"Jetzt ist nur noch Gott über mir"
Frage: Herr Herbst, wie war es für Sie einen Film zu drehen, der zum Teil durch Fans der Serie finanziert wurde?
Christoph Maria Herbst: Super! Aber ich muss sagen, dass ich trotzdem keinen höheren Druck hatte. Mein Team und ich haben die Rolle genauso ernst genommen wie für die Fernsehserie. Alles andere fände ich auch kurios. Ich glaube wir durften den Kinofilm auch machen, weil wir Stromberg immer sehr ernst genommen haben. Die Leute haben gesehen, dass wir da unglaublich viel Herzblut reinpumpen. Das ist wohl auch ein Grund, warum wir so erfolgreich waren.
Frage: Bernd Stromberg ist ja schon ein sehr spezieller Typ. Mögen Sie ihn?
Herbst: Ich hab Stromberg nie als negative Figur gesehen. Ich muss den ja ein bisschen lieben, damit andere ihn hassen können. Privat bin ich überhaupt nicht wie er. Ich bin weder frauenfeindlich, noch latent rassistisch, noch brauche ich einen überdachten Parkplatz. Aber das sind doch alles Eigenschaften, weswegen wir den Bernd so gerne gleichzeitig in den Arm nehmen und in den Arsch treten wollen, auch wenn das physisch nicht möglich ist.
Frage: Wie sehr sind Sie mit der Rolle von Bernd Stromberg verbunden?
Herbst: Es ist eine sehr markante Rolle, aber ich weiß, dass es eben nur eine Rolle ist. Stromberg ist ja durch mich so geworden. Für mich ist es eher ein Kompliment, mit dieser Figur so identifiziert zu werden. Ich finde es toll, eine Figur kreiert zu haben, die in aller Munde ist. Stromberg ist mittlerweile zu einer Marke geworden, die man kennt.
Frage: Wie fühlte es sich an, mit dem Kinofilm auch die Ära Stromberg zu beenden?
Herbst: Am letzten Drehtag lagen wir uns schon in den Armen und haben wie die Schlosshunde geweint. Wir geben das alle nicht leichtfertig her. Zehn Jahre, das ist eine lange Zeit. Da sind auch viele Freundschaften entstanden. Wir haben vom ersten Jahr bis jetzt immer alles mit denselben Leuten gemacht - vor und hinter der Kamera. Da herrschte einfach ein guter Geist. Aber ich glaube mit dem Film ist jetzt auch alles erzählt, ich wüsste nicht, was jetzt noch kommen könnte.
Frage: Ein Blick in Ihre Vergangenheit: Sie waren als Messdiener aktiv, was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen?
Herbst: Die Kirche ist ja gerade in aller Munde. Und diese Münder, in denen sie sich befindet, haben fast alle Schaum vorm Mund. Aber meine Erinnerungen sind positiv. Wir hatten einen tollen Pfarrer. Die katholische Kirche schafft es, ihren Wortgottesdienst und ihre Eucharistie als große Inszenierung daherkommen zu lassen. Wie es im Theater das Donnerblech gibt, gibt es am Altar die Glocke, die ich als Ministrant oftmals bedienen durfte. Im Theater gibt es Trockeneis und Nebelmaschine, das war bei uns dann das Weihrauchfass. Da gibt es schon vergleichbare Dinge. In der Zeit habe ich gelernt, keine Scheu zu haben, verkleidet vor Leuten zu stehen und etwas zu behaupten, was ich nicht komplett verstehe.
Frage: Spielt die Kirche in Ihrem Leben heute noch eine Rolle?
Herbst: Ich lebe es nicht so wie früher. Also ich gehe jetzt nicht jeden Sonntag in den Gottesdienst. Aber ich würde mich nach wie vor als gläubigen Menschen bezeichnen. Und als jemand, der die Hoffnung nicht aufgibt, dass das hier nicht alles sein kann.
Frage: Der letzte Satz, den Stromberg im Film sagt ist "Jetzt ist nur noch Gott über mir" ...
Herbst: ... den habe ich improvisiert. Da sind wir doch wieder bei meiner Vergangenheit, vielleicht ist Gott mir doch näher als ich denke. Das passte so zu diesem Bild, das man am Ende sieht, das hohe Treppenhaus. Und es passt auch zu der Strombergschen Vermessenheit. Er hat auch so was ähnliches schon einmal in der Serie gesagt: "Als Chef bist du so einsam wie Gott". Den Satz habe ich damals ebenfalls improvisiert, den hat mir unser Autor auch durchgehen lassen, obwohl er sonst sehr kritisch ist.
Von Barbara Mayrhofer (KNA)