"Inakzeptabel und unerträglich"
Ein Seminarist aus Bamberg hatte nach Meinung der externen Untersuchungskommission mindestens drei "völlig inakzeptable und unerträgliche 'KZ-Witze'" erzählt und Adolf Hitler parodiert, letzteres mit einem Würzburger Seminaristen. Dieser hatte auch ein Konzert der Band "Frei.Wild" besucht und muss deswegen ebenfalls das Seminar verlassen.
Möglicherweise könnte noch einem weiteren Priesteramtsanwärter aus Bamberg der Ausschluss drohen. Dazu werde es aber Gespräche geben, sagte Schick. Dieser hatte der Untersuchungskommission zufolge über eine Gegendemonstranten gegen eine Nazi-Kundgebung am 1. Mai gesagt, diesen Leuten gehöre "eine reingehauen" oder auf "die Fresse gehauen". "Da müssen wir noch deutlich reden", so Schick. Die drei Mitglieder der Untersuchungskommission befragten insgesamt nahezu 30 Personen im Seminar und im Umfeld. Der 204 Seiten starke Bericht ging am Mittwoch an die Staatsanwaltschaft Würzburg, die mögliche strafrechtliche Konsequenzen prüfen will.
Dem Ruf des Priesterseminars geschadet
Der Kommissions-Vorsitzende, Oberlandesgerichts-Richter Norbert Baumann, sagte, "es gab und gibt kein braunes Netzwerk und keinen braunen Sumpf im Priesterseminar". Trotzdem seien die Handlungen einzelner Seminaristen so, dass sie dem Ruf des Priesterseminars "erheblich schadeten". Neben den KZ-Witzen, die den Holocaust "zum Gegenstand von Spott und Hohn gemacht hätten", hob er auch die Hitler-Parodien hervor. Dafür habe die Kommission keine "auch nur im Ansatz nachvollziehbare Begründung" gefunden.
Weiter betonte er, dass der Seminarist, der das "Frei.Wild"-Konzert besuchte, dem Leiter des Priesterseminars bewusst den Namen der Band verschwiegen habe, um Nachfragen zu vermeiden. Den Musikern wird rechtes Gedankengut vorgeworfen. Einer der nun entlassenen Seminaristen habe zudem beim Mittagstisch nach einem "Neger zum Abräumen" gerufen, eine für die Kommission "nicht hinnehmbare rassistische Äußerung". Zudem sei wiederholt der Badenweiler Marsch im Seminar abgespielt worden, "im Wissen dass es sich dabei um Hitlers Lieblingsmarsch handelte". Nicht nachweisen lasse sich, dass am 20. April von einigen Seminaristen Adolf Hitlers Geburtstag gefeiert wurde.
Keine direkten Konsequenzen für die Hausleitung
Direkte Konsequenzen für die Hausleitung des Priesterseminars gibt es derzeit nicht. Baumann sagte, die Verantwortlichen seien den Vorwürfen nachgegangen. Man könne ihnen keinen Vorwurf machen. Den Bischöfen bescheinigte der Kommissionsvorsitzende, zügig die Aufklärung in Auftrag gegeben zu haben. Es habe kein "Vertuschen" gegeben.
Würzburgs Bischof Hofmann kündigte an, dass im Seminar selbst "verstärkt pädagogische und spirituelle Anstrengungen" nötig seien, um Vertrauen wieder aufzubauen. Mit der Theologischen Fakultät soll verstärkt versucht werden, ein Bewusstsein für die besondere Beziehung zwischen Juden und Christen zu schaffen. Mit der Hausleitung werde zudem nach Möglichkeiten gesucht, die Ausbildung noch stärker zu profilieren. Es gehe um menschliche Reife, theologische Bildung und pastorale Befähigung. "Extremistische Tendenzen haben in diesem Konzept keinen Platz", so Hofmann. (KNA)