Kasper will gemeinsames Christusfest
Die verschiedenen Konfessionen müssten heute gemeinsam lernen, von Gott auf neue Weise zu sprechen. Eine Chance dazu biete das bevorstehende 500-Jahr-Gedenken der Reformation 2017. Die "beste ökumenische Idee" in diesem Zusammenhang sei es, ein gemeinsames Christusfest zu feiern, wie es etwa der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, vorgeschlagen habe. Allerdings habe er bisher noch wenig davon gehört, so Kasper, wie dies konkret umgesetzt werden solle.
Ein gemeinsames Abendmahl für Katholiken und Protestanten werde es bis 2017 wohl noch nicht geben, meinte der Kardinal. Papst Franziskus habe bei seinem Besuch in der lutherischen Gemeinde Roms deutlich gemacht, dass er eine solche Entscheidung nicht treffen könne, zugleich aber vor allem die in konfessionsverschiedenen Ehen lebenden Menschen ermutigt, diese Frage im Gebet weiter zu bedenken. Gerade für diese Gruppe stelle sich "dringend" die Frage nach "Übergangsformen", fügte Kasper hinzu.
Spannungen zwischen Kirchenrecht und pastoraler Praxis
Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Rom, seien die Spannungen zwischen dem Kirchenrecht und der pastoralen Praxis nicht zu übersehen. Es werde aber keine generellen Lösungen nach dem Motto geben: "Jeder kann kommen", betonte Kasper. Voraussetzung sei die innere Zustimmung zu dem, was in dem Sakrament geschehe.
Kasper sprach zum Abschluss einer Ringvorlesung der "Guardini-Professur" zum Reformationsgedenken. Die Guardini-Stiftungsprofessor für Religionsphilosophie und Katholische Weltanschauung ist an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität angesiedelt. Benannt ist die seit zwölf Jahren bestehende Professur nach dem Philosophen und Theologen Romano Guardini (1885-1968). Er hielt von 1923 bis 1939 an der damaligen Friedrich-Wilhelms-Universität viel beachtete Lehrveranstaltungen. Die Professur hat derzeit der italienische Philosoph Ugo Perone inne. (KNA)