Ein satirischer Wochenrückblick von Alexander Brüggemann

Jungsträume oder: It’s a Lambo, stupid

Veröffentlicht am 18.11.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
War's das?

Bonn ‐ Ein Macho-Auto für den Papst: Der satirische Wochenrückblick von Alexander Brüggemann

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Wie viele Divisionen hat der Papst? Man weiß es nicht, schon seit Stalins Zeiten nicht. Doch am Mittwoch hatte er zumindest 610 PS, wenigstens kurzzeitig. Während in Bonn Tausende internationale Delegierte um minimale Fortschritte für das Weltklima rangen, überreichte die Firma Lamborghini dem Papst der Armen einen "Huracán", ein Monster zum Ladeneinstiegspreis von 180.000 Euro. Verbrauch in der Stadt 17 bis 20 Liter Super - nach Werksangaben. Prima Klima.

Klar, das Ding kommt dem Papst gar nicht erst in die Garage. Der Jungstraum mit dem brüllenden Macho-Triebwerk wird noch vor Car-Freitag versteigert. Aber Franziskus wäre nicht der Monaco Franze, der er ist, wenn er nicht noch einen draufsetzte: versteigert nicht für irgendwen– sondern zugunsten von Frauen, die Opfer von Prostitution und Menschenhandel wurden. Passt.

Und a propos: Mitten in der "MeToo"-Debatte kommt aus Alabama eine der unverfrorensten Rechtfertigungen für sexuelle Übergriffe auf Minderjährige. Der strengreligiöse Kandidat für den US-Senat Roy Moore, mit Belästigungsvorwürfen gegen eine junge Frau konfrontiert, erhielt bizarre Schützenhilfe vom staatlichen Rechnungsprüfer Alabamas, Jim Zeigler. "Maria war ein Teenager und Joseph ein erwachsener Zimmermann. Sie wurden die Eltern von Jesus", so Zeigler. Das sei vielleicht "ein bisschen ungewöhnlich", habe aber nichts "Unmoralisches oder Illegales".

Und was gab’s noch? Die Goldene Schwarzwurst etwa für Vatikanbotschafterin Annette Schavan für ihre Verdienste um die CDU. Und das Kolpingwerk Deutschland erwartet einen konsequenten Schutz des Sonntags. Dies müsse auch dann gelten, wenn der Heiligabend wie in diesem Jahr auf einen Sonntag falle, heißt es in einer Erklärung, die der Bundeshauptausschuss beschloss. Und wann? Am Sonntag... Mann, Leute.

Und sonst? Einbrecher haben in Paris aus einem Geschäft 69 Whisky-Flaschen im Wert von mehr als 650.000 Euro gestohlen. In Schweden ist die Jagd auf den Albino-Elchbullen Ferdinand abgeblasen, weil der sich in den vergangenen Tagen anständig benommen hat. In Ohio haben Henker nach 80 Minuten das Setzen einer Giftspritze abgebrochen. Sie konnten keine Vene finden. US-Präsident Trump nennt Nordkoreas Diktator unterdessen in einem Tweet nicht "klein und fett", macht Shakehands mit dem anderen notorischen Pöbler der Weltpolitik, Rodrigo Duterte von den Philippinen – und räumt nach dem jüngsten Kirchenmassaker in Texas ein, sein Land habe ein Problem mit psychisch Gestörten.

Im baden-württembergischen Pfinztal liegt allwöchentlich ein frisches Pfund Hackfleisch auf einem Bahngleis. Und in Simbabwe scheint endlich ein Ende des Erzpräsidenten Robert Mugabe in Sicht. Er hat sein Volk nicht nur um eine Hundertschaft bunter Clubjacken beraubt. Ansonsten: viel Jamaika, wenig Kakao. Gute Woche… Und jetzt schnell weg mit 325 Sachen. Vielleicht ist der Lambo noch zu haben.

Von Alexander Brüggemann