In der Schatzkammer des Deutschen Ordens
Der Deutsche Orden hatte aber nicht nur einen eigenen Ordensschatz, sondern sorgte auch für die kostbare Ausstattung seiner Kirchen, vor allem rund um Bad Mergentheim, wo vom 16. bis 19. Jahrhundert der Hauptsitz des Deutschen Ordens war. Einige dieser ehemaligen Kirchengemeinden haben dem Museum nun ihre Schätze geliehen. Museumsdirektorin Maike Trentin-Meyer war von der Qualität der Kunstwerke überrascht: "Ehrenritter des Deutschen Ordens stifteten für die würdevolle Ausgestaltung des Gottesdienstes und beauftragten vor allem angesehene Künstler", erklärt sie.
So kommt es, dass sich einige der wertvollsten Stücke in dem kleinen Ort Sondernohe in Mittelfranken fanden. Sondernohe hat heute gerade einmal rund 150 Einwohner und liegt inmitten von Wald, Wiesen und Wäldern. Die Kirche des Ortes gehörte im Mittelalter jedoch dem Deutschorden und verfügt so noch heute über einen Teil des Schatzes: 500 Jahre alte Goldkelche, Gebetstafeln und Schlüssel mit dem Wappen des Ordens sind nun in der Ausstellung zu sehen.
Herrscher im Osten Europas
Der Deutsche Orden wurde während der Kreuzzüge 1190 zunächst zur Krankenpflege gegründet. Im Mittelalter herrschte er als Ritterorden im Norden und Osten Europas. Die Ritter beteiligten sich an Schlachten - vor allem in den sogenannten Türkenkriegen im 16. Jahrhundert. Aus dieser Zeit zeigt die Ausstellung unter anderem einen Krummdolch, den ein Ritter im Kampf gegen die Türken erbeutete.
Linktipp: Der heroische Heilige
Sein Name steht für Tapferkeit und Nächstenliebe: Der heilige Georg ist wohl eines der heroischsten Vorbilder der gesamten Christenheit. Der Deutsche Orden hat ihn sich zum Schutzpatron erkoren.Durch die Kriege war der Schatz des Deutschordens in Gefahr: Immer wenn feindliche Heere auf dem Weg nach Bad Mergentheim waren, wurde der Schatz daher auf Kutschen verladen und an sichere Orte gebracht. So war der Schatz manches Mal für Jahre und Jahrzehnte nicht in Bad Mergentheim und kehrte auch nicht immer vollständig zurück. Heute befindet sich die Schatzkammer des Ordens in Wien.
Bis ins 19. Jahrhundert war der Deutsche Orden weit vernetzt, er hatte Einfluss und Macht. Ein Beweis dafür ist das wertvollste Stück der Ausstellung: Ganz unscheinbar liegt in einer Vitrine eine handschriftliche Partitur Ludwig van Beethovens. Beethoven widmete 1808 den "Yorck'schen Marsch" einem Hochmeister des Ordens und schenkte ihm die Partitur samt Unterschrift. Heute ist dieses Musikstück "Marsch Nr. 1" einer der bekanntestens Militärmärsche und wird etwa beim Großen Zapfenstreich der Bundeswehr gespielt.
Zwei Schutzpatrone für den Orden
Auf den Kreuzen, Kelchen und Gewändern, die im Museum ausgestellt werden, tauchen immer wieder die Heiligen Georg und Elisabeth auf. "Sie stehen für die beiden Zweige des Ordens", erklärt Trentin-Meyer: Georg als Schatzpatron der Ritter und Elisabeth für die Wohltätigkeit. Heute widmet sich der Orden ganz dem Erbe Elisabeths. 1929 wurde der Ritterbrüder-Zweig aufgelöst und von Papst Pius XI. in einen rein geistlichen Orden päpstlichen Rechts umgewandelt. Die Gemeinschaft ist heute Träger zahlreicher sozial-karitativer Einrichtungen, von Alten- und Pflegeheimen bis hin zu Suchtklinken.