Ehemaliger Leiter der Päpstlichen Historikerkommission hält Kirchenausschluss Luthers für richtig

Kardinal Brandmüller: Martin Luther war Häretiker

Veröffentlicht am 11.04.2017 um 17:09 Uhr – Lesedauer: 
Ökumene

Stuttgart ‐ An Martin Luther scheiden sich gerade im Jahr des Reformationsgedenkens die Geister. Für den Historiker Kardinal Walter Brandmüller steht fest: der Ausschluss Luthers aus der Kirche war richtig.

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Der Reformator Martin Luther hat sich aus Sicht des deutschen Kardinals Walter Brandmüller im Irrtum befunden. "Ich betrachte ihn natürlich als Häretiker, er wurde zu Recht aus der Kirche ausgeschlossen", sagte Brandmüller in einem Interview für den ARD-Doku-Thriller "Die Luther Matrix".

Luther sei zwar einerseits hochintelligent und genial veranlagt gewesen, habe auf der anderen Seite aber unter großen psychischen Problemen gelitten. "Ich glaube nicht, dass er in der Lage war, sich selber infrage zu stellen", so der frühere Leiter der Päpstlichen Historikerkommission.

Kardinal Müller: "Ablasshandel war Betrug"

Auch der deutsche Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller äußerte sich in einem Interview für die Fernseh-Produktion zu Luther. Der Reformator habe mit seiner Kritik am Ablasshandel Recht gehabt. "Der Ablasshandel war ein Betrug an den Gläubigen", sagte der Präfekt der römischen Glaubenskongregation.

Die Kirche habe den Fehler gemacht, dass sie Luther exkommuniziert habe, ohne auf seine Anliegen eingegangen zu sein. "Man hätte kritischer unterscheiden müssen, was er eigentlich will", so Müller.

In "Die Luther Matrix" verbindet Regisseur Tom Oeckers eine fiktive Krimihandlung um einen Whistleblower im Bundeskanzleramt mit Experten-Interviews. Die SWR-Produktion ist am Dienstag um 23 Uhr in der ARD zu sehen. (rom/KNA)

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Kardinal Walter Brandmüller ist eine Ausnahmeerscheinung unter den neun deutschen Kardinälen. Seit seiner Aufnahme ins Kardinalskollegium durch Benedikt XVI. im November 2010 fiel der bayerische Kirchenhistoriker immer wieder durch klare Worte zu kontroversen kirchenpolitischen Themen auf. (Artikel vom Januar 2014)