Kardinal Marx trifft Dissidenten
In So Kien erinnerte Marx an die Geschichte christlicher Märtyrer, die seit 2.000 Jahren "um ihres Glaubens verfolgt, bedrängt und ermordet" würden. Christen seien freie Menschen; dies sei für Machthaber aller Art immer eine Bedrohung. Christen stünden dafür ein, dass sich kein Staat, keine Partei, keine politische Institution an die Stelle Gottes setzen könne, sagte Marx laut der Mitteilung vor mehr als 3.500 Zuhörern in der Basilika.
Das Gotteshaus von So Kien ist der zentrale Gedenkort für die vietnamesischen Märtyrer. Marx sagte, er erlebe in Vietnam "eine Kirche, die jung ist, eine Kirche voller Hoffnung und Freude, die mit Mut und großer Zuversicht in die Zukunft geht". Nach Vatikanangaben leben in Vietnam 6,6 Millionen Katholiken unter mehr als 90 Millionen Einwohnern. Die Zahl der Mitglieder wächst.
"Staat wünscht der Kirche eine gute Zukunft"
Zu seinen politischen Gesprächen in Hanoi sagte Marx, er habe "den Eindruck, dass man von staatlicher Seite der Kirche eine gute Zukunft wünscht". Die katholische Position schließe dabei die Forderung ein, "dass die Kirche frei wirken kann, auch in Bereichen der Erziehung und Caritas, etwa durch die Gründung von Schulen und Krankenhäusern", so der Kardinal. Hintergrund des Treffens von Marx mit Regierungsvertretern war ein geplantes neues Religionsgesetz. Die Bischöfe in Vietnam befürchten dadurch starke Einschränkungen.
Am Mittwoch standen für Marx der Besuch eines deutschen Wirtschaftsunternehmens sowie die Weiterreise in die Wirtschaftsmetropole Ho-Chi-Minh-Stadt auf dem Programm. Marx war am Freitag zu dem Besuch aufgebrochen; an diesem Sonntag kehrt er nach Deutschland zurück. (KNA)