In Szene gesetzt
Wie stumme Betrachter erstarren die Lichtprojektionen auf dem kalten Beton, bis sie im zweiten Satz von schlangeförmigen Figuren abgelöst werden.
Im Rhythmus der Musik schweben die Figuren förmlich die Mauern entlang, werden heller und dichter. Mit jedem musikalischen Wechsel erstrahlt der Innenraum des Kölner Wahrzeichens nun in neuen Farben und Formen. Die Lichtinstallation "lux eucharistica" ist laut Veranstalter einer der kulturellen Programmhöhepunkte des Eucharistischen Kongresses, zu dem von Mittwoch bis Sonntag mehr als 40.000 Teilnehmern zu einem Glaubensfest in die Stadt am Rhein pilgern.
Ägypten, New York, Köln
Das Tübinger Künstlerduo Sabine Weißinger und Friedrich Förster, die unter dem Namen "Casa Magica" arbeiten, haben die Lichtinstallation eigens für den Eucharistischen Kongress entworfen. An den vier Abenden des Festes wird zu verschiedenen Orgelkompositionen und Chorstücken für eine Stunde der Kirchenraum zum Thema Eucharistie erleuchtet. Mehr als drei Monate habe die Ausarbeitung gedauert, so Weißinger in der Vorbereitungsphase. Das Projekt sei sehr reizvoll gewesen. Nicht nur, dass die Architektur des Gebäudes einmalig sei, der Kölner Dom sei ein einzigartiges Symbol für viele, sowohl in religiöser als auch in gesellschaftlicher Hinsicht.
Das Künstlerduo, das bereits die ägyptischen Pyramiden und die New Yorker Central Station erleuchtet hat, arbeitet dabei mit möglichst unauffälligem Gerät. Die sechs Großbildprojektoren, Strahler und Teile der Domlichtanlage fügen sich beinahe nahtlos in das Innenleben des Gotteshauses ein.
Die Idee für das Projekt sei vor einem knappen Jahr entstanden, erklärte der Projektleiter des Eucharistischen Kongresses, Hermann-Josef Johanns. Ein Ziel sei dabei gewesen, für jeden Tag des Glaubenfestes einen gemeinsamen Tagesabschluss zu finden. Zudem sollte der Dom als Mittelpunkt der Stadt auch im Zentrum der Veranstaltung stehen. Zuletzt sollte der Tagesabschluss, zu dem verschiedene Erzbischöfe ein Wort zur Nacht sprechen werden, eine Zusammenführung von Kölner Bürgern und Pilgern ermöglichen. Zu der Veranstaltung von Mittwoch bis Samstag je um 22.00 Uhr sei jeder herzlich willkommen, betonte Johanns. So lange eben, bis der letzte Platz besetzt sei, fügte Dompropst Norbert Feldhoff hinzu.
Meer an Farben, Formen und Musik
Um die erwarteten Besucherströme zu bändigen, werde nur die Nordpforte als Eingang genutzt. Diese sei, nachdem der Dom je gegen halb acht für gut zwei Stunden geschlossen werde, 30 Minuten vor Beginn der Veranstaltung offen. Und wer dann dennoch keinen Platz in der Kirche finde, der könne wenigstens das Lichtschauspiel auf einer Videoleinwand vor dem Dom erleben, fügte Johanns hinzu.
Das Dossier
Wenn Sie wissen, was Eucharistie bedeutet, was es mit dem Motto "Herr, zu wem sollen wir gehen?" auf sich hat oder welche Themen in den Katechesen der Bischöfe besprochen werden, sind Sie genau richtig: In unserem Dossier erfahren Sie alles über den Eucharistischen Kongress. Zum DossierNeben Josef Rheinberger werden allabendlich auch Stücke von Leon Boellmann, Samuel Barber, Thomas von Aquin und Olivier Messiaen erklingen. Dabei sind nicht nur Ähren, als Motiv der Eucharistie, sondern auch Fische und Wasser Elemente der Lichtinstallation. So erwecken die Lichtspiele bei Boellmanns "Suite gothique" den Eindruck, als ob gewaltige und tosende Wassermassen auf die Zuschauer hinabrauschen, während goldene Fische durch die Fluten schwimmen. Aus den sehr realistischen Darstellungen entwickelten sich im Laufe der Zeit Muster, die auch architektonische Elemente des Doms aufgriffen, erklärte Weißinger. So scheint es dann auch, als ob im dritten Satz von Boellmanns Suite plötzlich Pfeilerfiguren über die Kirchenfenster huschen. Nach einem einstündigen Meer an Farben, Formen und Musik taucht der Dom wieder ins Dunkel der Nacht hinab. Einzig lauter Applaus unterbricht die Stille.