Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu spanischer Reliquie

Ist es das Tischtuch des letzten Abendmahls?

Veröffentlicht am 14.06.2017 um 14:10 Uhr – Lesedauer: 
Reliquien

Bonn ‐ In Spanien wird seit Jahrhunderten eine Reliquie aufbewahrt, die das Tischtuch vom letzten Abendmahl sein soll. Jetzt gibt es neue wissenschaftliche Erkenntnisse.

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Bei der Reliquie, die seit Jahrhunderten in der Kathedrale im westspanischen Coria aufbewahrt wird, könnte es sich tatsächlich um das Tischtuch vom letzten Abendmahl handeln. Das haben jüngste wissenschaftliche Untersuchungen herausgefunden, wie die katholische Nachrichtenplattform "Aleteia.org" am Mittwoch berichtete. Demnach konnten Forscher die Reliquie mit dem Grabtuch von Turin in Verbindung bringen: Laut den neuen Erkenntnissen sollen beide Tücher zur selben Zeit gewebt worden sein. Bislang hat sich die Kirche nicht offiziell zur Authentizität der Reliquie geäußert – genauso wenig zu der des Grabtuches.

Ein Zusammenhang von Coria und Turin wurde allerdings schon früher hergestellt: Im Jahr 2014 hatte ein Forscher-Team vom "Turin Shroud Center" (Colorado/USA) das mögliche Abendmahls-Tischtuch untersucht. Bei einer Vermessung wurde herausgefunden, dass die Ausmaße fast identisch zu denen des Turiner Grabtuches sind. Die Forscher vertreten die Auffassung, dass es sich auch beim Grabtuch ursprünglich um ein Tischtuch gehandelt haben könnte.

Grabtuch ursprünglich ein zweites Tischtuch?

Gerade an jüdischen Hochfesten wie dem Pascha sei es üblich gewesen, zwei Tischtücher zu verwenden, sagte Forscherin Rebecca Jackson damals der spanischen Zeitung "El Mundo": ein erstes, um darauf die Speisen zu stellen, gefolgt von einem zweiten Tuch, das über die Teller gelegt wurde. Dieses habe verhindert, "dass Sand in das Essen fällt, außerdem sollte es Insekten auf Abstand halten", so Jackson. Deshalb komme sie zu dem Schluss, dass "das Grabtuch und das Tischtuch aus Coria zusammen beim letzten Abendmahl genutzt wurden".

Der spanische Grabtuchforscher Ignacio Dols hielt die Schlussfolgerungen Jacksons damals für plausibel – gerade "weil Christus in Eile bestattet wurde". Er sei um drei Uhr nachmittags gestorben und wegen des Sabbat-Beginns vermutlich am selben Abend vor sechs beerdigt worden. Josef von Arimathäa habe demnach in aller Kürze Pontius Pilatus um den Leichnam bitten, Jesus vom Kreuz abnehmen und zum Grab bringen sowie sämtliche Vorbereitungen für die Bestattung treffen müssen. Deshalb habe er für die Beerdigung alles verwendet, "was er irgendwie zur Hand hatte", so Dols. "Und ein Tischtuch mit diesen Eigenschaften war in der Tat perfekt, um einen Leichnam einzuhüllen." (tmg)

Linktipp: Fünf Tücher, ein Antlitz Gottes?

Ihre Echtheit wird diskutiert – doch ihre Faszination ist unbestritten: Die Rede ist von Textilien, die das Antlitz Christi zeigen sollen. Katholisch.de stellt Turiner Grabtuch & Co. vor.