine Organspende.
Spendeausweis kann Angehörigen Gewissheit geben
Anlässlich des Tages der Organspende hat Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) zu einer größeren Spendenbereitschaft aufgerufen. Eine solche Spende könne Leben retten, sagte Gröhe am Freitag zum Start der Kampagne 2014 in Berlin. Er wolle Menschen zum Tragen eines Spendeausweises motivieren, so Gröhe weiter. Das Dokument gebe auch den Angehörigen die Gewissheit, in einer schwierigen Situation das Richtige zu tun. Die Kampagne steht unter dem Motto "Ich entscheide. Informiert und aus Verantwortung".
Zugleich räumte Gröhe ein, dass in den vergangenen Jahren durch "schwerwiegendes Fehlverhalten" viel Vertrauen zerstört worden sei. "Wir brauchen einen langen Atem, um das wiederherzustellen". Er verteidigte aber die derzeit bestehenden Regelungen bei der Organspende. Die Spende eines Organs müsse auch künftig freiwillig bleiben. Er hoffe, dass die Aufklärungskampagne im Rahmen der "Entscheidungslösung", bei der die Krankenkassen ihre Mitglieder regelmäßig nach ihrer Spendenbereitschaft fragen, künftig noch stärker greife.
Paten der Organspendekampagne sind unter anderem der Schauspieler Klaus J. Behrendt, die Moderatoren Sonya Kraus und Markus Lanz, der Komiker Ralf Schmitz und Olympiasieger Matthias Steiner. Auch die Kirchen werben mit einem ökumenischen Gottesdienst in Stuttgart für den Tag der Organspende. Schon 1990 haben sich die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland für Organspende ausgesprochen. Sie sei ein für viele hoffnungsstiftender Weg, um Leben zu retten. Gleichzeitig gelte jedoch das Prinzip der Freiwilligkeit: Niemand dürfe zur Spende gezwungen werden.
Mehr Transparenz bei Organtransplantationen gefordert
Die Gründe für den Rückgang an Spendern seien vielschichtig, sagt DSO-Sprecherin Birgit Blome in Frankfurt anlässlich der vorgestellten Zahlen. "Sicher spielt immer noch die Verunsicherung durch die Manipulationen der Wartelisten an einigen Kliniken eine Rolle." Darüber hinaus gebe es möglicherweise aber auch andere Gründe wie zum Beispiel die Strukturen in Krankenhäusern.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz fordert – auch im Zuge des Manipulationsskandals - mehr Transparenz bei Organtransplantationen . Die zentrale Frage sei, ob es bei der Verteilung der Organe gerecht zugehe, sagte ihr Vorstand Eugen Brysch Anfang der Woche den "Stuttgarter Nachrichten". "Die Bevölkerung will sicher sein, dass die Regeln für die Organspende für alle Empfänger gleich sind." Dazu müsse auch klar geregelt werden, an welche Gerichte sich Schwerstkranke wenden können, wenn sie eine Arztentscheidung überprüfen lassen wollen. Derzeit würden sich Verwaltungs-, Sozial- und Landgerichte gegenseitig den Schwarzen Peter zuschieben.
Gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur bezeichnet Brysch die Organspende als "offenkundig schwer krankes System". Es sei an der Zeit, dass die große Koalition und der Bundestag Verantwortung übernähmen. Dies bedeutet laut Brysch vor allem Rechtssicherheit für die Schwerstkranken auf der Warteliste sowie ein Ende der Konkurrenz unter den Transplantationszentren. Außerdem müsse der Bundestag Richtlinien für die Vergabe der Organe verabschieden, einschließlich einer Regelung für privat zahlende Ausländer. Die Kontrolle über die Organspende müsse allein beim Staat liegen, nicht bei beteiligten Institutionen wie der DSO. (Mit Material von KNA und dpa)
Von Sophia Michalzik