Oliver Bierhoff über den Besuch der DFB-Elf beim Papst

"Jeder wird sich ein Leben lang daran erinnern"

Veröffentlicht am 12.11.2016 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Sport

Frankfurt am Main/Vatikanstadt ‐ Papst Franziskus hat den Fußball-Weltmeister zur Audienz geladen. Dass der Verlierer des WM-Finals ausgerechnet Franziskus' Heimatland war, sieht Teammanager Oliver Bierhoff nicht als Problem.

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Der Weltmeister klopft im Vatikan an: Die deutsche Fußballnationalmannschaft kommt am Montag zwischen zwei Länderspielen zur Audienz bei Papst Franziskus. Eine "besondere Ehre", findet Teammanager Oliver Bierhoff, denn der Papst sei "eine der bedeutendsten Persönlichkeiten auf der Welt". Im Interview kündigt der gläubige Katholik und ehemalige Essener Domsingknabe am Freitag auch an, dass die DFB-Elf besondere Geschenke für den Papst im Gepäck haben wird. Mehr verrät er aber nicht - es soll ja eine Überraschung sein.

Frage: Herr Bierhoff, die DFB-Elf hat eine Audienz beim Papst. Was bedeutet das für Sie?

Bierhoff: Für unsere Mannschaft ist es eine besondere Ehre, Papst Franziskus im Rahmen einer Privataudienz im Vatikan begegnen zu dürfen. Egal ob Spieler, Trainer, Delegation oder Betreuer - ich bin mir sicher, jeder wird sich ein Leben lang an diesen Moment erinnern. Der Heilige Vater ist eine der bedeutendsten Persönlichkeiten auf der Welt. Mit seinem schlichten und bescheidenen Auftreten, seinem Mut und seinen klugen Äußerungen imponiert mir Franziskus auch persönlich. Er scheint ein Mann zu sein, der mit offenen Armen auf die Menschen zugeht. Wir alle freuen uns sehr auf den Montag und sind uns der besonderen Bedeutung dieses Momentes bewusst.

Frage: Sie haben ja eine "religiös bunte Mischung im Team" - von gläubigen Muslimen über Protestanten und Katholiken bis zu Spielern ohne Religion. Was bedeutet in diesem Zusammenhang ein Besuch beim Oberhaupt der katholischen Kirche?

Bierhoff: Alle Spieler gehen am Montag in den Vatikan, auch die Spieler muslimischen Glaubens in unserer Mannschaft. Wenn wir in Istanbul spielen würden, käme sicher auch ein Besuch der Blauen Moschee in Betracht. Die Spieler sind da offen. Ein Besuch im Vatikan ist nicht zwingend mit der Glaubensfrage oder einer Religionszugehörigkeit verbunden. Denn wir besuchen zwar das Oberhaupt der katholischen Kirche, aber eben auch einen Menschen, der über alle religiösen Unterschiede hinweg für Frieden und Menschlichkeit einsteht, für Nächstenliebe und - um an den Sport zu denken - für Fair Play. Auf diese Begegnung freuen wir uns alle.

Leidenschaft für den Fußball: Papst Franziskus ist seit Langem Fan und Mitglied des Vereins San Lorenzo de Almagro.
Bild: © picture alliance / AP Photo

Im Leben von Papst Franziskus spielt Fußball keine unwichtige Rolle: Die große Liebe von Jorge Mario Bergoglio ist bis heute der Club Atlético San Lorenzo de Almagro aus seiner Heimatstadt Buenos Aires geblieben.

Frage: Und was bedeutet es für Sie persönlich - als Katholik und ehemaliger Domsingknabe?

Bierhoff: Für mich als gläubigen Christen ist es eine große Ehre, Franziskus treffen zu dürfen. Und als Manager der Nationalmannschaft freue ich mich, denn wir wollen immer wieder versuchen, für unsere Spieler ganz besondere Anreize und Erlebnisse zu schaffen. Auch außerhalb des Platzes.

Frage: Was bringen Sie ihm mit? Ein Trikot mit seinem Namen, was ja sehr beliebt ist? Oder eher etwas Anderes?

Bierhoff: Selbstverständlich ein Trikot mit den Unterschriften aller deutschen Nationalspieler. Und darüber hinaus hat sich unser Kapitän Manuel Neuer Gedanken gemacht, der sich ja auch in seiner Stiftung sozial engagiert. Unter anderem gibt es in Gelsenkirchen ein Haus für Kinder und Jugendliche, das "Manus". Die Kinder dort hatten eine schöne Idee, die uns gefallen hat. Mehr wollen wir vorher aber nicht verraten, denn ich glaube, dass die Kinder es gerne hätten, dass der Papst es als erster erfährt. Wir hoffen sehr, dass wir Franziskus damit eine kleine Freude bereiten können.

Frage: Franziskus ist ja Fußballfan und Argentinier. Glauben Sie, er hat der deutschen Elf den Sieg gegen Argentinien im WM-Finale 2014 verziehen?

Bierhoff: Da bin ich mir ganz sicher. Zumal wir den Titel 2014 hochverdient haben - sicher auch aus Sicht des Papstes.

Von Gottfried Bohl (KNA)

Linktipp: Der Capitano aus dem Vatikan

Auch Päpste kennen die große Liebe. Für Papst Franziskus ist das seit 70 Jahren sein Heimatclub San Lorenzo. Ein guter Kapitän war der Franziskus schon immer - aber kein guter Kicker. (Artikel von Juni 2016)