Jetzt liegt es auf dem Tisch
Insgesamt geht es um Werte von über einer Milliarde Euro. Hinter dieser Summe verbirgt sich ein vielgliedriges Gebilde finanzieller Strukturen. Wichtig sind vor allem vier voneinander unabhängige Körperschaften: Erstens das Bistum Limburg selbst, das den finanziellen Löwenanteil ausmacht, zweitens das Domkapitel, drittens der dem Bischof zugeordnete Bischöfliche Stuhl. Die vierte eigenständige Finanzeinheit ist die bistumseigene Schulstiftung.
Risikobewusst und unter Nachhaltigkeitskriterien
Bei jeder Körperschaft stehen sich jeweils Vermögen und Verpflichtungen gegenüber. Die Bilanzsumme des "Bistum Limburg" beträgt rund 909 Millionen Euro. Dieses Vermögen setzt sich zum größten Teil aus Geld- und Sachanlagen zusammen. Zu Letzterem zählen vor allem Immobilien wie Kirchen oder andere kirchliche Gebäude im Buchwert von 80 Millionen Euro. Die Finanzanlagen haben den ungleich höheren Wert von 703 Millionen Euro. Dabei handelt es sich vor allem um Wertpapiere. Wie Gordon Sobbeck, der Finanzdezernent des Bistums betonte, seien die Geldanlagen "risikobewusst, sind über mehrere Anlageklassen hinweg gestreut und berücksichtigen Nachhaltigkeitskriterien". Rund 6,7 Millionen sind etwa in einem gemeinnützigen Siedlungswerk angelegt, das zu zwei Dritteln Sozialwohnungen anbietet.
Einen großen Anteil der Verbindlichkeiten des Bistums Limburg machen die rund 204 Millionen Euro aus, die das Bistum für die finanzielle Versorgung von Geistlichen, Beamten und Pfarrhaushälterinnen im Alter anlegt. Um Baumaßnahmen in den Kirchengemeinden finanzieren zu können, hat es rund 136 Millionen Euro zurückgelegt, hinzu kommt eine Baustiftung im Volumen von rund 140 Millionen Euro. Für das weltkirchliche Engagement ist ein "Eine-Welt-Fonds" angelegt worden, der Erträge über 28 Millionen Euro ausweist.
"Wir sehen einen Trend, bei dem die Anzahl der Katholiken im Bistum Limburg sich strukturell verringert und der auch das Kirchensteueraufkommen langfristig sinken lassen wird. Nur durch sparsame Haushaltswirtschaft und konsequente Vorsorge können wir uns der Zukunft und den Ansprüchen der kommenden Generationen verantwortlich stellen", erläuterte Finanzdezernent Sobbeck. Diese Aussagen unterstreichen die aktuellen Kirchenaustrittszahlen, die ebenfalls am Freitag veröffentlicht wurden. Danach sind 2013 im Bistum Limburg mit 7.980 Menschen 3.527 mehr als im Jahr davor ausgestreten.
191 Millionen aus Kirchensteuern
Besonders interessant sind die Angaben über die Kirchensteuern. So verfügte das Bistums aus dieser Quelle im Jahr 2013 über 191 Millionen Euro. 57 Prozent davon (109 Millionen Euro), flossen in die Seelsorge der Pfarreien. Rund 22 Millionen Euro wurden in Verwaltung, synodale Arbeit und Immobilienverwaltung gesteckt, 15 in Schulen und Bildung investiert. Rund 14 Millionen gab das Bistum für soziale Aufgaben aus; in die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien flossen etwa 7 Millionen. Die Verwaltungsgebühren für den Einzug der Kirchensteuer betragen gut 5 Millionen Euro.
Im Vergleich mit dem Schwergewicht des Bistums Limburg spielen die anderen drei Körperschaften finanziell nur eine untergeordnete Rolle. Die Bilanzsumme des Domkapitels beträgt rund 4,4 Millionen Euro. Damit werden unter anderem die Mitarbeiter, die Limburger Dommusik sowie Küster- und Organistendienste finanziert.
Transparenz als Grundlage für Vertrauen
Die Bilanz des Bischöflichen Stuhls zu Ende des Jahres 2012 war schon im Frühjahr mit dem Prüfbericht der Bischofskonferenz veröffentlicht worden, der die ausufernden Kosten der Bauten auf dem Limburger Domberg untersuchte. Sie umfasst rund 92 Millionen Euro, auch die Investitionen für das "Diözesane Zentrum Sankt Nikolaus" sind darin enthalten. Finanzdezernent Sobbeck sagte, die Zahlen für das Jahr 2013 sollten nach der externen Prüfung des Jahresabschlusses noch 2014 erfolgen.
Zur Motivation für die Offenlegung der Bistumsfinanzen sagte Wolfgang Rösch, der Ständige Vertreter des Apostolischen Administrators, das Bistum befinde sich nach dem Finanzskandal der vergangenen Monate auf einem intensiven Weg der Aufarbeitung: "Für uns ist Transparenz eine wesentliche Grundlage für Vertrauen". Um das kirchliche Leben in den Pfarreien und darüber hinaus zu sichern, brauche es ein solides wirtschaftliches Fundament. Er nannte Transparenz, Wahrhaftigkeit und Nachhaltigkeit als Kriterien für das wirtschaftliche Handeln. Das Wichtigste sei: Die Menschen in der Diözese sollten die Freude am Glauben wiederfinden.