Käßmann weist Kritik an Reformationsfeiern zurück
Margot Käßmann hat Kritik am Reformationsgedenken zurückgewiesen. "Wenn die evangelische Kirche das Reformationsjubiläum nicht genutzt hätte, wäre ihr das als Riesenfehler vorgeworfen worden", sagte die Reformationsbotschafterin der Zeitbeilage "Christ & Welt" (Donnerstag).
Zu Beginn des Sommers seien die Besucherzahlen in Wittenberg zwar hinter den Erwartungen zurückgeblieben, das Interesse sei später aber deutlich gestiegen. "Ich bin da, was die nachträgliche Betrachtung des Reformationssommers angeht, zuversichtlicher als mancher Kommentator. Dieses Jubiläum wird in die Geschichte eingehen, als wirklich ökumenisch und weltoffen", sagte die 59 Jahre alte Theologin.
Besteht ein finanzielles Defizit?
Sie habe gehofft, dass "jede deutsche evangelische Kirchengemeinde in diesem Jahr einmal nach Wittenberg fährt". Viele hätten jedoch ihr eigenes Programm organisiert. Die frühere Ratspräsidentin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) verteidigte auch die Entscheidung, einen Großteil der Veranstaltungen nach Wittenberg zu legen: "Das Jubiläum war eine Riesenermutigung für die Christen in Ostdeutschland. Das kann man sich in den alten Ländern gar nicht vorstellen. Das kirchliche Leben war plötzlich wieder in der Öffentlichkeit präsent."
Ob am Ende die Kirche aufgrund geringerer Ticketeinnahmen finanzielle Defizite ausgleichen müsse, sei noch nicht ausgewertet, betonte Käßmann: "Falls ein Defizit besteht, werden wir das mit den Landeskirchen besprechen", so die frühere Bischöfin. Zudem erklärte sie, nicht an Geld und Zahlen zu denken und "eigentlich für die Inhalte zuständig" zu sein. Der hohe Aufwand, den die evangelische Kirche mit der Weltausstellung in Wittenberg betrieben hat, war zuletzt von verschiedenen Seiten kritisiert worden.
Angesprochen auf ihren baldigen Ruhestand, antwortete Käßmann, dass sie keine Angst vor Lageweile habe. "Da helfen schon meine vier Enkelkinder".
"Ich werde nächstes Jahr 60. Für mich kommt dann wirklich der Ruhestand", versicherte Käßmann. "Am 15. Mai 2018 ist mein letzter Arbeitstag. Danach nehme ich für den Rest des Jahres keine Termine mehr an." Allerdings habe sie als Pfarrerin ja den "perfekten Beruf: Wenn ich unbedingt mal wieder predigen will, lässt man mich sicher. Ich kann Bücher schreiben, Vorträge halten, falls ich mag."
Positiv bewertete die frühere Bischöfin ihre Aufgabe als Reformationsbotschafterin. "Ich kann meiner Kirche nur empfehlen, auch zu anderen Themen einen Botschafter zu ernennen", sagte sie. "Ich war bei Ärztekongressen oder Richtertagen. Wenn man etwas über die Reformation hören wollte, bin ich hingefahren. Da ist Kirche sonst nicht so präsent." (rom/KNA)